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Licht sein zu können

„Gemeinsam beten ist für mich das wichtigste, ein Mönch oder eine Nonne sind eigentlich einsam lebende Menschen, aber wir sind keine Einsiedler, sondern wir beten gemeinsam“, sagt Sr. Miriam Eisl von den Benediktinerinnen vom Stift Nonnberg
Ein Interview und Informationen zu den Feierlichkeiten rund um den Tag des geweihten Lebens.

 

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"Licht sein zu können für die Menschen da draußen, damit sie ihre Hoffnung nicht verlieren" ist das Zentrale am Ordensleben" sagt Sr. Miriam Eisl im Interview mit den Ordensgemeinschaften rund um den Tag des geweihten Lebens (c) Stift Nonnberg

Sr. Miriam ist Benediktinerin im Stift Nonnberg. Die Gemeinschaft lebt nach der Regel des hl. Benedikt von Nursia und wichtigste und erste Richtschnur für diesen gemeinsamen Weg der Gottsuche in schwesterlicher Gemeinschaft ist das Evangelium („unter der Führung des Evangeliums“ (RBp. 21)).

„Durch das Gelübde der Beständigkeit (Stabilitas) haben wir uns in der Profess an unser Kloster gebunden, uns hier verwurzelt, um frei zu sein für Gott und die Menschen. Das bedeutet, dass alle Mitschwestern – von der jüngsten bis zur ältesten – hier im Kloster gemeinsam leben, beten und arbeiten. Zurzeit besteht unsere Gemeinschaft, die seit Juli 2017 von Mutter Äbtissin M. Veronika Kronlachner geleitet wird, aus 15 Schwestern.“ Beschreibt sich die Gemeinschaft selbst auf ihrem Webauftritt.

Mit dem Medienbüro der Ordensgemeinschaften hat Sr. Miriam heute über den Tag des geweihten Lebens gesprochen.

 

Ordensgemeinschaften: Was ist der Tag des geweihten Lebens?

Sr. Miriam Eisl: Grundsätzlich ist es ein Tag, der das „geweihte Leben“, also das Ordensleben, wieder in den Mittelpunkt stellen soll. Eingeführt wurde er im Jahr 1997 von Papst Johannes Paul II. Wie in Lukas 2.22, wo die Mutter Jesu ihren Sohn in den Tempel bringt, um ihn dem Vater zu weihen, so weiht sich auch jeder und jede von uns, die diese besondere Berufung von Gott empfangen hat, dem Vater in der Profess. Gleichzeitig ist es aber auch eine Erinnerung an die Taufweihe, denn die Profess ist nichts anderes als ein vertieftes Leben der Taufgnade.

Der Tag des geweihten Lebens soll uns anregen darüber zu reflektieren, was uns die Taufe und das Gottgeweiht-Sein bedeutet.

Natürlich will man mit diesem Tag auch nach außen hin Aufmerksamkeit erregen und auf die Berufung zum geweihten Leben aufmerksam machen. Wir wollen auch möglichst viele Jugendliche und ihre Familien für die Bereitschaft öffnen dem Ruf Gottes zu folgen, wenn er an jemanden ergeht. Die Menschen sollen keine Angst haben vor diesem Weg, er kann viel Glück bringen und sehr erfüllend sein.

Aber im Grund sind beide Tage eine Einladung zum Gebet um Berufungen und an beiden Tagen formulieren wir unsere Fürbitten immer in diese Richtung.

 

Ordensgemeinschaften: Wie feiern Sie den Tag des geweihten Lebens in Ihrer Gemeinschaft?

Sr. Miriam Eisl: Dadurch, dass wir nie irgendwo hingehen, aber normalerweise am Tag des geweihten Lebens immer ein großes Treffen vieler Ordensleute stattfindet, meistens bei den Barmherzigen Schwestern, kommen wir intern an diesem Tag nicht so sehr ins Gespräch.

Heuer ist das aber wegen des Lockdowns nicht möglich. Wir werden diesen Tag aber nicht ausfallen lassen, sondern werden als Gemeinschaft die Rekreation sicher besonders gestalten und uns darüber austauschen. Aber es ist natürlich schade, dass wir nicht zu anderen gehen können.

 

Ordensgemeinschaften: Welche Bedeutung hat der Tag des geweihten Lebens für Sie persönlich?

Sr. Miriam Eisl: Eigentlich erneuere ich jeden Tag bei der heiligen Messe meine Profess, meine Hingabe und die Weihe zu Gott. Trotzdem ist der Tag des geweihten Lebens natürlich ein besonderes Erinnern, ein feierliches Erinnern, dass wir diese Nachfolge Jesu leben und dass das, was Maria mit Jesu gemacht hat praktisch auch mir geschieht, wenn ich mich der Mutter Gottes hingebe.

Wir alle im Kloster Nonnberg tragen den Namen Maria und sind als Gemeinschaft auch der Mutter Gottes geweiht, denn als sich das Kloster in einer schwierigen Lage befand, haben wir ihren Schutz erhalten.

 

Ordensgemeinschaften: Haben Sie eine besondere Anekdote im Zusammenhang mit dem Tag des geweihten Lebens zu erzählen?

Sr. Miriam Eisl: 2015 sind wir mit brennenden Kerzen um 20:00 aus dem Dom nachhause gegangen und auf der Straße haben uns dann junge Leute angesprochen: „Seid ihr echt?“ Es war ja gerade Faschingszeit. Und das hat uns gefreut, dass sie auf uns aufmerksam geworden sind und wir sind dann auch kurz ins Gespräch gekommen und haben über den Tag des geweihten Lebens erzählt. Dass wir Lichtträgerinnen sein wollen und das Licht auf die Straße tragen wollen – uns kam vor, dass sie das sehr berührt hat.

 

Ordensgemeinschaften: Wie feiern sie den Tag heuer im Lockdown?

Sr. Miriam Eisl: Es ist so, wir leben ja quasi immer im Lockdown, aber natürlich haben auch wir Einschränkungen, weil wir die wenigen Ausnahmen, bei denen wir das Kloster verlassen, auch nicht haben. Es gibt keine gemeinsamen Treffen. Dieses Sich-nicht-sehen-können ist sehr schade, aber das heißt nicht, dass ich mich nicht verbunden fühle mit den Menschen.

Bei unserem Gebet ist man automatisch mit den Menschen verbunden und man muss sich nur geistig erinnern, dass wir da sind für die Menschen. Und ich bin mir sicher, dass die Menschen das spüren, und da ist es an mir, dass ich mich an sie erinnere und an sie denke.

 

Ordensgemeinschaften: Die Ordensgemeinschaften stehen im heurigen Jahr unter dem Motto #gemeinsam – was bedeutet #gemeinsam für Sie?

Sr. Miriam Eisl: Gemeinsam beten ist für mich das wichtigste, ein Mönch oder eine Nonne sind eigentlich einsam lebende Menschen, aber wir sind keine Einsiedler, sondern wir beten gemeinsam und tauschen uns aus.

Denn in der Gemeinschaft wird die Liebe wirksam, in Gemeinschaft wird meine Liebe zu den Nächsten sichtbar und damit meine Liebe zu Gott.

Entziehe ich mich der Gemeinschaft, dann bin ich ein Egoist. Bin ich bereit, mich für die Gemeinschaft einzusetzen, dann ist das das, was die Liebe zu Gott eigentlich ausmacht.

Ich fühle ein #gemeinsam mit anderen. Zum Beispiel fühle ich mich auch mit den Mitbrüdern in St. Peter verbunden. Das ist schon eine Gebetsgemeinschaft, genauso auch mit der ganzen Kirche weltweit. Aber man muss es dennoch herunterbrechen, denn in die Welt hinauszugehen ist schwierig. Man braucht konkrete Bilder vor Augen, an die man sich erinnern und an denen man sich orientieren kann. Es gibt auch immer Menschen, die beispielhaft sind.

Man muss selbst brennen, um andere für Jesus zu begeistern. Für Jesus zu brennen ist für uns Ordensleute wichtig. Licht sein zu können für die Menschen da draußen, damit sie ihre Hoffnung nicht verlieren.

 

 

Feierlichkeiten zum Tag des geweihten Lebens 2021

Leider fallen aufgrund des Lockdowns und des verdoppelten Babyelefanten die allermeisten Feierlichkeiten zum Tag des geweihten Lebens quer durch alle Diözesen aus.

In Gurk-Klagenfurt wird der Vorsitzende der Ordenskonferenz, P. Marian Kollmann, aber eine Videobotschaft an die Ordensgemeinschaften versenden. Diese wird auch öffentlich über Youtube abgerufen werden können.

In der Diözese Eisenstadt hat man sich auf eine Terminverlegung geeinigt. So wird am 25. April um 15:00 die Pontifikalvesper mit anschließender Ehrung aller Jubilare des Jahres gefeiert. Erwartet und eingeladen sind 60-80 Ordensleute. Im Klostergarten ist danach eine Speisung unter Einhaltung etwaiger Abstandsregeln geplant.

Die Diözese Linz musste alle Programmpunkte absagen.
Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl, Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel in Linz, bedauert, aber hat dennoch Hoffnung: „Ich kann nur für unsere Gemeinschaft sprechen: Leider wurde der Ordenstag abgesagt, weil es wegen Corona nicht möglich ist gemeinsam zu feiern. Aber wir möchten ihn nächstes Jahr oder im Herbst nachfeiern und werden dem Tag in der Gemeinschaft in der Eucharistiefeier gedenken. Außerdem haben wir die Vesper, die gestalten wir besonders mit einem Hymnus. Da singen wir „Du Licht vom Lichte“ und bei den Fürbitten gedenken wir unserer Berufung und bitten um neue Berufungen.“

In der Erzdiözese Wien findet die Vesper zum Tag des geweihten Lebens am Sonntag, 31. Jänner 2021, um 15 Uhr, nur in kleinstem Rahmen statt. Dem Gottesdienst steht Bischofsvikar, P. Gerwin Komma SJ vor. Die Mitfeier ist möglich über Livestream: https://www.youtube.com/watch?v=W4PWXemVmyE

 

[magdalena schauer-burkart]

 

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