275 Jahre Elisabethinen in Linz
Blick auf die Elisabethinen, "Liesln" heute. (c) Elisabethinen
Mit 19. November 2019, dem Gedenktag der hl. Elisabeth, startete offiziell das Jubiläumsjahr anlässlich 275 Jahre Elisabethinen Linz. Die bekannten und weit über die Grenzen von Linz hinaus beliebten „Liesln“ begleiten, basierend auf dem Grundauftrag und an die jeweilige Zeit angepasst, Menschen in individuellen Lebenssituationen. Ihr Credo: Die aktuellen Bedürfnisse der Menschen erkennen und Antworten darauf geben. „Das 275-jährige Jubiläum erfüllt uns gleichermaßen mit Demut und Dankbarkeit. Dankbarkeit im Hinblick auf die Gründerin, ihren Auftrag, der uns tagtäglich erfüllt und auf all das, was die Generationen von Elisabethinen bisher geschaffen haben. Und mit Demut gehen wir an alle zukünftigen Herausforderungen heran und freuen uns was daraus entstehen wird“, so Sr. Barbara Lehner, Generaloberin und Geschäftsführerin der Elisabethinen Linz-Wien.
"Wir müssen die Menschen wieder froh machen": Die Elisabethinen Linz Wien. (c) Elisabethinen
Tatkräftige Ordensfrauen
Lange Zeit waren es ausschließlich die Ordensfrauen, die die Geschicke der elisabethinischen Einrichtungen in Linz gelenkt haben. „Wir haben rechtzeitig erkannt, dass es alleine nicht mehr geht, aber wir wollen auch weiterhin aktiv in unseren Einrichtungen sein“, so Sr. Barbara Lehner. Seit einigen Jahren hat sich ein Miteinander von Ordensfrauen und weltlichen Mitarbeitern bei den Elisabethinen etabliert, das sich bestens bewährt. So gehört beispielsweise der Geschäftsführung der Elisabethinen-Holding neben der Generaloberin auch ein weltlicher Geschäftsführer an. „Wir haben den großen Vorteil, dass der Orden immer maßgeblich in der Gestaltung dabei ist. Durch die aktive Mitgestaltung seitens der Ordensleitung gerät der ursprüngliche Auftrag der Elisabethinen nie in Vergessenheit“, ist Mag. Kaplinger überzeugt.
Heute: Die Elisabethinen im Garten der "Liesln" in Linz. (c) Elisabethinen
Die Entstehung der Elisabethinen
Die Initiative für die Klostergründung war von der jungen Elisabethinerin Maria Innocentia – geborene Ernestine von Sternegg – ausgegangen. Die Tochter einer alteingesessenen Wiener Apothekersfamilie begab sich im Alter von 27 Jahren in das Wiener Elisabethinenkloster. Beindruckt von der hingebungsvollen Krankenpflege ihrer Mitschwester Maria Viktoria vom heiligen Joseph, reifte in Innocentia der Plan, ihr von ihrem Vater geerbtes Vermögen für die Stiftung eines Klosters und Krankenhauses zu verwenden. Als mögliche Standorte kamen die Städte Brünn, Ölmütz und Linz in Frage. Das Los entschied, das schließlich auf Linz fiel.
Die Idee, ein neues Kloster mit angeschlossenem Krankenhaus zu errichten, wurde zu Beginn, aus Angst vor einer Belastung der öffentlichen Hand, seitens der Stadt Linz abgelehnt. Trotz dieser Vorbehalte erteilte der Passauer Bischof völlig überraschend am 6. Jänner 1745, in Einverständnis mit dem Linzer Klerus, doch den Konsens zur Klostergründung. Dieser Stimmungsumschwung war wohl durch mehr oder weniger starken Druck des Wiener Kaiserhofes zustande gekommen. Am 26. April 1745 erfolgte schließlich die landesfürstliche Zustimmung für das Bauvorhaben, mit dem am 1. September 1745 bereits gestartet wurde.
Das Kloster der Elisabethinen um 1755. (c) Elisabethinen
Bis zur Fertigstellung wurden die Schwestern im Kirchstetterhaus im Kapuzinerfeld (heute Herrenstraße 35) untergebracht. Im April 1749 wurde das Kloster feierlich eröffnet und seiner tatsächlichen Bestimmung übergeben. Am 29. April 1762 starb die Stifterin des Linzer Konvents Ernestine von Sternegg im Alter von nur 51 Jahren. Die Geschichte der Ernestine von Sternegg ist bis heute in der Erinnerungskultur der Elisabethinen präsent, und bis heute wurde nicht vergessen, dass alles, was seither folgte, auf ihrer einsamen Entscheidung ein Kloster zu gründen, fußte.
Nach dem Tod der Ernestine von Sternegg war die Präsenz der zweiten Stifterin Maria Anna von Baumbach sowohl finanziell wie auch moralisch eine wichtige Stütze der Ordensgemeinschaft. Dank dem von ihr gestifteten Vermögen konnte ein weiteres wichtiges Bauprojekt realisiert werden – die Errichtung der Klosterkirche. 1762 wurde mit dem Bau des Gotteshauses, nach dem Vorbild der Karlskirche in Wien, gestartet. Knapp vier Jahre später war der Kirchenbau fertiggestellt und wurde am 25. Oktober 1768 gesegnet und in Betrieb genommen.
Stürmische Zeiten
Die josephinischen Reformen, der sogenannte „Klostersturm“, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts lösten auch bei den Elisabethinen große Ängste aus. Die Aufhebung blieb dem wohltätigen Orden erspart, Konvent und Kloster gingen aus dem Klostersturm sogar gestärkt hervor. Die neue Bezeichnung als das „Allgemeine weibliche Krankenhaus“ der Stadt Linz, war Auftrag und Bestätigung zugleich, und wies dem Krankenhaus eine bedeutendere Rolle zu als je zuvor.
Strenge Hygienevorschriften und moderne chirurgische Eingriffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (c) Elisabethinen
Sprung in die Moderne
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzte ein Modernisierungsschub ein, der das Gesicht des Krankenhauses nachhaltig verändern sollte: Durch das Engagement des damaligen Primars Dr. Friedrich Ehrl und der Oberin Sr. Johanna Vögerl fanden die „Liesln“ Anschluss an die moderne Chirurgie und den damals geltenden Hygienestandards. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die wirtschaftlich prekäre Nachkriegszeit stellten den Orden und sein Krankenhaus in der Folge vor große finanzielle Probleme, die erst durch Erlangung des Öffentlichkeitsrecht ein Ende fanden: Mit Dekret der OÖ. Landesregierung vom 13. Juli 1926 wurde dem Krankenhaus das Öffentlichkeitsrecht und der Titel „Öffentliches Krankenhaus der Elisabethinen“ verliehen. Es blieb eine Privatanstalt, verfügte von nun an jedoch über das Recht, von Bemittelten die zu jener Zeit üblichen Verpflegungsbeiträge einzuheben.
"Krankensaal 1" der Elisabethinen Linz um 1920. (c) Elisabethinen
Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Krankenhaus von jeder gesundheitspolitischen Vereinnahmung verschont, doch war der Einfluss auf das tägliche Leben groß. Neben der Knappheit der Mittel waren es vor allem die hohen Aufwände für den Luftschutz, die Krankenhaus und Konvent belasteten. Man sehnte das Kriegsende herbei.
Im Laufe der Geschichte gab es auch immer wieder großangelegte Umbaumaßnahmen im Krankenhaus der Elisabethinen. Einerseits, um den steigenden Ansprüchen der Patienten gerecht zu werden, andererseits um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Vordenker
„Wir sind als Orden seit jeher dazu verpflichtet, mit dem was wir haben sinnvolles zu ermöglichen“, erklärt Sr. Barbara Lehner, Generaloberin und Geschäftsführerin der Elisabethinen Linz-Wien. „Und wir sind überzeugt davon, dass gute Qualität sich langfristig bezahlt macht und gleichzeitig eine Atmosphäre schafft, die für Menschen das Frohsein erleichtert. Egal ob es unsere Mitarbeiter sind, unsere Patienten, Kunden oder Besucher.“
Das Kloster heute: Ein Bau, der den modernen Ansprüchen an Medizin und Spitalsaufenthalt gerecht wird. (c) Elisabethinen
Heute sind die Elisabethinen in Linz, die sogeannten "Liesln" zwar ein hochmodernes Krankenhaus, in den letzten Jahren hat man aber auch andere Bereiche neu aufgebaut. Ein besonderer Fokus liegt zurzeit auf den Bereich der Gesundheit bis ins hohe Alter - wovon das medizinische Fitnessstudio "health" und das ganzheitliche Zentrum "elisana" zeugen. Aber es wurde auch in Wohnprojeke investiert, wo bewusst Wohnformen für ältere Generationen geschaffen werden.
Erwähnenswert ist auch das beherzte Engagement des Krankenhauses im Bereich Trauerbegleitung: Das Kompetenzteam zur Begleitung trauernder Kinder und Jugendlicher hat 2018 den Preis der Orden gewonnen.
Hinweis: Die großen Feierlichkeiten, die für 2020 geplant waren, wurden wegen Corona auf 2021 verschoben. Das aktuelle Programm gibt es hier.
Die Elisabethinen stellen sich vor. (c) Elisabethinen
Quelle: Elisabethinen Linz
[elisabeth mayr]