Subsidiarität – politische Verkürzung eines sozialethischen Prinzips
Die Begrüßung übernahm P. Alois Riedlsperger von den Jesuiten. Am Podium zu sehen: Dr. Markus Schlagnitweit (links), Dr. Christoph Konrath (rechts). (c) Daniela Ebeert
Unter der Moderation von ksoe-Direktorin Magdalena Holztrattner sprach Christoph Konrath, Abteilungsleiter in der Parlamentsdirektion, mit Theologe und Sozialethikexperte Markus Schlagnitweit über aktuelle politische Tendenzen, die Rolle der EU und die Gefahr der Zweckentfremdung dieses Begriffs aus der Soziallehre.
In aktuellen politischen Diskursfeldern, Schlagnitweit nannte Europapolitik, Sozialpolitik, Verwaltungsreform, würde die Subsidiarität oft einseitig auf eine „Nichteinmischung“ verkürzt, so der Soziallehreexperte. Als „Prinzip Eigenverantwortung“ diene es dann zur Begründung von politischen Optionen, die nationale oder regionale Eigeninteressen priorisieren, den Sozialstaat reduzieren oder der Wahrung von Macht und Einfluss dienen.
Konrath betonte, dass die Subsidiarität auch auf politischer Ebene viel Bedeutung habe, aus EU-Perspektive ermöglichte sie bereits viele politische Blockaden zu überwinden und neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Allerdings wies er darauf hin, dass der Begriff an sich viele Bedeutungsinhalte hat und sprach sich dafür aus, die Diskussion darüber in breiterer Öffentlichkeit zu führen. Einig war man sich darüber, dass auch das Strukturprinzip Subsidiarität nicht ohne Solidarität in der Gesellschaft auskommt.
Die ksoe-Frühstücke sind eine gemeinsame Veranstaltung von Katholischer Sozialakademie Österreichs und den Jesuiten Österreichs.
[rsonnleitner]