Tagungsbericht - Arbeitskreis Ordensgeschichte 2021
Die TeilnehmerInnen des AK Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert.
Organisiert und moderiert wurde die Tagung von Joachim Schmiedl, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und von Dr. Gisela Fleckenstein, stellvertretender Leiterin des Landesarchivs Speyer. Insgesamt 32 Teilnehmer*innen kamen aus allen Teilen Deutschlands, aus Belgien und aus Österreich zusammen und belegten so das international breit gestreute Interesse für Ordensgeschichtsforschung. Von den Veranstaltern wurde kein Schwerpunktthema vorgegeben, so dass die Vorträge inhaltlich und zeitlich eine große Bandbreite aufzeigten. Im Anschluss an die Vorträge wurden rege Diskussionen geführt und Neuigkeiten ausgetauscht.
Unter den Vortragenden war auch P. Peter van Meijl, Mitglied und Archivar des Salvatorianerordens in Wien, Ordenshistoriker und stellvertretender Vorsitzender der österreichischen ARGE Ordensarchive. P. Peter, der bereits seit 2003 ein treuer Teilnehmer der Tagungen des Arbeitskreises ist, stellte in seinem Vortrag den langen Weg zum Seligsprechungsprozess seines Ordensgründers, P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, dar. Dieser Prozess, der bereits unmittelbar nach dem Tod P. Jordans 1918 angedacht, aber erst 1942 tatsächlich eingeleitet worden war, wurde immer wieder von „Stolpersteinen“ behindert. Diese wurden von P. Peter in seinem Vortrag kritisch dargelegt.
P. Peter van Meijl SDS
Diese Rückschläge sorgten dafür, dass die Seligsprechung P. Jordans keineswegs rasch vollzogen werden konnte – wie den Salvatorianern Mitte der 1950er Jahre von einem hochrangigen Mitarbeiter im Vatikan in Aussicht gestellt worden war. Vielmehr sollte es noch weitere 50 Jahre dauern, bis sie heuer, im Jahr 2021, zu einem guten Ende gelangen wird. Aus diesem Grund glich der Prozess, wie P. Peter van Meijl meinte, „eher einem Marathon, als einem 100 Meter Lauf“. P. Peter beleuchtete in seinem Vortrag die Hintergründe jener „Stolpersteine“, die daran beteiligten Akteur*innen und ihre jeweiligen, nicht immer von hehren Interessen geleiteten Handlungsmotive.
Es ist der Anerkennung eines Wunders, das auf Anrufung von P. Jordan hin 2014 in Brasilien geschehen war, und dem Engagement der Salvatorianerpatres zu verdanken, dass die Seligsprechung P. Jordans nun doch stattfindet. Sie wird heuer, am 15. Mai 2021, fast 80 Jahre nach dem Beginn des Prozesses, in Rom vorgenommen werden. Ein großer Anteil an dieser Errungenschaft kommt P. Peter van Meijl zu, der den Fortschritt des Prozesses mit seinen Forschungsarbeiten unermüdlich weiterbetreibt.
Die gesamte Tagung war inhaltlich sehr gelungen und profitierte von der großen Themenvielfalt und der technischen Versiertheit der Vortragenden, der Moderator*innen und auch der Teilnehmenden, so dass – zumindest im virtuellen Raum – ein guter Austausch möglich war.
Weitere Beiträge bei der Tagung waren:
Kapitularin Johanna Pointke, Stift Börstel: Weltlichkeit. Das Kapitel des Freiweltlichen Stifts Börstel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Marinus Parzinger OFMCap, Altötting: Vom Klosterpförtner zum Heiligen. Die Verehrung von Bruder Konrad von 1912 bis heute
Klaus-Peter Grünschläger / Ulrich Zimmerer: Bruder Kain – Frater Coelestin OFMCap und die Erziehung in katholischen Ordensinternaten
Prof. Dr. Ulrich Ritzerfeld/ Roswitha Kraatz, Marburg: Projektvorstellung Hessisches Klostermodul
Dr. Johanna Konrad-Brey, Würzburg: Die Förderung der Orden durch Bischof Georg Anton Stahl von Würzburg (1840-1870) – Voraussetzung, Durchführung, Zielsetzung
Prof. Dr. Reimund Haas, Köln: Was ist aus den beiden Säkularisationswellen von Klöstern und Klosterbibliotheken im Ruhrgebiet geworden und erhalten geblieben?
Elmar Busse ISch, Dernbach: Die Schönstatt-Patres in der DDR
Auszug aus dem Tagungsfolder
Weitere Informationen zur Seligsprechung P. Jordans: https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/aktuelles/1514-seligsprechung-des-ordensgruenders-p-jordan
[Text und Fotos: Irene Kubiska-Scharl]