Fortbildung Kirchenpflege in Stift Kremsmünster
Fachleute aus den Fachgebieten Holz, Stein, Textil, Glas, Metall und Wandmalerei/Architekturoberfläche gaben mit anschaulichen Beispielen Hinweise zu richtiger Handhabung und Pflege von Kunstobjekten. Tipps zu richtiger Handhabung und Pflege bieten ganz konkrete Unterstützung im täglichen Umgang mit Kunstgut; ebenso helfen Richtlinien für eine korrekte Lagerung im Depot. Eine spannende Führung in der Sommersakristei durch P. Raphael Philipp sowie eine Führung durch die Stiftskirche und die Sammlungen stellten den Bezug zur Praxis dar.
"Auch Steine haben ein Ablaufdatum"
Zuerst widmete sich Gerhard Fraundorfer, der seit 20 Jahren die Dombauhütte im Linzer Mariendom leitet, dem Thema Stein und deren Erhalt. Den Teilnehmenden erklärte er die Arten von Steinen und Baumaterialien, das Erkennen von Schadensbildern sowie die Möglichkeiten einer Restaurierung. "Auch Steine haben ein Ablaufdatum", so Fraundorfer, Fassaden oder Bauplastiken aus Stein sind stetig der Witterung ausgesetzt. Unter dem Begriff Stein wird zu Unrecht ein robustes und hartes Material vermutet. Viele Natursteine sind von weicher Struktur oder reagieren empfindlich auf Temperaturschwankungen. Wichtig sei das Beobachten des Gebäudes wie etwa bei Starkregen ob die Wassserabläufe auch gut funktionieren.
Steinmetzmeister Gerhard Fraundorfer und Judith Wimmer vom Kunstreferat und Diözesankonservatorat der Diözese Linz (c) ÖOK
Sorgsame Pflege spart Kosten
Die Metallrestauratorin Mag. art. Pina Klonner hielt einen praxisbezogenen Vortrag über die Nutzung und Pflege von liturgischen Geräten. Verformungen, zerkratzte Oberflächen und Abrieb sind gängige Gebrauchsspuren. Sie entstehen durch Unachtsamkeit, langjährigen Gebrauch oder falsche Pflege. Wein, Weihrauch, Handschweiß und Wachs beanspruchen die Metalloberfläche und können chemische Prozesse auslösen. Metalle sind sehr empfindlich gegenüber Säuren und Schleifkörpern. In nahezu allen herkömmlichen Reinigungs- und Putzmitteln für Metalle sind diese enthalten. Mit ungeeigneten Mitteln ausgeführte Reinigungen schaden den Objekten mehr als sie ihnen nutzen und verursachen zudem hohe Kosten für notwendige Restaurierungskosten.
Liturgische Textilien als wertvolles Zeitdokument
Die Textilrestauratorin Silvia Zechmeister gewährte einen spannenden Einblick in die Konservierung und Restaurierung von Paramenten. Langjährig getragene Messgewänder unterliegen Verschleiß, woraus meist kleinere oder größere Schäden resultieren. Oft leiden die sensiblen Materialien durch unsachgemäße Lagerung und mangelnde Sorgfalt. Für den längeren Erhalt der oft kostbar bestickten Textilien ist eine optimale Aufbewahrung ausschlaggebend. Für die Hängung auf Kleiderbügeln ist es wichtig, diese zu polstern, um das Gewebe an den Schulterpartien möglichst zu entlasten. Historische, schwere oder geschädigte Messgewänder sollten flach liegend in Schubladen gelagert werden, so die Expertin.
Im Anschluss an den Vortrag zeigte Frater Raphael Philipp den großartigen Bestand an Paramenten und liturgischen Geräten des Benediktinerstiftes Kremsmünster. Ein Großteil davon stamme aus dem 17. und 18. Jh. Zu einzelnen Objekten sind auch spannende Geschichten in den Quellen vorhanden zu welchen Ereignissen diese verwendet wurden.
Frater Raphael Philip mit den Teilnehmenden der Veranstaltung in der Sommersakristei des Stiftes Kremsmünster (c) ÖOK
Gebrochen, verklebt und verkittet
Am zweiten Tag der Weiterbildung berichtete Robert Geyer-Kubista von seiner über 30 Jahren Erfahrung aus dem Bereich der Restaurierung und Neuanfertigung von Glasfenstern im Sakralraum. Wind und Wetter setzen den historischen Scheiben mitunter sehr zu und es kann zu Bruch kommen. Ein reichhaltiges Glaslager an mundgeblasenen Echt-Antikgläsern und vielfältigen Butzenscheiben ermöglichen die Behebung von Glasschäden in Originalqualität. Bei bleiverglasten Fenstern können, hervorgerufen durch Sonneneinstrahlung und Eigenlast, Risse auftreten, die sich schwächend auf die Statik der einzelnen Scheiben auswirken. Sämtliche Bleirisse werden dann neu verlötet und farbig angeglichen. Eine für die Statik und zum Schutz der Verbleiung sehr wichtige Maßnahme ist das Verkitten sämtlicher Bleistege an der äußeren, nicht bemalten Seite. Die Verkittung härtet in den Fugen der Bleistege aus und sorgt für eine hohe Festigkeit.
Robert Geyer-Kubista spricht über Restaurierung und Neuanfertigung von Glasfenstern im Sakralraum (c) ÖOK
Alte Handwerkskunst Schmiedeeisen
Es sind Dinge die meist wenig wahrgenommen werden. Objekte aus Schmiedeeisen wie Schlösser, Beschläge, Türen, Gitter etc. haben funktionale und alltägliche Funktion. Dass sich hinter solchen Objekten eine besondere Geschichte verbirgt, hat Judith Wimmer in Vertretung von Wolfgang Auer den Teilnehmenden mitgeteilt. Gitter werden seit vielen Jahrzehnten immer als schwarz, höchstens mit versilberten oder vergoldeten Teilen wahrgenommen. In der Schmiedeeisenkunst der Gotik und des Barock war eine farbige Gestaltung üblich. Für das heutige Auge gewöhnungsbedürftig, aber als Teil des früher insgesamt farbenfroheren Gesamtbildes, gehörte die Farbfassung des Gitters zur Gesamtausstattung wesentlich dazu.
Richtiges Klima für Gebäudeschutz
Dipl.-Restaurator Mag. Christoph Tinzl von der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamts referierte über die Problematik der Baudenkmalpflege. "Erst das Wissen um die verwendeten Materialien und die historischen Handwerkstechniken schafft die Grundlage für eine gelungene und nachhaltige Restaurierung," lautet die Devise des Experten. Anhand von Beispielen erläuterte er anschaulich die Planung, Begleitung und Durchführung von Restaurierungsmaßnahmen in kirchlichen Gebäuden. Durch Prävention und Wartung können Schäden bereits im Vorfeld vermieden werden.
Die Veranstalter und Teilnehmer:innen an der Fortbildung Kirchenpflege in Stift Kremsmünster (c) Kunstreferat der Diözese Linz
Denkmalschutz
Ing.in Mag.a Petra Weiss, Leiterin des Landeskonservatorats für Oberösterreich, führte in die Geschichte der Denkmalpflege in Österreich ein. Sie betonte den Wert des kulturellen kirchlichen Erbes als wertvolle Ressource für die Gesellschaft. Die Aufgaben des Bundesdenkmalamts als Behörde und Fachinstanz sind für das fachgerechte Erhalten einzusetzen und den Denkmalbestand für nachfolgende Generationen zu bewahren. Die Zusammenarbeit mit Diözese und Ordensgemeinschaften sieht Weiss als wichtig und notwendig bei der Erhaltung des kirchlichen Kulturerbes des Landes.
Restaurieren von Holz und Skulptur
Über die Handwerkskunst der Holzrestaurierung berichtete Mag. Lukas Moser. Der Bezug der oft raren Materialien für die Umsetzung der Restaurierungsarbeiten sei zunehmend schwierig, betonte Moser.
Eine Führung in der Stiftskirche, dem Kaisersaal, die Bibliothek und in den Sammlungsräumlichkeiten rundete die Veranstaltung mit dem Blick auf einzelne Besonderheiten ab.
Die vom Kunstreferat der Diözese Linz angebotene Weiterbildung wurde in Kooperation mit dem Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz abgehalten.
[Karin Mayer]