„Eins ist größer als drei“ – Startfest des VfFB
Die Vertreterinnen der drei franziskanischen Frauenorden: Sr. Franziska Bruckner (Franziskanerinnen Amstetten), Sr. Sonja Dolesch (Grazer Schulschwestern) und Sr. Angelika Garstenauer (Franziskanerinnen Vöcklabruck). (c) Foto Fischer Graz Download
„Wir besiegeln ein neues altes Werk in gemeinsamer Trägerschaft, ein Werk, das durch Vision und Herzkraft, durch Behutsamkeit und Ausdauer, durch Fleiß und Rechenleistung, durch Unsicherheit und Hoffnung hindurch gewachsen und gereift ist: Mit 1.9.2022 wurden drei Trägerschaften in eine gemeinsame gebündelt übergeben. Die Historie kennen wir, jetzt gilt es zu feiern und zu danken“, begrüßte Sr. Sonja Dolesch, Provinzoberin der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis (Grazer Schulschwestern) und Gastgeberin die zahlreich erschienenen Gäste.
Sr. Sonja Dolesch begrüßte die 120 Gäste beim Startfest des VfFB. (c) Foto Fischer Graz Download
Eine gemeinsame Vision wurde Wirklichkeit
Sr. Sonja Dolesch (Grazer Schulschwestern), Sr. Angelika Garstenauer (Franziskanerinnen Vöcklabruck) und Sr. Franziska Bruckner (Franziskanerinnen Amstetten) zeigten sich erfreut und dankbar für das, was gelungen ist und für den gemeinsamen Weg. Es sei MEHR als eine rechtlich formale Zusammenführung. Es sei eine Verbundenheit, die unter den drei Ordensgemeinschaften gewachsen sei und guttue.
Die Gründung des VfFB war von zwei zentralen Gründungsgedanken geprägt: Neben der profunden wirtschaftlichen Absicherung aller Einrichtungen für die Zukunft sei es natürlich zentrales Anliegen des Vereins, dass die franziskanische Identität und Haltung, die die Bildungseinrichtungen seit je her prägen, auch zukünftig an Kinder und Jugendliche weitergegeben werden.
Mitarbeiter:innen und Weggefährt:innen gaben Einblicke in die Entstehung und in die Einrichtungen des VfFB und schilderten ihre persönlichen Erlebnisse. (c) Foto Fischer Graz Download
„Ein Meilenstein, von dem aus wir weitergehen“
In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Mitarbeiter:innen und Wegbegleiter:innen zu Wort:
Sr. Edith Payerl (Franziskanerinnen Amstetten) und Sr. Johanna Pobitzer (Franziskanerinnen Vöcklabruck) berichteten über die Anfänge des VfFB und mit welchen Gefühlen sie in die Zukunft blicken. Sr. Johanna Pobitzer erzählte, dass am Beginn zwei Erfahrungen gestanden haben: „Eine Erfahrung des Mangels in Form einer ungewissen Zukunft und eine Erfahrung der Erfüllung, nämlich die Fülle des franziskanischen Charismas mit Impulsen für ein Leben in Gesellschaft im heute.“ Die Gründung und die Übergabe an den VfFB sei ein Meilenstein, „ein Punkt, von dem aus wir weitergehen. Es ist kein Verabschieden, sondern eine andere Art und Weise dabei zu sein“, so Sr. Johanna Pobitzer. Sr. Edith Payerl bestätigte die Worte ihrer Vorrednerin und bekräftigte, dass sich gezeigt habe, dass „eins größer als drei ist“ und „gemeinsam mehr möglich ist als allein“.
Christian Lagger, Direktor der Elisabethinen Graz und Vorstandsmitglied des VfFB, betonte, wie wichtig Kooperation und Zusammenarbeit in heutigen Zeiten seien, denn „wir werden die Zukunft nur gemeinsam bewältigen“.
Stellvertretend für die Mitabeiter:innen berichteten Maria Gebetsberger (Kindergarten Frankenburg), Christof Laumer (BAfEP Amstetten) und Gertrud Maier (Private Volksschule Sr. Klara-Fietz) von ihren Erfahrungen in den Bildungseinrichtungen des VfFB. Sie bestätigten einstimmig, dass das franziskanische Charisma in allen Einrichtungen spürbar und lebbar sei. Im Zentrum stehen dabei der Dienst am Menschen, ein wertschätzender Umgang miteinander, Kommunikation auf Augenhöhe sowie eine starke Gemeinschaft.
Die Schüler:innen präsentierten einen Auschnitt aus dem Muscial „Tom Sawyer“. (c) Foto Fischer Graz Download
Umrahmt wurde die Veranstaltungen mit einer Videoeinspielung, in der gezeigt wurde, wie und wo in den Bildungseinrichtungen der drei Ordensgemeinschaften Beziehung gelebt wird. Im Anschluss präsentierten Schüler:innen der Privaten Mittelschule und des ORG Graz-Eggenberg einen Ausschnitt aus dem Musical „Tom Sawyer“ und gaben einen beeindruckenden Einblick in ihre Gesangs- und Schauspielkünste. Durch den Festakt führte Ursula Sitner, Pädagogin der Privaten Volksschule Graz-Eggenberg des Vereins für Franziskanische Bildung.
P. Cornelius Bohl hielt den Festvortrag zum Thema „BeziehungsWEISE leben“. (c) Foto Fischer Graz Download
„BeziehungsWEISE leben“
„Begegnung und Bildung“ war zentrales Thema des Festvortrags vom Müncher Franzisianerpater Cornelius Bohl. Er ging in seinem Vortrag der Frage nach, was Menschen formt und stellte die Überlegung in den Raum, dass es oft die Begegnung mit „dem Fremden“ sei, die reizt und neugierig mache, aber oft auch mit Angst verbunden sei und eine Bedrohung darstelle. Mit Blick auf die Gründung des VfFB stellte er drei Gedanken ins Zentrum seines Vortrages:
- Ich brauche den anderen, um weiterzukommen. Denn Entwicklung geschieht immer in Zusammenarbeit.
- Ich brauche den anderen, um zu wissen, wer ich bin.
- Wir brauchen einander, um die Welt und die Gesellschaft zu gestalten.
„Begegnungen bereichern, und wenn wir einander fördern, können wir gemeinsam die Welt gestalten“, so P. Cornelius Bohl in seinen Ausführungen. „Zukunft für den Einzelnen gibt es nur in gelebter Solidarität“ und „am Anfang steht immer der Mut zur Begegnung mit dem anderen“, bekräftige der Franziskaner abschließend.
Schulbischof Wilhelm Krautwaschl feierte mit dem VfFB und seinen Gästen eine hl. Messe. (c) Foto Fischer Graz Download
Demut, Hingabe, Liebe – Festgottesdienst mit Bischof Wilhelm Krautwaschl
Im Anschluss an den Festakt feierte die Festgemeinde eine hl. Messe in der Mutterhauskirche der Grazer Schulschwestern mit Schulbischof Wilhelm Krautwaschl. In seiner Predigt betonte er: „Wenn wir heute im ‚Verein für Franziskanische Bildung‘ feiern, dann bedeutet dies: Das, was Allgemein wir Christen von der Bildung ‚halten‘ und daher auch einbringen in die Gesellschaft, wird unter dem Schlüssel der Spiritualität und des Weges, den der hl. Franziskus und die hl. Klara vorangegangen sind, aufgeschlossen. Und dazu möchte ich am heutigen Tag Sie und uns alle ermutigen und anspornen. Wir haben der Welt viel zu bringen mit dem, was in der Nachfolge Jesu vom hl. Franziskus zu uns gekommen ist. Demut, Hingabe, Liebe und mehr ließe sich nennen – Tugenden, die unser Leben gut und lebenswert machen.“
Schlüssel, Siegel, Tau – Drei Symbole für die christlich-franziskanischen Grundsätze
Zum Abschluss des feierlichen Tages überreichten die Ordensvertreterinnen drei Symbole an VfFB-Geschäftsführerin Elisabeth Binder. Sr. Sonja Dolesch (Grazer Schulschwestern) überreichte alte große Schlüssel als Symbol, dass auch in einer smarten und digitalisierten Welt eines bestehen bleibe: die Aufgabe und Herausforderung, die Herzen der jungen Menschen in den Bildungseinrichtungen zu öffnen.
Sr. Angelika Garstenauer (Franziskanerinnen Vöcklabruck) übergab die Siegel der bisherigen Vereine als Zeichen dafür, dass nicht nur die Geschäftsführung, Verwaltung und Amtsführung der Geschäfte nun in den Händen des VfFB liegen, sondern auch die Fortführung des Auftrags, dem die drei Ordensgemeinschaften seit der Gründung verpflichtet sind.
Sr. Franziska Bruckner (Franziskanerinnen Amstetten) überreichte ein Tau als Zeichen der franziskanischen Identität und Haltung, die die Bildungseinrichtungen in der Vergangenheit geprägt haben und auch zukünftig prägen soll.
Verein für Franziskanische Bildung
Der Verein für Franziskanische Bildung (VfFB) ist seit 1.9.2022 mit mehr als 50 Bildungseinrichtungen in der Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich für rund 7.000 Jugendliche aller Altersstufen zweitgrößter Träger von Ordens-Bildungseinrichtungen in Österreich. Darüber hinaus hat er das Management für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) mit Kolleg, den dazugehörigen Praxiskindergarten und den Hort sowie der Volksschule der Franziskanerinnen in Salzburg über. Die Non-Profit-Organisation wurde 2019 von fünf franziskanischen Frauenorden mit dem Ziel gegründet, den kirchlichen und gesellschaftlichen Bildungsauftrag, der auf die Gründerinnen und Gründer der jeweiligen Orden zurückgeht, gemeinsam optimal zu erfüllen und als starker Partner der öffentlichen Hand im Bildungsbereich zu agieren.
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[renate magerl]