Sr. Gertrud Müller ist neue Hausoberin im Antoniushaus
Die gebürtige Vorarlbergerin lebte davor in der Schwesterngemeinschaft in Hall, bevor sie zurück in ihre Heimat berufen wurde. (c) Antoniushaus
Drei Herausforderungen
Sr. Gertrud Müller wurde 1940 in Frastanz geboren. Mit 16 Jahren ist sie ihrer Berufung gefolgt und in den Orden der Barmherzigen Schwestern zum Heiligen Kreuz eingetreten. Sie war sehr jung, aber sie habe damals die Werbeart Gottes erlebt und weiß bis heute sie, dass sie das Richtige gemacht hat.
Mathe, Physik und Bio
Drei große Herausforderung habe sie in ihrem Leben gemeistert, erinnert sich Sr. Gertrud. Die erste kam gleich nach dem Ordenseintritt. Man suchte eine neue Aufgabe für die junge Novizin und entschied sich dafür, sie zur Hauptschullehrerin ausbilden zu lassen. Sie unterrichtete im Institut St. Josef in Feldkirch die Fächer Physik, Mathematik und Biologie, damals fast ausschließlich Männerdomäne: "Bei Fortbildungen war ich über 20 Jahre lang oft die einzige Frau." Unterkriegen ließ sie sich nicht, wurde schließlich sogar Direktorin der Schule, wobei sie weiterhin die vierten Klassen in Religion unterrichtete.
Wechsel nach Hall
Die zweite Herausforderung kam dann in der Pensionierung. Zu Beginn hat sie noch in der Schule - hauptsächlich in der Küche - mitgeholfen. Doch der Orden hatte andere Pläne für die erfahrene Hauptschuldirektorin. So wurde sie nach Hall berufen, um im dortigen Pflegeheim der Kreuzschwestern mitzuhelfen. "Die Arbeit in der Pflege habe ihr Menschenbild noch einmal vertieft", so Sr. Gertrud. Als dort eine neue Oberin gebraucht wurde, fiel die Wahl auf Sr. Gertrud.
Umbruch mit 80 Jahren
Die dritte Herausforderung kam dann in diesem Jahr, als die mittlerweile 80-Jährige als Hausoberin des Antoniushauses eingesetzt wurde. Mitte April - während des Corona-Lockdowns - verließ sie ihr Quartier in Hall und kehrte zurück nach Feldkirch. Der Abschied von Tirol fiel Sr. Gertrud nicht leicht, umso herzlicher war der Empfang, der ihr trotz Coronakrise bereitet wurde. Mitte Mai übernahm sie dann offiziell die Leitung des Antoniushauses, wo ein Altenpflegeheim, vier Kindergärten sowie einige Kreuzschwestern untergebracht sind.
Sr. Gertrud arbeitet - wie auch ihre Mitschwestern vor Ort - nicht mehr direkt in der Pflege. Ihre Aufgabe liegt vielmehr in der "Gestaltung des spirituellen Umfelds". Sie merke aber, wie wichtig für die Heimbewohner die Anwesenheit der Schwestern sei: "In der Nähe des Sterbens fragen viele nach uns."
Blickt sie heute zurück sei sie froh über diese Herausforderungen, die das Leben für sie bereithielt - und noch bereithält. "Das hält mich geistig und körperlich fit", lacht sie.
[elisabeth mayr]