Abschied von Bischof Weber: "Wir sind gemeinsam Kirche!"
Sr. Sonja Dolesch, Provinzoberin der Franziskanerinnen, überreichte Bischof Weber ein Geschenk zum 90. Geburtstag. (c) Gsellmann
»Ich darf hier in Vertretung für die Ordensfrauen der Steiermark stehen und verneige mich mit großem Respekt und in Ehrfurcht vor unserem Altbischof Johann Weber. Schon in den 1970er-Jahren galt seine Hirtensorge in besonderer Weise auch den Ordensfrauen seiner Diözese. Sie sollten im Geist des II. Vatikanischen Konzils am Sendungsauftrag der Kirche teilnehmen. Er prägte den Ausspruch:
„Übersiedlung vom Nebengebäude ins Hauptgebäude.“
Bischof Weber hatte dafür keine besonderen Pastoralpläne. Sein Zugang war: Zuwendung, Hinschauen, Hinhören und viel Zeit, um miteinander nachzudenken; gemeinsam auf Suche zu gehen; miteinander unterwegs zu sein und „über den Zaun zu schauen“.
Er initiierte regelmäßige Treffen mit Schwestern der verschiedenen Gemeinschaften, zunächst im kleinen Kreis – dann entstanden daraus mehrtägige Bildungs- und Begegnungstage mit dem Bischof auf Schloss Johnsdorf. Sie dienten dem gegenseitigen Kennenlernen und dem geistigen Austausch, immer waren sie getragen vom tiefen, fröhlichen Gottvertrauen des Bischofs. Sein unkompliziertes Mit-uns-Sein hat den Tagungen eine besondere Qualität verliehen.
Diese Tage zeigten uns:
- Wir sind gemeinsam Kirche!
- Auch die Vielfalt der Berufungen von Frauen stärkt die Kirche in unserem Land
Zum 90er ließ es sich Bischof Johann Weber nicht nehmen, seine Ordensfrauen zu besuchen. © Gsellmann
Großes Vertrauen in die Ordensfrauen
Bischof Weber schenkte den Schwestern großes Vertrauen und hat sie als Gemeindeassistentinnen in priesterlose Pfarren gesandt. Das war weit über die Diözese und Österreich hinaus ein neues und mutiges Projekt. Zutiefst von der Wirkkraft des Gebetes überzeugt, hat er auch die kontemplativ lebenden Schwestern gefördert. Den Karmelitinnen ließ er größtmögliche Unterstützung zukommen und half wesentlich bei der Gründung ihrer Klöster am Heiligen Berg in Bärnbach und Maria Jeutendorf in Niederösterreich.
Seine Art, mit Menschen umzugehen, war besonders. Er verstand es, sich dem Gegenüber persönlich zuzuwenden und sich über die Begegnung von Herzen zu freuen; das machte ihn wohl zum „Herzbischof“.Er war ein Segen – den er als Bischof vielmals erteilte; aber auch er als Bischof bat beim Auseinandergehen oft um den Segen mit dem Kreuzzeichen auf die Stirn. Das hat mich immer wieder tief berührt.
Das Gedenken an Bischof Weber erfüllt uns Ordensfrauen mit großer, tiefer Dankbarkeit. In den letzten Monaten sagte er gerne:
„Ich betrachte den tanzenden, lächelnden Gott, der immer wieder sagt … ich bin da!“
Das Bild vom tanzenden Gott von Sr. Basilia Gürth ist auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin auch auf seinem Sterbeandenken! Gott ist nun ganz da bei ihm. Er möge sein Leben zur Vollendung führen und ihn teilhaben lassen an seiner Herrlichkeit in Frieden und unverlierbarer Freude.«
Sr. Sonja Dolesch
Provinzoberin
Franziskanerinnen Graz