Wir können einander im positiven und im negativen Sinne anstecken
Gott ist auch in der Krise eine Konstante sagt P. Anselm Grün OSB. (c) Grün Frankfurter Buchmesse 2015
Eine ansprechende Form und Sprache für die Menschen finden
Zu Wort meldete sich der deutsche Ordensmann in der aktuellen Ausgabe der Podcast-Reihe "Himmelklar". Er kenne viele Menschen, die um die 40 Jahre seien, sich von der Kirche abgewandt hätten, aber trotzdem Suchende seien. Die größte Herausforderung sei deshalb, "eine Sprache und Form zu finden, um den Glauben auszudrücken, um die Sehnsucht dieser Menschen anzusprechen".
Jeder Mensch hat Sehnsüchte
Natürlich sei es wichtig, gemeinsam Gottesdienste zu feiern, die die Menschen berührten, betonte der Benediktiner. Jeder Mensch, auch der Kirchenferne, hat seiner Überzeugung nach eine innere Sehnsucht nach Gott, nach Heilung, nach spiritueller Erfahrung. Diese Sehnsucht anzusprechen, gelinge aber nur, "wenn ich daran glaube und wenn ich gut hinhöre auf die Menschen und weiß, was sie wirklich berührt". So seien sie meist auf der Suche, ihrem Leben einen Sinn zu geben und einen Halt zu finden.
Sich von Gott getragen fühlen
Ein großes Thema seien auch immer die Beziehungen, fügte Grün hinzu, und das Problem: "Wie kann ich Beziehungen so leben, dass sie gelingen?" Das klinge zwar mehr nach einem psychologischen Thema, sei aber letztlich ein spirituelles, denn die Menschen erwarteten oft zu viel von Beziehungen. "Wenn wir uns von Gott getragen fühlen, dann können wir uns gelassener auf die Beziehungen einlassen, ohne uns ständig zu überfordern", so der Benediktiner.
Hoffnung finden
Ihm selbst gibt nach eigenen Worten in dieser Zeit Hoffnung, dass die Welt nicht nur in der Hand des Virus oder der Politiker sei, sondern in der von Gott. "Auch wenn vieles außen herum unsicher ist, habe ich in Gott einen Grund, der nicht zerbröckelt und nicht zerstört werden kann", sagte der Benediktiner. Der Geist Gottes wirke auch durch die Krise an den Menschen und entfache in ihnen neue Möglichkeiten, neue Nachdenklichkeiten und eine neue Sehnsucht. Auf diese Weise sei ein neues Miteinander in Verantwortung möglich. Durch die Krise werde spürbar, "dass wir einander anstecken können - im negativen und im positiven Sinne".
Quelle: kathpress
[magdalena schauer-burkart]