Kultur & Dokumentation

Schädlingen auf der Spur

Wie kleine Insekten Kulturgüter bedrohen – und was man dagegen tun kann.

Knapp zwanzig Restauratoren, Archivare, Bibliothekare und Kustoden nahmen von 30. Jänner bis 1. Februar 2019 im Archiv der Erzdiözese Salzburg an einer Fortbildungsveranstaltung zu Schädlingsmanagement in Archiven, Bibliotheken und Museen teil. Unter ihnen waren auch drei Teilnehmer aus österreichischen Stiften, denen die fachgerechte Bewahrung der ihnen anvertrauten Kulturgüter oberstes Anliegen ist. Fast jede Einrichtung, die Kulturobjekte verwaltet, beherbergt auch Schadinsekten. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist daher unausweichlich.  Schädlingsmanagement bietet vergleichsweise kostengünstige und effektive Konzepte und Methoden an.
Schädlingsmanagement wird auch als IPM (Integrated Pest Management) bezeichnet. Dabei wird versucht, die Verbreitung von Schädlingspopulationen einzudämmen. Vorhandene Populationen können mit IPM gezielt und damit kostengünstig aufgespürt und bekämpft werden. IPM setzt in erster Linie auf Prävention und Kontrolle: Durch die genaue Überprüfung von Gebäuden können Schwachstellen erkannt und behoben werden. Eine gründliche Reinigung von Problemzonen entzieht den Schädlingen vielfach die Lebensgrundlage. Die Überwachung von Transporten aus den und in die Depots reduziert die Gefahr von Einschleppung. Mit Klebefallen können die Aktivitäten unterschiedlicher Spezies dokumentiert und analysiert werden.

Unter der Lupe und unter dem Mikroskop lassen sich die verschiedenen Motten, Käfer und Fischchen gut unterscheiden. Die dadurch gewonnenen Detailinformationen geben wichtige konkrete Hinweise auf vorhandene Gefahrenpotentiale. Verbesserungen herbeizuführen ist häufig keine Geldfrage, es können auch kleine, durchdachte Maßnahmen bereits völlig ausreichend sein. Und wenn doch einmal eine großflächige Bekämpfung erforderlich sein sollte, dann gilt es Ruhe zu bewahren. Schließlich gibt eine Reihe erprobter Mittel, die sich je nach Art des Schadensbildes anwenden lassen.
Mit zahlreichen Anschauungsbeispielen und anhand von praktischen Übungen konnten die KursteilnehmerInnen ihr Wissen vertiefen. Sie werden sich in Zukunft noch effizienter um den Erhalt der ihnen anvertrauten Kulturgüter kümmern. Wachsamkeit ist jedenfalls das Gebot der Stunde: Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre wird die Eindämmung und Bekämpfung von Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata) sein. Erst vor gut 15 Jahren erstmals in Österreich nachgewiesen, sind diese Kulturfolger heute fast überall anzutreffen. Sie vermehren sich schnell und sind an die Gegebenheiten moderner Wohn- und Lagerräume bestens angepasst. Ein ungeübtes Auge verwechselt sie leicht mit den heimischen, viel empfindlicheren Silberfischchen. Ihre Vorliebe für Papier ist eine große Bedrohung für viele Kulturgüter. Ein besonderes Augenmerk muss daher in Zukunft auf die Frage gelegt werden, ob die eigenen Vertragspartner wie Lieferanten, Restauratoren und Leihnehmer/-geber ebenso aufmerksam mit dem Thema Schädlingsmanagement umgehen.

Veranstaltet wurde der Kurs vom Wiener Biologen Dr. Pascal Querner, der zahlreiche renommierte Institutionen in Österreich in Fragen der Schädlingsüberwachung und -prävention berät. Er ist Mitübersetzer eines Bestimmungsbuchs für Insekten, das den Kursteilnehmern bei Ihrer Arbeit noch gute Dienste leisten wird: David Pinniger–Adrian Mayer, Handbuch integriertes Schädlingsmanagement in Museen, Archiven und historischen Gebäuden. Berlin 2016.


Wenn Sie Fragen zum Thema Schädlingsmanagement haben, können Sie sich jederzeit an das Team des Referats für die Kulturgüter der Orden wenden!


Gerald Hirtner [Archivar der Erzabtei St. Peter]

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