Auf dem Weg zum klimaaktiven Museum – mit der Vitrinenbörse einen Schritt weiter
Klimaschutz ist nicht nur in aller Munde, es muss in unser aller Leben einen hohen und höheren Stellenwert einnehmen, das betrifft nicht nur unser Privatleben, es betrifft auch das Museumsleben.
Die Werte der Bewegung Museums For Future müssen im Museum wie selbstverständlich im Alltag Eingang finden. Die Museumsarbeit, wie wir sie gewohnt waren, ist grundsätzlich nicht besonders klimaschonend angelegt – auf beiden Seiten nicht, weder vor noch hinter den Kulissen.
Das MAK Museum für angewandte Kunst (Wien) hat in einem Projekt mit der Kompetenzstelle für Klimaneutralität am Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU Wien den Gesamtverbrauch des Museums auf 865 Tonnen CO2 berechnet (7 Tonnen pro Mitarbeiter:in, 0,11 Tonnen pro m2)1 , der Verbrauch spezifisch für eine Ausstellung betrug im Rahmen der Laufzeit 12,36 Tonnen, ein Drittel davon erzeugten Transport und Verbrauchsmittel. Hierzu ist anzumerken, dass das MAK als besonders klimaaktives Museum gilt und dass insbesondere die Ausstellung CLIMATE CARE. Stellen wir uns vor, unser Planet hat Zukunft auf niedrigen CO2-Verbrauch bedacht war. Natürlich fehlen uns auch noch die Vergleichswerte innerhalb der Museumslandschaft, aber mit einer gewissen Sicherheit darf behauptet werden, dass das Ausstellen als eines der Kerngeschäfte des Museums einen einigermaßen hohen CO2-Verbrauch hat, insbesondere in der Herstellung. Hinzu kommt, dass viele der Ausstellungsmaterialien nicht nachhaltig genutzt werden.
(c) Christoph Friedl
Dem möchte die Vitrinenbörse (www.vitrinenboerse.at), die ARTEX Museum Service und Museumsbund Österreich zur Verfügung stellen, Abhilfe schaffen: Die Vitrinenbörse ist ein virtueller Marktplatz, auf dem Ausstellungsmaterialien – von Beleuchtungsleisten bis zu Vitrinen – gegen Entgelt oder kostenfrei von Museum zu Museum weitergegeben werden können. Um einem gewissen Qualitätsanspruch gerecht zu werden, ist die Plattform ausschließlich für registrierte Museen automatisch zugänglich, nicht registrierte Museen und andere museumsähnliche Einrichtungen müssen sich für einen Zugang erst bewerben.
Danach können Museumsvitrinen, Ausstellungstechnik, Beleuchtung(szubehör), Sicherheitszubehör, Stell- und Trennwände mit Fotos und Maßen eingestellt werden und so in einem nächsten Museum nach- und weitergenutzt werden. Dabei ist die Vitrinenbörse nur die vermittelnde Plattform, die Kommunikation und in weitere Folge auch das Geschäft erfolgt zwischen den Museen auf deren Verantwortung.
(c) Christoph Friedl
Warum aber möchte sich ein Vitrinenbauer wie ARTEX Museum Services durch diese Plattform zusätzliche „Konkurrenz“ ins Boot holen? Allzu oft schmücken sich Unternehmen mit schönen Bildern und Worten zum Thema Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsberichten oder Social Media Postings, betreiben jedoch im Alltagsgeschäft trotzdem weiterhin „business as usual“.
„Ein Umdenken hat bei uns bereits vor einiger Zeit begonnen und es ist gewiss noch nicht abgeschlossen. Aber die Schritte gehen rasch in die richtige Richtung. Im Alltag sind wir abhängig von unseren Produzenten, die uns den Rohstahl oder das Rohglas zur Verfügung stellen. Bei der Auswahl der Rohstoffe achten wir daher sehr auf die Herstellungsverfahren und die Transportwege und bereits jetzt können durch den Einsatz von recycelten Materialien bis zu 95% Energie und C02 eingespart werden, ohne dabei bei der Qualität zu sparen. Die Vitrinenbörse sehen wir nicht als Konkurrenz. Es werden auch künftig maßgefertigte Vitrinen und Museumseinrichtungen benötigt werden. Da ist es umso besser, wenn diese nicht „von der Stange“ und mit langen Transportwegen kommen. Denn energieeffizientes Arbeiten und kluges Recycling bzw. ReUse von Materialien ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. So wie „fast fashion“ keinen Platz in den Kleiderschränken haben sollte, sollten auch keine Massen- und Wegwerfprodukte in Museen Platz finden. Rohstoffe sind kostbar und hohe Rohstoffqualität kombiniert mit präziser Verarbeitung garantiert eine lange Lebenszeit von Produkten,“ sagt Christoph Friedl von ARTEX Museum Services.
Aller Anfang ist dabei natürlich schwer, wer sich erwartet, mit einem Klick auf die größte Auswahl zu stoßen, ist natürlich vorerst fehl am Platz. Es bedarf einer umfassenden Bewusstseinsveränderung in den Museumsteams, der Bereitstellung der Plattform (erledigt!) und schließlich einer konsequenten Nutzung: Wir brauchen es nicht mehr, wir geben es weiter! Es muss Alltag im Museum werden, Nachhaltigkeit bei jeder Tätigkeit als Leitprinzip an oberste Stelle zu setzen. Das sind keine leichten Aufgaben, die uns bevorstehen, aber anstatt zu lamentieren, gehen wir’s einfach an, oder?
[Sabine Fauland, Geschäftsführung, Museumsbund Österreich, Graz/Wien]
1Siehe dazu: Katharina Egghart: Berechnung der Treibhausgas-Emissionen des MAK − Museum für angewandte Kunst und der dem Klimaschutz gewidmeten Ausstellung „CLIMATE CARE. Stellen wir uns vor, unser Planet hat Zukunft“, in: neues museum 21/4, S. 40f.