Rückblick - Vernetzungstreffen "Kulturgüterpflege"
Es nahmen Interessierte aus 6 Bundesländern und Südtirol teil. Anfangs referierte Silvia Mader, Kunsthistorikerin und Kustodin des Pfarrmuseums in Serfaus. Sie gab grundlegende Hinweise zum Kulturgüter- und Denkmalschutz in Österreich. Es folgten Tipps zur Vorbeugung von Diebstahl und das Beachten von geeigneten Rahmenbedingungen für das Deponieren und Ausstellen von sakralen Kunstgegenständen. Anhand des Projektes „Pfarrmuseum Serfaus“ hat Silvia Mader über die Herausforderungen von einem „lebendigen“ Umgang mit kirchlichen Ausstattungsstücken berichtet. Wie bewahre ich praktikabel und fachgerecht Prozessionsstangen auf, die nach wie vor Verwendung in der Liturgie finden? Wie gestalte ich einen Ausstellungsraum, der auch für Wintertouristen attraktiv sein soll? Auf diese und weitere Fragen wurde eingegangen, sie bildeten weitere Grundlage für Diskussionen.
Ute Rohrer beeindruckte anschließend mit ihren Erfahrungen im Umgang mit Schädlingen in der Stiftsbibliothek Admont. Nach einem massiven Insektenbefall des Bücherbestandes ist sie zur Expertin im Umgang mit Schädlingen geworden. Sie absolvierte Kurse für IPM (Integrated Pest Management), wo primär alternative Bekämpfungsmaßnahmen eingesetzt werden und der Einsatz von giftigen Insektiziden vermieden wird.
Hilfreich gab Ute Rohrer Tipps aus der Praxis wie eine gute und regelmäßige Überwachung erfolgen kann. Mitgebrachtes Anschauungsmaterial von Insektenfallen und -verzeichnissen zeigten die breite Palette der verschiedenen Schadinsekten. Sauberkeit und Ordnung sind wichtige Grundlagen für die Vermeidung eines Schädlingsbefalles. Oftmals verbleiben in den Fugen des Fliesenbodens Staub und Tierchen, die sich mitunter rasant vermehren können. Wird der Befall bemerkt, ist er oft schwer einzudämmen und enorme Kosten fallen an.
Abb. 1: Ute Rohrer, IPM-Beauftragte Stift Admont
Die Restauratorin Meike Jockusch berichtete über ihre Tätigkeiten im Zuge von Übersiedlungen und Transporten von Sammlungen aus Tiroler Landesmuseen. Im Vorfeld müssen für umfangreiche Transporte viele Überlegungen angestellt werden. Praktische Maßnahmen können am Zielort bereits vor der Ankunft der Objekte gesetzt werden. Wie packe ich Statuen und Gemälde für den Transport richtig ein, damit kein Schaden passiert? Was muss ich beachten, wenn für Ausstellungen Kunstwerke verliehen werden sollen? Was ist ein Zustandsprotokoll? Viele dieser Fragen wurden fachgerecht beantwortet und auf spezielle Fragestellungen im Umgang mit Kunstwerken eingegangen.
Abb. 2: Meike Jockusch, Restauratorin
Am Nachmittag ermöglichte Miriam Trojer, Provinzarchivarin der Kapuziner, allen TeilnehmerInnen einen Einblick in die bemerkenswerte Einsiedelei von Erzherzog Maximilian III., dessen Räume teilweise mit Schieferplatten und Tuffstein ausgekleidet sind. Die anschließende Führung in der Kirche gab wissenswerte Informationen über das Ordenscharisma der Kapuziner. Der Sakralraum beherbergt auch ein Gemälde des renommierten Künstlers Lucas Cranachs dem Älteren und zeigt eine Abbildung der Maria Lactans, der stillenden Muttergottes.
Ein Rundgang durch das Archiv und das Sammlungsdepot der Kapuziner gab allen Anwesenden einen reichhaltigen Einblick in die verschiedenen Kulturgüter der Ordensgemeinschaft. So sind viele Gegenstände aus der Mission erhalten geblieben, wie zum Beispiel ein Alligator, der auch bei Führungen mit Schulklassen die Kinder beeindruckt.
Eine Handschrift aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist ebenso in der Sammlung erhalten wie viele qualitätvolle Ölgemälde. Viele der Objekte hat Miriam Trojer in einem Schaukasten ausgestellt, dadurch kann die Geschichte des Kapuzinerordens anschaulich vermittelt werden. Durch ein Projekt mit der Gefängnistischlerei in Innsbruck konnten die Kästen kostengünstig erworben werden, der Kontakt entstand durch einen Seelsorger der Kapuziner.
Abb. 3: Auch die Kapuzinerbrüder sind an ihren Sammlungen interessiert
Den Abschluss des Vernetzungstreffens bildete eine umfassende Führung durch Manfred Massani, Provinzarchivar, in der Bibliothek der Kapuziner. Seit vielen Jahren unterstützt er den Orden in der Pflege, Handhabung und Aufbewahrung ihres Bücherbestandes. Besonders bemerkenswert ist die Sammlung der Inkunabeln. Sie werden fachgerecht in säurefreien Kartons aufbewahrt um auch für nachfolgende Generationen das kulturelle Erbe der Kapuziner erhalten zu können.
Ein herzliches Dankeschön an die Ordensgemeinschaft der Kapuziner in Innsbruck, als Mitveranstalter und Gastgeber. Alle Beteiligten sind mit vielen wissenswerten und informativen Eindrücken an ihre Wirkungsorte zurückgekehrt. Das neue Veranstaltungsformat wird aufgrund der positiven Resonanz auch im Jahr 2020 stattfinden, um weiter am Vernetzen von Fachpersonen in Ordenshäusern beitragen zu können.
[karin mayer]
Fotos: Ordensgemeinschaften Österreich