Videoserie: Ein #einfach menschenleerer Sommer
P. Friedrich Prassl im Interview. (c) Screenshot YouTube
Das Kardinal König Haus im 13. Wiener Gemeindebezirk ist in der Regel voller Menschen: Gäste, KursteilnehmerInnen und MitarbeiterInnen gehen täglich aus und ein. Besonders merkt man es zu Mittag, wenn alle im Speisesaal zu finden sind oder danach den Garten für einen kurzen Verdauungsspaziergang nutzen. Als das Medienbüro letzte Woche dem Bildungshaus im Zuge der Reihe "ein #einfach anderer Sommer" einen Besuch abstattete, fiel uns sofort auf, dass viel weniger los war, als wir gewohnt waren. Grund: die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus, welche am 16. März in Kraft getreten sind, haben zu einer zweieinhalbmonatigen Schließung des Hauses geführt. Seit Ende Mai gibt es nun eine langsame Öffnung, vom Normalbetrieb sei man aber noch weit entfernt, erzählt uns P. Friedrich Prassl im Interview. Eines sei für ihn klar: Die Schließung habe den Charakter des Hauses stark verändert,
Ein ungewohnt leeres Haus
Die offensichtlichste Änderung und für ihn am schwersten zum begreifen war, dass "die Menschen nicht im Haus zu wissen". Bis heute gehe es ihn am meisten ab, dass von den 58 MitarbeiterInnen nur wenige regelmäßig im Haus sind, noch arbeiten viele im Home-Office bzw. sind in Kurzarbeit. Aber nicht nur die MitarbeiterInnen fehlen, auch Gäste und KursbesucherInnen sind weggebrochen. Zweieinhalb Monate lang war das Kardinal König Haus, das geprägt ist von vielen Menschen, die täglich aus und ein gehen, "gespenstisch leer", erinnert sich der Jesuit.
Schnelle Umstellung auf Online-Betrieb
Bereits am 12. März - also vier Tage vor dem offiziellen Lockdown der Regierung - gab es in einer Teamsitzung die Entscheidung, das Haus für Eigen- und Gastveranstaltungen zu sperren. "Wir waren dann auch sehr schnell in der Umsetzung des Home-Office-Betriebes, ab dem 16. März war es ein fast leeres Haus - das war schwer zu begreifen", erinnert sich P. Prassl, "auch dass das überhaupt möglich war in so kurzer Zeit."
Kurse und Lehrgänge, die zu Zeitpunkt stattgefunden hätten, wurden zum Großteil entweder auf den Herbst verschoben oder online abgehalten. Auch hier klappte die Umstellung gut, so gut, dass ein "Teil sicher online bleiben wird". Kursleiter werden sogar explizit dazu ermuntert, Teile der Kurse auf digital umzustellen und momentan sei sogar eine eigene Mitarbeiterin dazu abgestellt worden, um zu digitalen Formaten ein Konzept zu entwickeln.
P. Friedrich Prassl SJ, Leiter des Kardinal König Hauses, und Elisabeth Mayr, Medienbüro der Ordensgemeinschaften, im Interview. (c) Schauer
Osterfreuden
Die ungewohnte Leere im Haus in der Lockdown-Zeit hat sich auch in der Osterfeier gezeigt, die P. Friedrich Prassl als sehr eindrücklich erlebt hat: "Wir waren wirklich nur zu fünft hier im Haus. Um fünf Uhr in der Früh haben wir ein großes Osterfeuer entzündet, eine kleine Prozession in die Kapelle gemacht und Auferstehung gefeiert in der Hoffnung auf eine bessere Entwicklung, in der Hoffnung, dass es im Herbst gut weitergeht." Für ihr sei diese Ostererfahrung im kleinen Kreis etwas sehr besonderes gewesen.
Rosigere Aussichten
Die Hoffnung, dass es im Herbst gut weitergeht, hat sich erfüllt, denn momentan sehe es so aus, dass "wieder ein relativ normaler Arbeitsalltag möglich sein kann", freut sich P. Friedrich Prassl. Dennoch, die finanzielle Situation sei alles andere als rosig: Ein Viertel des Jahresumsatzes ist ausgefallen, keine Kleinigkeit für ein NPO-Unternehmen. Die Kurzzeitarbeitsregel hilft. Auch gibt es die Hoffnung auf Unterstützung aus den "Non Profit Organisation Fond", den die Regierung in Aussicht gestellt hat. Klar ist aber: "Ohne dieser finanziellen Hilfe wird es dann auch für uns im nächsten Jahr eng."
[elisabeth mayr]