Wie aus vielen „Momentaufnahmen“ ein kurzweiliges Buch wurde.
Ein Buch sorgt für Gesprächsstoff: Abt Ambros Ebhart, Hofrat Wolfgang Leberbauer (ehem. Direktor des Gymnasiums), Sr. Christine Rod (Generalsekretärin der Ordenskonferenz Österreich), Helene Daxecker-Okon (Tyrolia Verlag), Autor P. Bernhard Eckerstorfer (v.l.n.r.) © P. Josef Stelzer
Das Buch, um das es an diesem Abend ging, ist ein buntes Mosaik an Themen und Gedanken, die der lebensfrohe Benediktiner zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammengefasst hat. In 60 kurzweiligen „Momentaufnahmen“ erzählt er auf 117 Seiten aus der Betriebsamkeit seines Lebens. So berichtet P. Eckerstorfer etwa von der berührenden Begegnung mit einem Sterbenden, vom zufälligen Zusammentreffen mit den Stammkunden des Bahnhofsbistros, die ihm sympathischer waren als zunächst gedacht, und vom Melonenessen mit dem Straßenverkäufer am Strand in der Nähe Roms.
Zugleich gewährt der Ordensmann, der zurzeit Rektor der internationalen Hochschule des Benediktinerordens Sant'Anselmo in Rom ist, persönliche Einblicke in sein Inneres: seinen Umgang mit Stress und Erschöpfung, den Tagesablauf als Benediktiner und Fragen des Glaubens, die ihn beschäftigen. Seine Ausführungen sind lebensnah, authentisch, humorvoll und garniert mit einer geerdeten Reflexion. Helene Daxecker-Okon, die Lektorin des Tyrolia-Verlags, in dem das Buch soeben erschienen ist, beschrieb die kurzen Momentaufnahmen als einen „Wechsel der Blickrichtungen“. So werde aus einer Störung oder Unterbrechung auf den zweiten Blick ein wertvoller Moment, aus dem ein Mehrwert an Leben entstehen könne.
Lebensweisheiten: Autor P. Bernhard Eckerstorfer hielt ein Plädoyer dafür, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und das Staunen nicht zu verlernen. © P. Josef Stelzer
Eindrücke eines Lesers
In weiterer Folge ließ Hofrat Wolfgang Leberbauer einige seiner Leseeindrücke Revue passieren und verknüpfte diese geistreich mit eigenen Erfahrungen. Pointiert, aber auch mit viel Tiefgang, ging er unter anderem auf die Zugfahrt des österreichischen Kardinals mit lärmenden Studenten, einen besonderen Arztbesuch sowie auf Musiktraditionen und den Kremsmünsterer Kirchenchor ein. Dabei stellte er fest, dass jede sinnstiftende Begegnung Aktivität und bewusstes Aufeinander-Zugehen verlangt. Auch in den Kapiteln „Sich selbst organisieren lernen“ oder „Wenn man erschöpft ist“ fand sich der pensionierte Gymnasialdirektor gedanklich wieder.
Von der Kunst, sich nicht zu wichtig zu nehmen
Im anschließenden Gespräch mit Sr. Christine Roth MC, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, ging es unter anderem um die Frage, ob P. Bernhard überhaupt so etwas wie einen Alltag habe. Im Zuge des Gesprächs vermittelte der Ordensmann den Zuhörer:innen persönliche Eindrücke von der Eröffnungsmesse der Weltsynode mit dem Papst, sprach über seine Verantwortung für Studierende und Lehrende und erzählte von seinem Vorsatz, sich ganz seiner anvertrauten Aufgabe zu widmen – es lauere ansonsten die Gefahr des „sich Verzettelns“. Auf die Frage, wie er mit „der Gefahr, nur von sich selbst her zu denken“, die im Buch beschrieben wird, umginge, verwies er auf das persönliche Gebet, die ihm wertvolle Lectio divina, ehrliche Freunde und einen Ausspruch von Johannes XXIII: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“
Spannendes Zwiegespräch: Sr. Christine Roth MC, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, entlockte P. Bernhard Eckerstorfer interessante Details. © P. Josef Stelzer
Das Staunen nie verlernen
Die Fähigkeit, das Staunen nie zu verlernen, war der Wunsch des Doktorvaters an den damals jungen Andreas Eckerstorfer, noch bevor dieser ins Kloster eintrat. Dabei handle es sich um einen lebenslangen Prozess, für den der Boden im Alltag bereitet werden müsse, nur so könne sich diese Fähigkeit einstellen, so Eckerstorfer. Ihn überwältige das Staunen nicht nur in der Natur, sondern vor allem in der Begegnung mit Menschen, die trotz Leiderfahrungen weitergehen, mit Kindern oder beim Spenden der Sakramente. Diese Momente des Staunens, aber auch die des Nicht-Gelingens versuche er in seinem Buch zur Sprache zu bringen. Das Staunen nicht zu verlernen, das wünsche er auch seinen Leserinnen und Lesern.
Interessiertes Publikum: Zur Buchpräsentation waren zahlreiche Gäste aus Nah und Fern in den Wintersaal des Stiftes Kremsmünster gekommen. © P. Josef Stelzer
Musikalisch umrahmt wurde die gelungene und stimmungsvolle Veranstaltung von P. Altman Pötsch an der Violine, begleitet der Stiftsorganistin Ingrid Achleitner am Klavier.