Buchpräsentation im Stift Kremsmünster
Sr. Christine Rod, P. Bernhard Eckerstorfer und P. Johannes Pausch im Gespräch. (c) Stift Kremsmünster
Es war die Idee von Abt Ambros Ebhart selbst, das im Eos Verlag Sankt Otillien erschienene Buch einem größeren Publikum im Stift Kremsmünster vorzustellen. P. Bernhard Eckerstorfer führte für die benediktinische Zeitschrift „Erbe und Auftrag“ in den letzten zehn Jahren Interviews mit unterschiedlichsten GesprächspartnerInnen zum Ordensleben, die nun in diesem Band gesammelt erschienen sind.
Voller Saal, viele Gäste
Abt Ambros Ebhart begrüßte im Besonderen die angereisten Interviewpartner, wie den emeritierten evang. Bischof Christian Schmidt, den eine besondere Freundschaft mit Kremsmünster verbindet, Altabt Christian Haidinger, der als Kremsmünsterer Benediktiner zum Abt von Altenburg gewählt wurde, wie auch Michael König, der ein Jahr lang in der Gemeinschaft mitlebte. Abt Ambros erinnerte in seiner Begrüßung an den Satz der Soziologin Isabelle Jonveaux bei ihrem Vortrag am Fest der Orden am 10. September in der Konzilsgedächtniskirche in Wien: „Die Orden haben eine Zukunft, wenn sie eine Zukunft haben wollen.“
Abt Ambros Ebhart begrüßte die Gäste, die mit Kremsmünster teils eine jahrelange Freundschaft verbindet. (c) Stift Kremsmünster
„Mit dir rede ich nichts mehr“
Mit zwei InterviewpartnerInnen, Sr. Christine Rod und P. Johannes Pausch begab sich P. Bernhard Eckerstorfer zum Thema: „Mit dir rede ich nichts mehr“, – der Titel entstammt dem Interview mit Christine Rod – erneut ins Gespräch. Die erste Frage richtete er an P. Johannes Pausch, warum dieser sich für das Ordensleben entschieden habe. „Es mag merkwürdig klingen“, antwortete P. Johannes, „nicht weil ich will, sondern weil mir es schon in die Wiege gelegt wurde, habe ich mich entschieden.“ Ein Mönch sei jemand der Menschen mag und gern hat, Gott liebt und sich selbst auch mag, so der Mitgründer des Europaklosters Gut Aich am Wolfgangsee im Jahr 2004. Sr. Christine Rod von den Missionarinnen Christi antwortete auf dieselbe Frage, dass ihr „dieser Jesus Christus“ immer schon wichtig im Leben gewesen sei und sie sich bewusst bei einem Aufenthalt in Ostasien für diesen Lebensweg entschieden hat.
Der Saal war gut besucht. (c) Stift Kremsmünster
Dann eben streiten
P. Bernhard Eckerstorfer verwies auf die lange Tätigkeit von Sr. Christine Rod im Bereich der Ordensentwicklung, bei der sie immer wieder mit Konflikten in Gemeinschaften zu tun hatte. „Konflikte gehören nicht zu den schönen Seiten des Lebens“, schickte sie voraus, „aber durch sie werden wir schließlich zu dem, was wir sind.“ Als nach dem Tod des Ordensgründers der Missionarinnen Christi ein Richtungsstreit entbrannte, fragte eine Mitschwester den Theologen Karl Rahner um Rat. Dieser meinte: „Dann streitet eben“.
Gefragt nach ihrer Aussage im Interview, dass sie „keine Lust mehr auf gruppendynamische Spielchen hätte“, antwortete die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, dass ein wesentlicher Beitrag zur Konfliktlösung die Schaffung eines „angstfreien Raumes“ liege. P. Bernhard Eckerstorfer stellte fest: „Es ist bemerkenswert, dass du nicht vorausgesetzt hast, dass es Versöhnung um jeden Preis geben müsse.“ Sr. Christine Rod erzählte aus eigener Erfahrung, dass es manchmal auch eine Entscheidung sein kann, einen Konflikt auf sich beruhen zu lassen.
Konflikte stehen nie nur für sich
P. Johannes Pausch sprach von seinem Ansatz in der Konfliktlösung: Er frage immer über den Sachverhalt hinaus und erzählte dazu ein Beispiel. Bei Exerzitien beschwerte sich ein Mitbruder bitterlich über den eigenen Abt. P. Johannes Pausch konnte sich das nicht vorstellen und fragte nach. Der Abt, der eigentlich gemeint war, war der Vorvorgänger. „Diese Wunden brechen immer wieder auf. Wir dürfen Konflikte nie isoliert betrachten!“ Für ihn liege die Lösung von Konflikten in der Berücksichtigung der Gemeinschaft, der Kommunikation und der Kommunion. Denn letztlich sei Kommunio und Kommunikation nicht möglich ohne Konflikt. Im Geheimnis des Kreuzes bündelten sich alle Konflikte, so P. Johannes Pausch. Ohne die Erfahrung des Kreuzes sei auch keine Auferstehung möglich, wie auch das Weizenkorn sterben müsse, um Frucht zu bringen. „Das Mönchtum hat die Aufgabe gerade in der Nachfolge Jesu Christi Tod und Auferstehung zu zeigen.“
Manchmal müsse man einen Konflikt auch auf sich ruhen lassen, spricht Sr. Christine Rod MC aus Erfahrung. (c) Stift Kremsmünster
Miteinander durch einen Konflikt
Sr. Christine Rod gab zu bedenken, dass viele Konflikte nicht sein müssten, wenn man in wertschätzenderweise und respektvoll miteinander kommuniziert. Oft liege der Konflikt einem missverstandenen Wert des Gegenübers zugrunde. P. Johannes Pausch fügte hinzu, es gäbe keine Lösung, oder Erlösung, als das Teilen in Gemeinschaft. Eine Erfahrung des Schmerzes kann nur in Gemeinschaft heilen. „Erst wenn ich es teilen kann, öffnet sich der Weg zur Lösung“, so P. Johannes Pausch, der darin auch einen Grundauftrag für das monastische Leben sieht.
Zur Frage wie das „Mönchtum der Zukunft“ aussehen könnte, antwortete Generalsekretärin Christine Rod, dass sie nicht unbedingt hellsehen könne. Sie sei jedenfalls überzeugt, dass die „DNA des Ordenslebens“ weitergegeben werde. „In Gemeinschaft die Gottesnachfolge zu leben, sich für die Menschen und des Heils willen einzusetzen und schließlich an- und für eine bessere Welt zu arbeiten“, so Sr. Christine Rod.
[martin gsellmann]