Die Werke sind vollbracht, was nun? Ordensleben nach und neben den großen Werken
In Kleingruppen wurde über die "großen" Werke und über das Wirken im Hier und Jetzt diskutiert. (c) Magerl
Am Programm der beiden Tage stand das Thema: „Die Werke sind vollbracht, was nun? – Ordensleben nach und neben den großen Werken“. Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, moderierte die Studientagung und betonte gleich zu Beginn: „Wir werden gebraucht! – ohne Fragezeichen, sondern mit Rufzeichen.“ Die Ordensfrauen gingen zu Beginn der Frage nach: Sind unsere Werke bereits vollbracht oder stecken wir noch mittendrin? Wo ist unsere Kraft jetzt und heute? Die Antworten sind oft nicht so klar. So manch „großes“ Werk ist vollbracht und wird weiter begleitet, neue Aufgaben wurden angegangen oder sind im Entstehen.
Für ein gutes Leben aller
Ordensgemeinschaften erbringen seit Jahrhunderten wertvolle Leistungen für die Gesellschaft, seien es Krankenhäuser, Schulen, Kultureinrichtungen oder auch Seelsorge und Mission. Oft sehr sichtbar und präsent, manchmal aber auch im Stillen, nicht so sichtbar für die Außenwelt.
„Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass wir Ordensfrauen immer älter werden und weniger junge Schwestern nachkommen. Ein Bedeutungsverlust ist im Gange und dieser Bedeutungsverlust ist natürlich auch eine Kränkung, mit der wir lernen müssen umzugehen“, stellte eine Teilnehmerin fest.
Sr. Christine Rod moderierte die Studientagung für Ordensfrauen mit dem Thema "Die Werke sind vollbracht, was nun? - Ordensleben nach und neben den großen Werken". (c) Magerl
Verwalten oder gestalten?
„Verwalte ich oder gestalte ich? Diese Frage sollte man sich immer wieder stellen“, so Geschäftsführer Peter Bohynik, „denn eine Krise macht sich bemerkbar, wenn ich nur mehr verwalte.“ Die anwesenden Ordensfrauen waren sich einig: Sie sind motiviert, richtige und mutige Schritte zu setzen. Wie es schon in der Benediktsregel festgehalten wurde, sei es wichtig immer auch vorauszuschauen und zu agieren, statt nur zu reagieren. „Die regelmäßig abgehaltenen Kapitel in Ordensgemeinschaften sind wichtig, denn sie sind die Stellschrauben für Gestaltungsspielraum“, betonte Sr. Christine Rod.
Die Ordensfrauen tauschten sich auch unter anderem darüber aus, was ihnen Freude macht und wofür sie dankbar sind. (c) Magerl
Von Umbrüchen und Übergängen
Das Thema „Krise“ beschäftigte die Gruppe noch weiter. Anhand einer Textpassage aus Papst Franziskus‘ Buch „Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise“ erarbeiteten die TeilnehmerInnen die Bedeutung von Krisen und auch die Chancen, die in Krisen stecken können. „In jeder Krise steckt immer auch eine Chance etwas zu verändern. Sie kann ein Wendepunkt sein“, erklärte Sr. Christine Rod und ging auch auf den wesentlichen Unterschied zwischen einem Umbruch und einem Übergang ein. „Während ein Übergang immer gestaltbar ist, bricht bei einem Umbruch etwas.“
Einig waren sich die Ordensfrauen, dass wir alle im Leben nicht immer darüber reden und nachdenken sollen, wo wir besser werden können, sondern uns viel mehr darauf konzentrieren sollten auf: Wo sind wir schon gut? Was können wir gut? Was machen wir gut? Hier und jetzt! Die TeilnehmerInnen tauschten sich darüber aus, was ihnen Freude macht und wofür sie dankbar sind.
Fünf Perspektiven
Sr. Christine Rod fasste in Hinblick auf das Gelingen der Mission / der Sendung fünf Perspektiven für Ordensgemeinschaften zusammen:
- gegenwärtig sein
- wirksam sein
- Gott erwarten
- Menschen der Hoffnung
- Menschen der Barmherzigkeit
„Wir sind miteinander unterwegs – Schulter an Schulter für das Evangelium.“ (c) Magerl
Miteinander unterwegs Schulter an Schulter
Die BereichsleiterInnen der Österreichischen Ordenskonferenz, die ebenfalls bei der Tagung anwesend waren, gaben den Ordensfrauen abschließend ihre Wünsche, Perspektiven und Ideen mit. Darunter der einstimmige Tenor, dass Ordensleute Wichtiges beitragen, um ein gutes Leben aller zu ermöglichen, und das unbedingt auch zeigen sollen. Karin Mayer, Bereichsleiterin Kultur und Dokumentation, gab den Tipp, dass man zum Beispiel die pastoralen Räume der Ordensgemeinschaften öffnen soll. Öffnen für die Gesellschaft – zulassen, dass auch „Fremde“ einen Blick in die oft wundervollen pastoralen Räume erhalten. Clemens Paulovics, Bereichsleiter Bildung und Ordensschulen, betonte, dass auch Trauer, Traurigkeit über das was mal war, seinen Platz haben darf. Es sei in Ordnung, wenn man traurig ist, weil man eine Schule, ein Krankenhaus etc. in gute Hände übergeben hat. Geschäftsführer Peter Bohynik zog einen Vergleich, so sei die Struktur einer Ordensgemeinschaften vergleichbar mit der Hardware, während die Kultur die Software darstellt, an der man immer wieder arbeiten soll und auch regelmäßig „updaten“ soll. Renate Magerl, Bereichsleiterin Kommunikation und Medien, ermutigte dazu, zu erzählen, wo Ordensleute auch heute wirken. Auch wenn vielleicht die ganz großen Werke vollbracht sind, so sind Ordensleute so vielseitig im Leben präsent. „Erzählen Sie uns allen davon!“ Lisa Huber, Bereichsleiterin Mission und Soziales, rief dazu auf, sich aktiv zu beteiligen, so zum Beispiel beim Projekt „Laudato Si“. In Ordensgemeinschaften passiert bereits so viel in Bezug auf Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung etc. „Lassen Sie uns davon gemeinsam erzählen“. Rudolf Luftensteiner, Vorstandsvorsitzender VOSÖ, schloss mit den Worten: „Wir sind miteinander unterwegs – Schulter an Schulter für das Evangelium.“
Der Abschlussgottesdienst wurde von Abt Nikolaus Thiel vom Stift Schlierbach gemeinsam mit den Ordensfrauen und MitarbeiterInnen in der Kapelle des bischöflichen Priesterseminars gefeiert.
[renate magerl]