Lockdown in Südafrika
Mariannhiller Missionsschwestern betreuen auch Waisenkinder © CPS Südafrika
"Ich bekomme Anfragen per Telefon, E-Mail und Skype wie es hier aussieht bezüglich Corona und wie es mir geht.
Seit 27. März haben wir den sogenannten Lockdown, alles ist unter Schloss und Riegel wie in Europa. Noch zusätzlich ist der Verkauf von Zigaretten und Alkohol verboten. Am Tag nach der Einführung des Lockdowns sind Massen von Menschen aus Johannesburg und anderen großen Städten aufs Land geflohen. Polizei und Militär waren machtlos. In den großen Townships und Slums leben die Leute so dicht aufeinander, an soziale Distanz nicht zu denken. Auch hier gab es sofort Panik-Einkäufe. Ein paar Tage nach dem Lockdown, das war Monatsende, wurden die Alterspensionen und Regierungszuschüsse ausgezahlt. Ich habe es in Mthatha erlebt. Die Auszahlungen erfolgen noch meist in Cash, Bargeld. Der Empfänger muss persönlich sein Geld in Empfang nehmen. Vor dem Postamt standen lange Schlangen von Menschen und mussten stundenlang warten. Niemand hatte einen Gesichtsschutz, von Distanz zum anderen keine Spur.
Die Stadt Mthatha liegt in der südafrikanischen Provinz Ostkap und zählt knappe 100.000 Einwohner.
Bei Begräbnissen dürfen bis zu 50 Menschen teilnehmen. In Europa hat fast jeder ein Auto, um einkaufen zu fahren, zum Arzt oder zur Arbeit zu kommen. Hier hängen die meisten Leute von den „Taxis“ ab. Es sind Kleinbusse für etwa 15 Passagiere. Sie dürfen nur zwischen 5 bis 9 Uhr früh und zwischen 4 bis 8 Uhr abends auf der Straße sein. Die Regierung hat die Bestimmungen immer wieder korrigieren müssen. Zuerst hieß es: nur 50% der zugelassenen Passagiere, dann 70% und jetzt 100%, aber alle müssen Gesichtsschutz tragen. Aber woher holen?
Die Ausgangssperre wurde zuletzt bis Ende des Monats verlängert. Bis heute (22. April) gibt es `nur´ 58 Tote und weniger als 3.500 Infizierte. Tests wurden erst langsam durchgeführt. Man fragt sich, warum so niedrige Zahlen? Die Vorschriften werden bei weitem nicht so genau eingehalten wie in Europa. Wie kann das auch möglich sein, wenn in Slums fünf Menschen in einer kleinen Blechhütte wohnen, oder wenn 20 Haushalte das Wasser von einem Wasserhahn in der Straße bekommen?"
P. Winfired Egler CMM
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Zur Person:
Winfried Egler von den Mariannhiller Missionaren – deren Sitz ist in OÖ im Schloss Riedegg, Gallneukirchen - ist seit 1968 als Missionar in Südafrika tätig. Er wird heuer 80 Jahre alt und lebt nun in einem eigenen kleinen Haus neben 40 Missionsschwestern – darunter die Oberösterreicherin Sr. Corda Maria Waldhör CPS - , die ein Heim für 60 Findlingskinder, eine Schule für körperbehinderte Kinder und ein Rehabilitationszentrum führen, wo schulentlassene junge Erwachsene einen Beruf erlernen können. All diese Gebäude stehen derzeit leer, nur die Waisenkinder werden noch betreut.
[elisabeth mayr]