„RADIO“ – Salvatorianer-Pfarre St. Michael und Angewandte Wien initiieren Kunstinstallation für guten Zweck
(c) Thomas Hitchcock/Angewandte Wien
Wärme spenden
Die kollaborative Arbeit von Marlene Posch und Raphael Haider arbeitet mit der Verschränkung von Material. Das Narrativ ihrer Installation bildet die Kälte in den Kirchenräumen während der Wintermonate. Heizstrahler werden hier als Licht- und Wärmequelle eingesetzt, wobei das Augenmerk auf der maximalen Wärmeausbeutung gelegt wird. Montiert sind die Heizstrahler auf Alurohren, die unter der Hitze des Heizstrahlers nachzugeben scheinen. Das kalte Material verliert durch den Einfluss der Hitze scheinbar ihre ursprüngliche Form. Die Lichtobjekte wachsen an den Rohren bis zu vier Meter weit über die Köpfe der Besucher hinaus.
Der bewusste Einsatz eines Alltagsgeräts, dessen Leistung sich auf die Abgabe von Wärme fokussiert, lässt die wenig effiziente Lichtquelle zu einer Wärme spendenden Skulptur werden, die eine soziale Funktion hat: Besucherinnen und Besucher sollen sich angeregt fühlen, näherzutreten und sich aufzuwärmen.
Kapellen sprechen
Die Mehrkanal-Soundinstallation von Daniel Stolzlederer lädt zu einem omnipräsenten Austausch zwischen der Kirche und ihren Besucher*innen ein. In den sechs Seitenkapellen, die sich an den Längsseiten der Michaelerkirche befinden, wird jeweils ein Lautsprecher installiert. Über mehreren Stunden kommunizieren die Räumlichkeiten durch abstrahierte „Stimmen“ miteinander. Diese Stimmen entstehen durch den Einsatz von und Manipulierung von Samples-Aufnahmen und analogen Synthesizern. Jeder Kapelle erhält eine eigene Klangfarbe, die auf die Widmung der Kapelle referenziert. In abwechselnden Abständen beginnen die Kapellen zu „sprechen“. Um das komplette Gespräch zu hören, muss man von Kapelle zu Kapelle zu wandern; diese Pilgerreise dauert ca. vier Stunden.
Der Klang des Religiösen
Die Soundinstallation von Rosa Anschütz nennt sich „Radio Maria“ und setzt sich mit dem gleichnamigen Internetradio auseinander. Das Radioprogramm wird in über 80 Ländern, von Macao bis Kasachstan, weltweit live im Internet übertragen. In ihrer Soundinstallation überträgt die Künstlerin alle Länderausstrahlungen – und das zur gleichen Zeit. Durch die Überlagerungen entsteht ein eigener Klang, eine eigene Wellenform. Es bleiben nur Fragmente der einzelnen Sender – das Religiöse abstrahiert sich.
Hilfe für Obdachlose in Temeswar
„Gerade in den Adventwochen wollen wir zeigen, dass Kirche ein Raum ist, der allen Menschen Wärme spendet“, bringt es der Salvatorianer P. Erhard Rauch, Pfarrer von St. Michael und ehemaliger Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, auf den Punkt. „Diese Symbolik haben wir wortwörtlich genommen: Unsere Besucher*innen können sich bei diesen Lichtskulpturen aufwärmen.“ Wer will, kann sich mit einer Spende bedanken; diese geht an das „P. Jordan Nachtasyl“ in Temeswar, das von der Caritas Vorort betreut und von den Salvatorianern unterstützt wird. Rund 100 Obdachlose finden im Nachtasyl im bitterkalten Winter Wärme und Licht.
(c) Manu Nitsch/Salvatorianer
„RADIO“ ist die zweite Kooperation der Universität für Angewandte Kunst mit der Salvatorianer-Pfarre St. Michael. „Wir freuen uns, dass wir mit jungen Künstlerinnen und Künstlern zusammenarbeiten“, betont P. Erhard Rauch. „Kirche braucht jungen Input.“
RADIO
Eine Kunstinstallation der Universität für Angewandte Kunst und der Salvatorianer-Pfarre St. Michael
27. November bis 18. Dezember 2019
Eröffnung: 27. November 2019, 19.30 Uhr
Kirche St. Michael, Michaelplatz 1, 1010 Wien
Die Salvatorianer möchten im Advent dazu einladen, eine Spende für das „P. Jordan Nachtasyl“ in Temeswar zu geben.
Spendenkonto: „Salvatorianer weltweit“, IBAN: AT36 6000 0000 0231 9452, Kennwort „Wärme spenden“.
[rsonnleitner]