Krimi im Kloster
Von echten Kapuzinern kaum zu unterscheiden: Daniel Langbein (links, spielt Bruder Gereon) und Heinz Trixner (rechts, spielt Emeritus Elias) lassen sich von Kapuzinerbruder Karl Löster erklären, was die drei Knoten im Zingulum für ihn bedeuten. (c) Monika Slouk
Jetzt sind sie wieder verschwunden, wie sie gekommen sind. Zwei Wochen lang hat das Filmteam der beliebten Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ in Haus, Hof und Garten des Kapuzinerklosters gewerkt und gewirkt. Schauspielerinnen und Schauspieler, Maskenbildnerinnen, Regisseur, Beleuchter, Kameraleute, Kostümbildnerinnen, Tonmeister, Requisiteurinnen, Catering und viele mehr sind ein- und ausgegangen. Zu Spitzenzeiten waren fast 50 Personen gleichzeitig am „Originalschauplatz“ Kapuzinerkloster.
Klosterkulisse
Das ehrwürdige Haus am Kapuzinerberg, das über die Salzach auf die gegenüberliegende Festung und den Mönchsberg schaut, verwandelte sich in eine Filmkulisse. Viel musste nicht verändert werden, denn spektakulär ist der Ort auch sonst. Und doch beeinflussten zahlreiche Details den Alltag der vier Kapuziner, die hier wohnen.
Im Garten wurde eine Grube für „archäologische Grabungen“ ausgehoben, die im Krimi eine Rolle spielen. An anderer Stelle wuchs eine Holzhütte aus dem Boden. Lampen im Refektorium und Glühbirnen im Chorraum wurden abmontiert, sodass es beim Beten und Essen etwas düsterer war als sonst. Gerüste für die Szenen-Beleuchtung und ein kleiner Kran für die Kamera sorgten an verschiedenen Orten für Arbeits-Atmosphäre.
Bruder Karl Löster gibt ein Interview für den ORF. (c) Monika Slouk
Filmbruder
Inzwischen hängen die Lichter über den Esstischen der Kapuziner wieder, beim Beten im Chorraum ist es wieder hell, die „Ausgrabungen“ sind zugeschüttet, die Holzhütte im Garten ist abgetragen, Ruhe ist eingekehrt. Oder?
„Im Kloster ist es kaum so still, wie wenn es heißt ‚Kamera läuft‘ und nichts und niemand die Aufnahme stören darf“, erzählt Bruder Karl Löster. Er hat schon die Arbeiten an anderen Folgen für „Die Toten von Salzburg“ im Kapuzinerkloster miterlebt und bisher zweimal auch mitgewirkt. Einmal fuhr er auf seinem Fahrrad durchs Bild, dieses Mal beteiligte er sich an einem nächtlichen Vaterunser-Gebet. „Man muss aufpassen, wenn man das Vaterunser plötzlich so sprechen soll, wie es in den 1940er-Jahren üblich war!“, gibt er zu bedenken, dass auch kleine Rollen eine Herausforderung sein können.
Plötzlich Kapuziner
Das Miteinander von echten Kapuzinern und Schauspielern in Kapuzinerkutte funktioniert gut. Daniel Langbein mimt einen jungen Kapuziner deutscher Herkunft, der streng und rechtgläubig ist. Im echten Leben hatte der Wiener Schauspieler noch nicht mit dem Kloster zu tun. Gerade das liebt er aber an seinem Beruf: die Möglichkeit, in viele Welten einzutauchen.
Die Mönchskutte spürt sich gut an, meint er. „Diese Kleidung begleitet mich. Ob ich Stiegen steige oder mich hinsetze: Ich muss mich mit dem Kleid beschäftigen.“ Es sei sehr frei, bemerkt er: „Es besteht aus fast nichts außer einem Gürtel.“ Daniel Langbein kann sich gut vorstellen, dass das die Mode inspirieren könnte. Dass die Kapuziner vor allem für das Loslassen von materiellen Dingen stehen, beeindruckt den 34-jährigen Schauspieler. „Es ist eine interessante Perspektive, dass es Menschen gibt, die Loslassen das ganze Leben lang perfektionieren.“
Beliebte Schauspielerinnen und Schauspieler beim Fotoshooting auf der Kapuzinerterrasse. v.l.n.r.: Nikolaus Barton, Patricia Aulitzky, Michael Fitz, Regisseur Erhard Riedlsperger, Fanny Krausz, Erwin Steinhauer, Sabine Waibel, Simon Hatzl, Daniel Langbein, Heinz Trixner, Bruder Karl Löster. (c) Monika Slouk
Fachsimpeln
Gemeinsam mit seinem Schauspielkollegen Heinz Trixner plaudert Langbein mit dem „echten“ Kapuziner Karl Löster. Was denn die drei Knoten in seinem Gürtel bedeuten würden, fragt der 81-jährige Trixner Bruder Karl. „Ein Ende des Zingulums steht für unsere Gelübde, mit denen wir uns an Gott binden: Armut, Gehorsam und ehelose Keuschheit. Mit dem anderen Ende binden wir uns an die Menschen, die uns brauchen.“ Nachsatz: „Das ist meine private Auslegung.“ Heinz Trixner spielt einen alten Klosterbruder. „Wie ich ins Kloster gekommen bin, darf ich nicht verraten.“
Im echten Leben kommt Trixner aus Kärnten, wo er intensive Erfahrungen mit Glauben und Kirche gemacht hat. Obwohl er evangelisch getauft wurde, besuchte er mit seinen Großeltern die katholische Kirche. In der Osterwoche durfte er einmal Jesus spielen. „Es gehörte zur Darstellung, dass ich an ein Kreuz gebunden wurde. Da fiel das Kreuz um, und ich lag, mit Armen und Beinen ans Kreuz gefesselt, in den Brennnesseln. Es war furchtbar. Ich war dann ganz sicher, mehr Ahnung von den Leiden Jesu zu haben als der Rest der Gemeinde.“
Fruchtbare Zusammenarbeit
Den 86-jährigen „echten“ Bruder Eckehard Krahl faszinieren die Disziplin und der präzise Ablauf der Dreharbeiten. Alles läuft nach Plan. Und doch bringt es leichte Unruhe ins Haus. „Ich beobachte die Filmarbeiten im Haus gern“, sagt der Kapuzinerbruder Christian Häfele. Und doch: „Zwei Wochen sind genug.“ Die Brüder freuen sich nach den aufregenden Wochen, dass das Kloster wieder ihnen gehört – und den ukrainischen Flüchtlingen, die seit Monaten hier leben, sowie den Gästen, die stille Tage im Kloster verbringen.
Guardian Hans Pruckner, der die Hausgemeinschaft leitet, gibt noch etwas zu bedenken. Neben der öffentlichen Sichtbarkeit, die die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Satel Film bedeutet, ist auch der finanzielle Beitrag wertvoll, den die Kooperation für die Erhaltung des Klosters bringt. Und der interessante Austausch mit den Menschen hinter und vor der Kamera sowieso.
Zur Folge „Schattenspiel“
Erwin Steinhauer, Fanny Krausz, Michael Fitz und viele andere bekannte Gesichter stehen für die Krimireihe, die seit 2016 auf ORF und ZDF ausgestrahlt wird.
Das Salzburger Kapuzinerkloster spielt in „Die Toten von Salzburg“ eine manchmal kleinere, manchmal größere Rolle. In der 9. Folge, die 2023 zu sehen sein wird, ist es ein Hauptschauplatz, neben dem Augustinerbräu in Mülln und dem Café Bazar an der Salzach.
Bei archäologischen Ausgrabungen im Garten des Kapuzinerklosters wird in der Folge „Schattenspiel“ eine Leiche entdeckt, die zuerst für einen Sensationsfund aus der Bajuwarenzeit gehalten wird, die sich aber als Skelett aus dem Zweiten Weltkrieg entpuppt. Und bald gibt es noch einen Toten ...
Wer die bisherigen Folgen nachschauen möchte, findet sie beim kostenpflichtigen österreichischen Streamingdienst flimmit.at.
Weiterlesen:
Zum Originalartikel "Krimi im Kloster"
Quelle: Artikel der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen, Autorin: Monika Slouk
[renate magerl]