Beim Klimaschutz müssen alle Religionen zusammenstehen. Das war der Tenor der interreligiösen Auftaktveranstaltung zum Klimastreik am Freitag, 15. September 2023, in Wien. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kirchen und Religionen versammelten sich zu Mittag im Innenhof der Armenisch-apostolischen Kirche in Wien-Landstraße.
Religions For Future beim weltweiten Klimastreik am 15. September 2023. Mit dabei waren u.a. P. Franz Helm (links außen) und Abt Nikolaus Poch (2. v.l.). (c) ÖOK/rs
Bei der interreligiösen Auftaktveranstaltung sprach der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) für den Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Er hob das gemeinsame Anliegen der Schöpfungsverantwortung hervor. Alle 17 im ÖRKÖ vertretenen Kirchen würden nicht nur hinter dem Anliegen des Klimaschutzes stehen, sondern diesem auch höchste Priorität beimessen.
Klimaschutz in der DNA vieler Ordensgemeinschaften
Abt Nikolaus Poch vom Wiener Schottenstift hob in seinem Statement u.a. die Bedeutung der Orden und Klöster für den Klimaschutz hervor. Seit vielen Jahren bemühten sich die Ordensleute in besonderer Weise um einen klimagerechten Lebensstil. Ein solcher sei gleichsam auch in die DNA vieler Ordensgemeinschaft geschrieben, sagte Poch. Viele Ordensgemeinschaften waren beim weltweiten Klimastreik dabei und unterstützen die Anliegen für mehr Klimaschutz. Darunter z.B. P. Franz Helm von den Steyler Missionaren und Sr. Anneliese Herzig von der Österreichischen Ordenskonferenz.
Nach den Reden schlossen sich die Teilnehmenden der religiösen Kundgebung der allgemeinen Klima-Demonstration durch die Wiener Innenstadt an.
Abt Nikolaus Poch vom Wiener Schottenstift hielt eine kurze Ansprache beim interreligiösen Auftakt. (c) ÖOK/rs
Die Welt ist nicht Eigentum der Menschen
Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Wiener Michaelerkirche wurde Freitagnachmittag der Klimastreik in Wien abgeschlossen. Zu dem Klage- und Schöpfungsgottesdienst hatten der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und die „Religions For Future Vienna“ geladen. Im Mittelpunkt der Feier stand die dramatische Situation der Welt und das christliche Gebot des Einsatzes für die Schöpfung. Die Welt ist nicht Eigentum des Menschen, so die deutliche Botschaft des Gottesdienstes.
Dem Gottesdienst standen der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic), der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, Sr. Karin Kuttner von den Schulschwestern, Hirte Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche sowie P. Franz Helm, Prof. Ernst Fürlinger und Raphael Lichtenberger von „Religions For Future“ vor.
Mit dem Gottesdienst in der Michaelakirche ging in Wien ein langer Klimastreik-Tag zu Ende. (c) ÖOK/rs
Sr. Karin Kuttner betonte in ihrer Auslegung des biblischen Psalms 24, dass die Erde bzw. der Kosmos allein Gott gehörten, der sie geschaffen hat. „Unsere Welt, die wir Tag um Tag vergewaltigen, ist also nicht unser Besitz, unser Eigentum, mit dem wir nach Gutdünken „verfahren können. Nein, Gott gehört dieser Erdkreis mit allem, was darauf lebt“, so Kuttner: Diese Schöpfung ist uns im Grunde nur geliehen, anvertraut zum Behüten und Bebauen, nicht zum Ausbeuten.“ Die Menschen seien bestenfalls Verwaltende, sie hätten auf die Welt sorgsam und verantwortungsvoll zu achten.
In diesem Sinne brauche es Menschen, denen Gottes gute Schöpfung am Herzen liegt und „die sich einsetzen für Recht und Gerechtigkeit“. Es brauche Menschen, „die nicht schweigen, sondern aufstehen, wo dieses Lebenshaus bedroht ist; die sich nicht in den Sack lügen und aus Profitgier nicht trügerische Bündnisse eingehen; die ihre Ohren nicht verschließen vor dem Schrei der gequälten Schöpfung, sondern prophetisch wach leben und mitleiden und mithandeln“, so Sr. Kuttner.
Quelle: kathpress
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[renate magerl]