"Precious" - Filmdoku mit Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl
Die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl (r.) lernte Precious 2016 kennen und half der damals 19-Jährigen aus der Zwangsprostitution zu entkommen. (c) Weihbold
Precious stammt aus Nigeria und lebte bis zu ihrem 14. Lebensjahr in einem kleinen Dorf mit ihrer Familie in einfachen Verhältnissen. Aufgrund der mühseligen Lebensbedingungen vertraute die Familie einer Bekannten ihre Tochter an. Nach einem Einschüchterungsritual bei einem Woodoo-Priester kam Precious per Mittelsmann nach Europa. Hier landet sie zuerst in Oslo, Norwegen, auf dem Straßenstrich, danach in Wels, Oberösterreich, in einem Bordell. Die Linzer Ordensfrau und Menschenrechtsaktivistin Sr. Maria Schlackl lernt Precious 2016 kennen und hilft der damals 19-Jährigen, aus der Zwangsprostitution zu entkommen. Precious verlässt das Bordell und führt heute ein normales Leben.
Precious ist nur eine der Frauen, die in dem Film der Kulturjournalistin und Regisseurin Carola Mair porträtiert wird. Precious' Weg zurück in ein normales Leben, der hier in kurzen Worten beschrieben wird, war mit vielen Herausforderungen und Hindernissen gesäumt. Sie hatte das Glück, auf die engagierte und couragierte Ordensfrau Maria Schlackl zu treffen, die sich für die junge Frau einsetzte. Aber auf dieses Happy End dürfen die meisten Frauen, die Opfer von Zwangsprostitution sind, nicht hoffen.
Weltweit ca. 42 Mio. Prostituierte
Noch immer ist Prostitution in unserer Gesellschaft akzeptiert. Die Rolle der Frau ist es also nach wie vor den Mann sexuell zu befriedigen? Wie frei ist die Sexualität in einer modernen Gesellschaft tatsächlich? Die Nachfrage nach „gekauftem Sex“ fördert natürlich den Markt dafür und damit leider auch den Menschenhandel. Weltweit gab es seit 2018 schätzungsweise 40 bis 42 Millionen Prostituierte. 80 Prozent der Weltbevölkerung sind weibliche Prostituierte und durchschnittlich zwischen 13 und 25 Jahre alt. Ca. 90 Prozent der Prostituierten sind von einem Zuhälter abhängig. Davon arbeiten 400.000 in Deutschland.
Fließende Grenzen zwischen Prostitution, Zwangsprostitution und Menschenhandel
In Österreich sind die meisten registriert arbeitenden Frauen in der Prostitution Migrantinnen, etwa 85 bis 90 Prozent (Quelle Bundeskanzleramt). Neben Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe spielt auch die soziale und ökonomische Herkunft eine große Rolle. In Österreich sind es vor allem Frauen, denen es nicht ermöglicht wird, durch Bildung sozial aufzusteigen. Hier gibt es noch viel Informationsbedarf – auch in der Politik – denn die Grenzen zwischen Prostitution, Zwangsprostitution und Menschenhandel sind oft fließend. Hinter der sich nach außen oft „freiwillig“ darstellenden Prostitution verstecken sich Zwänge verschiedenster Art wie Ausbeutung, Armut, Gewalt bis hin zu sklavenähnlichen Lebenssituationen und abgrundtiefen Ängsten.
Allerdings halten viele Frauen in der Zwangsprostitution diese seriellen Vergewaltigungen im Bordell nicht lange aus. Sie leiden und werden häufig krank; Geschlechtskrankheiten, Deformierungen des Körpers, Depressionen, etc. gehören zur Tagesordnung. Oft ist Drogenmissbrauch als Schutzmechanismus im Gehirn der einzige Weg, um alles ertragen können.
Der Film "Precious - LIEBEnsWERT" stellt mutige Frauen in den Mittelpunkt, die nach einem Leben in der Prostitutionshölle zurück in ein normales Leben finden - mit Unterstützung von mutigen Frauen wie der Sr. Maria Schlackl. (c) Salvatorianerinnen
Hohe Dunkelziffer
Die Strafverfolgung des kriminellen Frauenhandels gilt als extrem schwierig, da die Tätergruppen sehr straff organisiert sind und professionell vorgehen und es wenig Hinweise und Strafanzeigen seitens der Opfer gibt. Die Probleme der Strafverfolgung führen zu einer sehr hohen Dunkelziffer in der Kriminalität.
Kein Männerthema?
Auffällig ist, dass jener Bereich von Menschenhandel, der zum Zweck der sexuellen Ausbeutung geschieht, sehr häufig nur als „Frauenthema“ behandelt wird und so die Männer völlig unsichtbar bleiben - so als hätten sie mit der Thematik Prostitution gar nichts zu tun. Gerade hier sollte eine Bewusstseinsveränderung bei den Männern eintreten, damit sie ihre Verantwortung übernehmen und ihnen klar wird, dass durch jeden Freier Ausbeutung gefördert wird.
Sichtbarmachung und Bewusstseinsbildung
Der Fokus des Films liegt einerseits auf der Sichtbarmachung von sexueller Ausbeutung, andererseits auch auf Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft, was Traumatisierung und Stigmatisierung der Frauen in der Prostitution betrifft. "Ich bin auch davon überzeugt, dass Prostitution weder eine Berufung ist, noch ein Beruf wie jeder andere, sondern dass der Weg in die Prostitution aufgrund von äußeren oder inneren Nöten und dem Fehlen von Alternativen bedingt ist", schreibt Regisseurin Carola Mair in einer Aussendung. "Wichtig ist mir dabei einerseits Lösungen aufzuzeigen, die Frauen in ähnlicher Situation helfen Auswege zu finden und andererseits, mehr Bewusstsein in unserer Gesellschaft für diese Form der sexuellen Ausbeutung zu schaffen."
Precious - LIEBEnsWERT
Der neue Film von Carola Mair
Doku über Abhängigkeiten, Prostitution und der Freiheit, frei zu sein.
Dokumentarfilm, Länge 80 min.
Die Presseausendung von caromax als PDF zum Download.
Weiterlesen:
Website von SOLWODI Österreich
[robert sonnleitner]