Gemeinsam lernen, suchen und arbeiten in der Bibelwerkstatt
Gemeinsame Ausflüge boten den Teilnehmer*innen Abwechlung zu den Lerninhalten. (c) privat
Sr. M. Filomena: „Filme wie „Das siebte Zeichen“, „The Day After Tomorrow“ und viele andere greifen auf die reiche Bilderwelt der Offenbarung des Johannes zurück. Sie eignen sich scheinbar auch geradezu perfekt für spannende, aber auch brutale, teils blutrünstige Vorstellungen der „letzten“ Tage der Menschheit. Doch wie sind sie zu verstehen?
Die Offenbarung des Johannes
Zu Beginn der ersten Veranstaltungswoche des zweiten Moduls widmeten wir uns „Dem entsiegelten Buch – der Offenbarung des Johannes“ mit Unterstützung von Prof. Dr. Margareta Gruber OSF. Fast drei Tage lang führte Sr. Margareta uns in die Tiefen dieser Texte. Gemeinsame Lektüre, Vortrag und Gespräch ließen uns die „Perspektive des Lammes“ als Schlüssel zum tieferen Verständnis der Offenbarung des Johannes erkennen (Offb 5).
Die Spannung zwischen der bereits erfahrenen Erlösung durch Christus und der noch ausstehenden Vollendung wurde spürbar. Jene Erfahrung des „Schon“ – und dem gleichzeitigem „noch nicht“. Die zahlreichen Bilder von Krieg, Naturkatastrophen und Visionen gestalten den Übergang in die Vollendung. Sie zeigen aber auch die Universalität des Wirkens Gottes und dessen Endgültigkeit.
Besonders berührt hat mich der Gedanke, dass Gott nichts vernichtet, von dem, was er geschaffen hat. Er aber allem die Macht nimmt und nehmen wird, was Leben raubt und zerstört.
Ausflug in die Wiener Innenstadt
Reich beschenkt mit vielen Gedanken, Worten und Eindrücken durften wir uns am Freitag selbst auf den Weg machen. Sr. Ruth Pucher MC führte uns in die Wiener Innenstadt, hin zu biblischen Darstellungen in der Kunst. Unterstützt durch biblische Lesungen vor Ort wurden die Bilder nochmal neu lebendig und aussagekräftig.
Dei Verbum mit Sr. Gertraud Harb
Nach einem erholsamen Wochenende begann Woche zwei mit der Schriftauslegung nach Dei Verbum. Sr. Dr. Getraud Johanna Harb SCSC erarbeitete mit uns die Texte der dogmatischen Konstitution. Schritt für Schritt fanden wir Zugang zu den wesentlichen Aussagen, welche oftmals dem ungeübten Leser verborgen bleiben können. So erschloss sich die Offenbarung Gottes als etwas in sich Abgeschlossenes, das aber jeder Einzelne in seiner Zeit und seinem Leben stückweise entdecken kann. So stellen die Tradition und die Hl. Schrift zwei zentrale Elemente der Offenbarung Gottes dar.
Sowohl die Tradition und ihre Überlieferungen, als auch die aktuelle, lebensweltnahe Auseinandersetzung des Einzelnen und der kirchlichen Gemeinschaft mit der Hl. Schrift sind wertvoll, damit das Verständnis wachsen kann. (vgl. DV 8) Wie jedoch kann ich die Hl. Schrift verstehen? Auf welche Risiken muss ich achten? Wie kann ich Fehlinterpretationen vermeiden?
Risiken sind etwa das Lesen und Absolut-Setzen einzelner Aussagen ohne Hintergrund oder die Instrumentalisierung der Texte für eigene Interessen.
Gemeinsames Singen war Teil des Programmes. (c) privat
Abschluss mit Psalmen
Den inhaltlichen Abschluss gestaltete Br. Dr. Antonius Kuckhoff OSB mit den Psalmen des Alten und Neuen Testamentes. Umrahmt von einer intensiven Begegnung mit Psalm 1 und Psalm 150 durften wir den Psalmen in ihrer vielfältigen Gestalt näherkommen: als Ausdruck eigener Erfahrungen und Erfahrungen des Volkes Israel, als Gebetsschatz, als Brücke zwischen Altem und Neuem Testament, aber auch als musikalische Werke gottesdienstlicher Praxis über Jahrhunderte. Durch eine gezielte Auswahl hebräischer Worte, konnten wir erspüren und erahnen, welche Fülle, den uns, oft nur aus der Einheitsübersetzung vertrauen Worte, innewohnt.
Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?
Besonders deutlich wurde das für mich an Psalm 22. Bei Markus 15,34 heißt es: „Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloi, eloi, Lemma sabachtani – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“.
Für mich ist es immer wieder ein hartes Wort, dieses „Warum“. Doch Br. Antonius unterschied nochmal genauer, worum es geht. Denn dort steht kein „Warum“ (hebr. madua), das nach dem Grund in der Vergangenheit fragt. Dort steht ein „Wozu“ (hebr. lammah). „Wozu hast du mich verlassen“. Hier wird also nach einer Absicht in der Zukunft gefragt!
Eine Runde "Wuzeln" zwischendurch musste sein. (c) privat
Vom Ohr ins Herz
Um die Psalmen nicht nur im Kopf wirken zu lassen, begegneten wir ihnen auch in der Musik. Psalmvertonungen von Mendelssohn-Bartholdy, Schütz und anderen fanden ihren Weg über unser Ohr ins Herz.
Zu Gast in St. Gabriel
Kurz vor dem gemeinsamen Abschluss durften wir am Freitag bei den Steyler Missionaren in St. Gabriel zu Gast sein. Pater Franz Helm SVD empfing uns und führte uns durch die prachtvoll ausgestaltete Kirche. Am Abend feierte er mit uns in der Krypta die gemeinsame Messe zum Abschluss von Modul II.
Feuer und Flamme
All das ist nur eine Auswahl an spannenden Inhalten und guten Begegnungen, die ich aus den Werkwochen „mit nach Hause nehmen“ durfte. Jeder Referent und jede Referentin waren selbst „Feuer und Flamme“ und beschenkten uns mit einer Atmosphäre des guten gemeinsamen Arbeitens, Suchens und Lernens.
Sr. Ruth Pucher MC, die Hauptorganisatorin, begleitete liebevoll und unermüdlich tatkräftig unsere kleine Gemeinschaft während der Wochen im Franziskanerkloster „La Verna“. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, empfehle sie gerne weiter und danke Gott und allen, denen ich in dieser wertvollen Zeit begegnen durfte.
Sr. M. Filomena Franz OP,
Novizin im ersten Noviziatsjahr bei den Arenberger Dominikanerinnen in Koblenz Arenberg.
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Mit Bibelwissen und Gemeinschaft durch den August
[kerstin stelzmann]