Neues Leben im ehemaligen Kapuzinerhospiz Ried im Oberinntal
Das Kloster hat keinen Turm sondern nur einen Dachreiter mit Glocke - das ist "Bauvorschrift" der Kapuziner. (c) privat
Das Kapuzinerhospiz wurde 1694 als Reaktion auf den Protestantismus im Ried im Oberinntal gegründet und bestand ohne Unterbrechung bis 2003, als der letzte Kapuzinerbruder Philipp Bock starb. Danach wurde es dem Land Tirol zur Flüchtlingsbetreuung überlassen. Später kaufte es die Pfarre Ried zurück und begann unter Dekan Hinterholzer ab 2018 mit dem Umbau und der Renovierung des Klosters. Ziel war, ein geistlich-soziales Zentrum zu schaffen, wo Begegnung auf vielfältige Art und Weise gefördert werden und stattfinden kann. Jetzt ist die Revitalisierung abgeschlossen.
Die Aufteilung ist wie folgt: Das Erdgeschoss ist für pfarrliche Zwecke vorgesehen (Gemeinschaftsraum, Pfarrbüro, Jugendraum, Küche). Die Kapuzinerkirche wird in einen multifunktionalen Raum verwandelt, der liturgisch und für andere Veranstaltungen, etwa Konzerte, genutzt werden kann. Im ersten Obergeschoss gibt es acht Pilgerzimmer und der kulturhistorisch wertvolle Raum der ehemaligen Klosterbibliothek, an dessen Ende eine Tür zur begehbaren Kanzel führt.
Die Bibliothek im ehemaligen Kloster Ried in Oberinntal erhielt neue historische Bücher aus dem ehemaligen Kapuzinerkloster in Imst. (c) privat
Historische Bücher für Bibliothek gesucht!
Aber was ist ein Bibliotheksraum ohne Bücher. 1999, also bereits vor dem Weggang der Kapuziner, wurden jene Teile des historischen Buchbestandes, die franziskanischen/kapuzinischen Kontext besitzen, in die Provinzbibliothek nach Innsbruck gebracht. Den restlichen Teil der Bibliothek übernahm die Fakultätsbibliothek für Theologie in Innsbruck als Dauerleihgabe. 2016 kam dann eine unerhoffte Gelegenheit: Das ehemalige Kapuzinerkloster Imst wurde aufgelöst. Da die Stadt Imst keine Verwendungsmöglichkeit für die Bibliothek sah, wurde der historische Buchbestand bis 1850 der Pfarre Ried als Leihgabe für den Bibliotheksraum überlassen und der Restbestand an Büchern der Bibliothek des Tiroler Landesarchivs übergeben.
Gemeinsam wurden die neuen Bücher in die Bibliothek geräumt. (c) privat
So stand die Aufgabe an, gemeinsam mit Familie, Kolleginnen und Kollegen für eine fachgerechte Aufstellung der Bücher zu sorgen. Geholfen hat, dass Kapuzinerbibliotheken häufig über eine ähnliche Systematik verfügen und so eine nahezu unveränderte Aufstellung in den bestehenden Regalen möglich war.
Der Aufwand wurde nicht ohne Hintergedanken durchgeführt: Die Bibliothek soll in Zukunft ein Ort der Begegnung und Herzstück der Führungen durch das Kloster werden. Architektonisch lässt sich dabei auch sehr gut zeigen, welche wichtige Funktion Bibliotheken im Orden hatten: die notwendige Aus-/Fortbildung der Brüder, um gut predigen zu können. Dekan Hinterholzer wünscht sich eine Katalogisierung des Buchbestandes und überlegt, ob man dies nicht als Projekt im Rahmen einer bibliothekarischen Ausbildung vergibt, mit der Möglichkeit, dass die Projektgruppe für die Dauer der Erschließung im Kloster wohnt und sich dort verpflegt.