Religion unverzichtbar für Gesellschaft
Zum traditionellen Adventempfang lud Bundeskanzlerin Bierlein sämtliche Vertreter aller Religionen ein. Hier im Bild mit den Spitzen der Ordensgemeinschaften Österreich Abt em. Christian Haidinger, Sr. Beatrix Mayerhofer und Generalsekretär Peter Bohynik. (c) Andy Wenzel, Bundeskanzleramt
Bierlein hob das zentrale Gut der Religionsfreiheit als eine wesentliche Grundlage der Gesellschaft hervor. Es brauche die Garantie, die eigene Religion in Sicherheit und Frieden ausüben zu können. Zugleich kritisierte sie, dass weltweit noch immer viel zu viele Menschen wegen ihrer Religion verfolgt und in ihrer Würde verletzt würden.
Recht auf freie Religionsausübung ein hohes Gut
Die Vertreter der Religionsgemeinschaften Österreichs seien sich dessen bewusst, dass das Recht auf freie Religionsausübung ein hohes Gut darstellt, das so keineswegs selbstverständlich ist, sagte Erzbischof Lackner in seinem Grußwort. In zahlreichen anderen Ländern würden Menschen aufgrund ihrer religiösen Einstellung verfolgt, bedauerte auch Erzbischof Lackner: "Wir sind davon überzeugt, dass dies nicht nur ein schweres Unrecht gegen die Würde des Einzelnen ist, sondern auch zum Schaden der ganzen Gesellschaft geschieht.
Der Erzbischof zitierte den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski: "Offensichtlich können Einzelne hohe moralische Standards aufrechterhalten und zugleich areligiös sein. Dass auch Zivilisationen das können, bezweifle ich." Religionen stellten einen Sinnhorizont zur Verfügung, der sich stimulierend und motivierend auf das moralische Verhalten auswirken kann, wies Lackner hin. Außerdem befreie ein religiöser Horizont von Bindungen an Begrenztes und übernehme damit eine kritisierende Funktion gegenüber innerweltlichen Ungerechtigkeiten.
Erzbischof Franz Lackner OFM sprach in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn OP. (c) Paul Wuthe, kathpress
Dialog darüber, was das Gute konkret ist
"Wenn eine ganze Gesellschaft daher jegliche religiöse Rückbindung verliert, die Verbindung mit einem gleichsam unterirdischen Glaubensstrom, dann wird auch der einzelne jene hohen Standards in seiner Lebensführung nicht aufrecht zu erhalten vermögen", sagte der Salzburger Erzbischof wörtlich und weiter: "Zwischen uns allen, die wir hier versammelt sind, besteht Konsens darüber, dass wir die Verbreitung des Guten zum Wohle aller Menschen unseres Landes unterstützen wollen." Freilich: Das Gute liege für niemanden immer ohne weiteres auf der Hand. In vielen Situationen müsse man sich erst in gesellschaftlichen und religiösen Debatten darüber im Klaren werden, was nun das Gute konkret sei. In diesem Sinne sei auch das gute Miteinander und der ständige Dialog bzw. Diskurs zwischen staatlichen Stellen und Religionsgemeinschaften so wichtig, betonte Lackner.
Der Erzbischof hatte in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn, der sich nach seiner Krankheit auf Kur befindet, das Wort ergriffen. Kanzlerin Bierlein übermittelte dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz die besten Genesungswünsche. Erzbischof Lackner bedankte sich im Namen aller Religionsgemeinschaften Österreichs für den guten Austausch, der mit den öffentlichen Stellen besteht. "Diese positive Gesprächskultur trägt maßgeblich dazu bei, dass wir uns als Religionsgemeinschaften in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens in Österreich konstruktiv einbringen, Impulse geben können und zugleich wertvolle Anregungen für unsere eigenen Entscheidungsprozesse erhalten", sagte Lackner wörtlich.
Quelle: kathpress
[mgsellmann]