100 Jahre mit jungen Menschen unterwegs
Auf weitere 100 Jahre Zusammenarbeit für junge Menschen: Provinzial P. Reinhard Gesing (D), Provinzleiterin Sr. Petra Egeling und Provinzial P. Siegfried Kettner (Ö). (c) FMA
Vieles hat sich geändert, und auch nicht...
Mit einem abwechslungsreichen Programm wurde der letzten hundert Jahre des Frauenordens gedacht, der mit der ersten Gemeinschaft von sechs Schwestern in Essen-Borbeck seinen Ausgang im deutschsprachigen Raum nahm. „Vieles hat sich in den letzten hundert Jahren geändert“, resümiert die Provinzleiterin Don Bosco Schwester Petra Egeling. „Und trotzdem gibt es einige Parallelen zu heute.“ Das Leben der Menschen in Deutschland der 1920er Jahre war geprägt von der Nachkriegszeit. Armut, Arbeitslosigkeit und das Trauma des Krieges wurden verstärkt durch eine Hyperinflation, eine Folge der Reparationszahlungen, die Deutschland den Siegermächten leisten musste. Die Kindersterblichkeitsrate war die höchste Europas, viele Menschen hatten kein Dach über dem Kopf und vor den Suppenküchen in den Städten bildeten sich lange Schlangen an Notleidenden. Der Extremismus war im Vormarsch.
(v.l.n.r.) Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre, Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Regina Gabriel, Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger und Provinzleiterin Sr. Petra Egeling. (c) FMA
Jungen Menschen Mut machen
In zwei Filmen, die einerseits ein fiktives Kind von 1922 und andererseits eine junge Frau aus Stams zu Wort kommen ließen, wurden die Nöte der jungen Menschen von damals und heute offensichtlich. „Sie zeigen uns auch, was unsere Sendung ist“, so die Provinzleiterin. „Die Geburtsstunde der Provinz fand in einer Krisenzeit statt und unser Jubiläum fällt in eine Zeit, die ebenso von mehreren Krisen gezeichnet ist. Kinder und Jugendliche leiden besonders darunter, noch einmal mehr, wenn sie Aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Status, ihrer geschlechtlichen Orientierung oder einer Beeinträchtigung diskriminiert werden. Diesen jungen Menschen Mut zu machen, sie zu bestärken, ihnen ‚Heimat‘ zu geben und Bildung zu ermöglichen, ist der Sendungsauftrag der Don Bosco Schwestern seit hundert Jahren.“
Wider die Krisen: „Als Ordensmenschen sind wir Menschen der Hoffnung“, so Provinzial Pater Reinhard Gesing. (c) FMA
Zum Jubiläumsfest an ihrem Standort in Vöcklabruck mit rund 100 Festgästen kamen u.a. stellvertretend für die Salesianer Don Boscos Pater Reinhard Gesing, Provinzial aus Deutschland und Pater Siegfried Kettner, Provinzial aus Österreich, sowie Erzbischof em. Alois Kothgasser und Bischof em. Ludwig Schwarz. Von der offiziellen Seite aus Vöcklabruck folgten der Einladung Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Regina Gabriel, Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger und Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre.
Mischten sich unter die Feiernden: Der Salzburger Erzbischof em. Alois Kothgasser und Linzer Bischof em. Ludwig Schwarz, im Bild mit dem Provinzial der Salesianer Don Boscos, Pater Siegfried Kettner. (c) FMA
Weltweites Netzwerk an Don Bosco Schwestern
Im Rückblick und in den aktuellen Zahlen wird einmal mehr ersichtlich, dass der Orden auf ein weltweites Netzwerk zurückgreifen kann. So gibt es rund 11.200 Schwestern in 99 Nationen, die in gut 10.600 Werken mit ca. 55.000 Mitarbeiter/innen und Volontär/innen tätig sind. „Damit erreicht unsere Kongregation bis zu 1,6 Millionen Menschen. Zusammen mit unseren Mitbrüdern, den Mitarbeiter/innen und Freiwilligen können wir durchaus etwas bewegen – und das ist schön zu sehen“, so Sr. Petra Egeling.
Ordensmenschen - Menschen der Hoffnung
Was die Zukunft des Ordens und der Kirche betreffe, die sich in einer Vertrauenskrise befindet und gerade unter den jungen Menschen „megaout“ sei, sind Don Bosco Schwestern und Salesianer heute besonders gefordert, nicht in den Pessimismus der Zeit einzustimmen. „Als Ordensmenschen sind wir Menschen der Hoffnung“, betont Provinzial Pater Reinhard Gesing in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst. Heute zählen nicht mehr die großen Worte, sondern das authentische Leben. Dass jedes Tun auch ein Akt der Liebe Gottes sei, wie es schon Maria Mazzarello ihren Mitschwestern mit auf den Weg gab, darin seien, so der Provinzial, die Schwestern besonders geübt. „Ihr habt Kindern das Lachen gelehrt, sie getröstet, jungen Menschen den Glauben gelehrt, ihnen ein Leben ermöglicht. Keine dieser zahlreichen Geschichten hat in die Geschichtsbücher Eingang gefunden – obwohl sie es verdient hätte. Aber der Heilsgeschichte Gottes kommt es nicht auf das Wort an, sondern auf die Taten. Und darin können auch wir Salesianer noch von unseren Mitschwestern lernen.“
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[renate magerl]