Wo Mystik und Handwerkskunst zusammengehen
Rund 20 Teilnehmer:innen informierten sich am 20. März über den Umgang mit liturgischen Geräten. Die Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, Karin Mayer (links, 1. Reihe), freute sich über das positive Feedback. (c) Europakloster Gut Aich
Dieses Themenfeld reichte von Fragen der Herstellung und Restaurierung, möglichen Schäden und deren Vermeidung bis hin zu theologischen Aspekten. In seinem Auftaktvortrag „Verwendung liturgischer Geräte und deren geschichtliche Entwicklung“ beleuchtete Br. Benedikt Hödlmoser OSB zunächst die historischen und biblischen Grundlagen in Bezug auf liturgische Geräte. All jene Gefäße, die mit den eucharistischen Gestalten Brot und Wein in Berührung kommen, werden als „Vasa Sacra“ – also heilige Gefäße – bezeichnet.
Zu ihnen zählen unter anderem Kelche, Patenen oder Monstranzen. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil durften diese besonderen liturgischen Geräte ausschließlich aus Gold oder Silber gefertigt sein. Neben dem Grundsatz „Edles für Edles“ spielten dabei auch hygienische Überlegungen eine Rolle. Seit dem letzten Konzil sind die Regelungen offener, sofern sich die Gefäße von Alltagsgegenständen unterscheiden. Wichtig ist nach wie vor, dass das Material auf den besonderen Inhalt hinweist und nicht verunreinigt oder kontaminiert werden darf. Der künstlerischen Gestaltung der Gefäße sind heutzutage kaum Grenzen gesetzt.
Womit lassen wir uns erfüllen?
Aufgrund ihrer göttlichen Bestimmung werden alle Gefäße, die mit dem Allerheiligsten in Kontakt kommen, vor ihrer erstmaligen Nutzung geweiht – und damit aus dem alltäglichen Geschehen herausgenommen. Die Objekte, so betonte Br. Benedikt immer wieder, hätten eine Geschichte wie die Menschen selbst. Sie seien kulturelles Erbe und gehörten als Teil der speziellen Geschichte der jeweiligen Ordensgemeinschaft zum zeitlichen Kontext dazu. Br. Benedikt Hödlmoser erinnerte in seinem Vortrag auch daran, dass jeder Mensch selbst ein göttliches Gefäß ist, das kostbar ist und eine Geschichte hat. „Womit lassen wir uns erfüllen?“, stellte der studierte Theologe, Ordensbruder und Mesner des Europaklosters Gut Aich als Frage in den Raum.
Br. Benedikt Hödlmoser erläuterte unter anderem die historischen und biblischen Grundlagen liturgischer Geräte. (c) OÖK
Seine theologische Sicht auf liturgische Geräte kam auch darin zum Ausdruck, dass Bruder Benedikt die Herstellung der Geräte und den handwerklichen Umgang mit ihnen als eine Art von Gebet sieht. „Es ist nicht nur eine handwerkliche Tätigkeit, sondern eine Herzenssache“, so Hödlmoser mit augenzwinkerndem Blick auf den zweiten Vortragenden Michael von Ooyen, einen der letzten Kirchengold- und -silberschmiede Österreichs.
Vom richtigen Maß
Zum Abschluss seines Vortrags verwies Bruder Benedikt Hödlmoser auf eine Regel seines Ordensgründers. Auf die Frage, welche Eigenschaften der Verwalter eines Klosters haben sollte, hielt der Heilige Benedikt fest: „Alles Gerät und die ganze Habe des Klosters soll er als heiliges Gerät betrachten. Nichts soll er nachlässig behandeln. Er soll sich nicht dem Geiz ergeben, aber auch kein Verschwender und Vergeuder des klösterlichen Besitzes sein, sondern in allem Maß halten und die Weisungen des Abtes befolgen.“
Liturgische Geräte waren das Thema des "Praxistags Sakristei" im Europakloster Gut Aich. (c) ÖOK
Bruder Benedikt appellierte an alle Anwesenden, sich auch in ihrer täglichen Arbeit an diesen Grundsatz zu halten: „Nicht zu viel und nicht zu wenig – das richtige Maß zu finden, ist auch für den Umgang mit liturgischen Geräten wesentlich.”
Einblicke in die Schadenserkennung und Restaurierung
Der bereits angesprochene Gold- und Silberschmiedemeister Michael von Ooyen widmete sich im zweiten Vortrag des Tages vor allem praktischen Aspekten rund um liturgische Geräte. Er hält nichts von einer Musealisierung der Objekte, sondern ermunterte die Tagungsteilnehmer:innen, ihre Vasa Sacra in Verwendung zu behalten – vielleicht nicht täglich, aber zumindest bei besonderen Ereignissen. Dadurch fänden sie einerseits Beachtung, es könnten aber andererseits auch Veränderungen schneller entdeckt werden. Wichtig sei in jedem Fall, dass sie richtig behandelt und gepflegt würden.
Putztipps vom Experten
Nach der Mittagspause hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich Tipps und Rat für die Pflege von Metallobjekten zu holen. Manche hatten auch „Problemfälle“ mitgebracht, zu denen Michael van Ooyen eine „Diagnose“ laut Expertensicht lieferte und Hilfestellungen anbot.
Für die langfristige Erhaltung von liturgischen Geräten gab der Kunstexperte den Anwesenden eine einfache Empfehlung: „Je öfter Sie pflegen, umso sanftere Putzmittel werden benötigt. Verwenden Sie so wenig Feuchtigkeit wie möglich und keine scharfen Putz- oder Scheuermittel.“ Sollte man sich unsicher sein oder Fragen haben, sei es ratsam, zuvor eine Fachfrau oder einen Fachmann zu kontaktieren.
Gold- und Silberschmiedemeister Michael von Ooyen gab praktische Tipps im Umgang mit liturgischen Geräten. (c) ÖOK
Zum Abschluss der Tagung waren alle Teilnehmer:innen zu einer Besichtigung der Gold- und Silberschmiede eingeladen, in der Michael von Ooyen tagtäglich mit liturgischen Geräten arbeitet.
Zufriedenes Resümee
Alle Teilnehmer:innen zeigten sich erfreut über die zahlreichen Impulse und den lebendigen Austausch, in dessen Rahmen viele Fragen zur Handhabung von liturgischen Geräten beantwortet wurden. Das positive Feedback bestärkt Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, darin, auch in Zukunft Tagungen wie diese zu organisieren: „Es gibt kaum Schulungen für diejenigen, die mit dem Amt der Sakristanin oder des Sakristans bzw. der Mesnerin oder des Mesners beauftragt werden. Unser Ziel ist es daher, auch weiterhin eine regelmäßige Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen, etwa theologisch wie konservatorisch, zu geben und praktische Hilfestellungen zu bieten.“ Im nächsten Jahr ist ein Praxistag Sakristei zum Thema Paramente (Liturgische Messgewänder) in Planung.