Im Porträt: Kreuzherren mit dem Roten Stern
Die Kreuzherren mit dem Roten Stern von der Wiener Karlskirche. (c) Kreuzherren
*Im Porträt ist eine Serie, die regelmäßig in der Zeitschrift "Ordensnachrichten" erscheint.
Der 17. September 2017 war für den „Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern“ ein erinnerungswürdiges Datum: An diesem Sonntag feierte der Konvent in der Karlskirche eine Festmesse anlässlich des 780. Jahrestages der päpstlichen Anerkennung durch Papst Gregor IX.
Der Ritterorden geht auf eine Gründung der heiligen Agnes von Böhmen im Jahr 1233 in Prag zurück. Ursprünglich bestand die Gemeinschaft aus Laien, die zu Beginn tatsächlich einige militärische Aufgaben übernahmen; darauf weist auch ihr Kürzel O.Cr. hin, das vom Lateinischen Ordo militaris Crucigerorum cum rubea stella abstammt. Die Kreuzherren übernahmen den Schutz und die Befestigung der Judithbrücke (der späteren Karlsbrücke) in Prag. In der Nähe bauten sie ihr Kloster und ein Spital, und bald bestand die Hauptaufgabe der Gemeinschaft in der Krankenpflege und in der Gründung eigener Spitäler; in ihrer Blütezeit unterhielten sie in Böhmen, Mähren und Schlesien bis zu 60 Krankenhäuser. Noch im 18. Jh. wirkten im Orden auch Laienbrüder, später allerdings nur mehr Priester, die bis heute Pfarren betreuen und in der Seelsorge tätig sind.
Die Kreuzherren sind mit der Seelsorge der Karlskirche betraut worden. (c) Laurenz Kleinheider
Seit 1733 in der Karlskirche in Wien
Es war Kaiser Karl VI. (1685-1740), der den Orden 1772 nach Wien holte und ihm ein Jahr später die Seelsorge an der neu errichteten Kirche übergab, die er nach seinem Namenspatron Karl Borromäus, dem Schutzpatron der Armen und Kranken, benannte. Dazu betreuten die Ordensmänner auch ein Hospital. „Das war der ausdrückliche Wunsch des Kaisers, deshalb hat er uns Kreuzherren die Kirche auf ewige Zeiten anvertraut“, erzählt P. Peter Fiala. Er und sein Mitbruder P. Vaclav Sladek sind die beiden ständigen Kreuzherren in Wien. Der Provinzial (und Rektor der Karlskirche) P. Marek Pucalik pendelt als Dritter im Bunde zwischen Wien und Prag, unterstützt seine Mitbrüder administrativ und vertritt die Interessen der Provinz Österreich.
Das Spital (in der Kreuzherrengasse 1 in Wien IV) existiert schon lange nicht mehr; an seiner Stelle befindet sich heute das Kreuzherren Palais, das den Provinzsitz der Gemeinschaft und Wiens einzige Ordens-Musikschule (2016 gegründet) beherbergt.
Die Kreuzherren können auf eine sehr wechselvolle Geschichte mit vielen Hochs und Tiefs zurückblicken. Am schwersten traf sie aber, dass 1950 alle Klöster von der kommunistischen Regierung der damaligen Tschechoslowakei aufgehoben wurden, was fast das Ende der Gemeinschaft bedeutet hätte. 1990 wagte der damalige Großmeister Ladislav Sirový mit der auf sieben Mitglieder zusammengeschmolzenen Gemeinschaft einen Neuanfang. Heute gehören 20 Patres und zwei Novizen dem Orden in Prag und in Wien an.
[robert sonnleitner]