Ein persönlicher Einblick in die Archivarbeit der Salvatorianer
Robert Passini berichtet über seine Arbeit im Archiv der Salvatorianer in Wien. (c) Robert Passini
Als ich 2008 für acht Wochenstunden vom Provinzialat der Salvatorianer angestellt wurde, war meine Arbeitsbeschreibung überschaubar: Ich sollte eine Datenbank erstellen, mit welcher meine Kollegin Doris Fries das damals bislang nicht elektronisch erfasste Provinzarchiv im Kolleg St. Michael in Wien strukturieren und sortieren könne. Fünfzehn Jahre später war das Archiv vom kleinen renovierungsbedürftigen Raum im Kolleg in den ehemaligen Pfarrsaal übersiedelt und ist heute zu einem modernen Büro und Depot verwandelt; die Arbeitsstunden wurden erhöht, das Archivteam hat sich mehr als verdoppelt, und wir haben unsere erste große Publikation veröffentlicht („Erweckte Begeisterung“, Wagner Verlag, Linz 2023). Über die Jahre hat sich so ein breiter Wirkungsbereich mit abwechslungsreichen Projekten und Aufgaben entwickelt, dessen Vielfalt ich sehr schätze.
Von Anfang an …
Anfang des Jahrtausends zog ich nach Wien, um Drehbuch und Regie an der Filmschule Wien zu studieren. Als Student war ich für jede Arbeit dankbar, und so kam ich auch nach St. Michael. Während ich meine Diplomarbeit schrieb und an meinem Abschlussfilm arbeitete, wuchs mein Interesse an salvatorianischer Geschichte. Im Archiv sorgen wir dafür, dass die Materialien gut gepflegt und zugänglich sind. Durch die Aufarbeitung dieser Bestände wurde ich mit der Lebensweise, Struktur und Bedeutung der Ordensgemeinschaft vertraut. Aus der anfangs technisch und organisatorisch orientierten Arbeit im Archiv wurde rasch eine inhaltliche.
Als Team …
Inzwischen ist das Archivteam auf fünf Personen erweitert. Nicht mehr wegzudenken ist Mitarbeiter Jürgen König, der sich hauptsächlich um die Erfassung des ständig wachsenden Bücherbestandes salvatorianischer Literatur kümmert, sowie Digitalisierungsarbeiten durchführt. Regelmäßig organisieren wir Ausstellungen und Veranstaltungen, um die Öffentlichkeit auf die Bedeutung des Archivs aufmerksam zu machen und das Interesse an der salvatorianischen Geschichte zu wecken. Überdies unterstützen wir Forscher:innen und Historiker:innen bei ihren Recherchen und bemühen uns, das Archiv kontinuierlich zu erweitern.
Der Provinzarchivar der Salvatorianer: Robert Passini. (c) Jürgen König
Das elektronische Erfassen der Archivalien und Bücher, das Zugänglich-Machen derselben für Forscher:innen, das Bewerten, Sortieren, Umpacken und Pflegen ist jedoch nur ein kleiner Teil der Arbeit. Ein Provinzarchiv definiert sich selbst nämlich durch eigene Forschung und das Publizieren derselben. So veröffentlichen wir seit elf Jahren regelmäßig historische salvatorianische Artikel im Magazin die Salvatorianer (den vormaligen SDS-Mitteilungen) und in den Michaeler Blättern, dem Pfarrblatt der Michaelerkirche, die auf der Website des Salvatorianer-Archivs nachgelesen werden können. Die Biografie über Ordensgründer P. Franziskus Jordan hat Martin Kolozs, ein weiterer Mitarbeiter im Provinzarchiv, geschrieben und 2021 im Auftrag des Provinzialates veröffentlicht. Und oben erwähntes Buch „Erweckte Begeisterung“ anlässlich der 100-Jahre-Feier der österreichischen Provinz wäre ohne das Provinzarchiv und die Infrastruktur hier nicht möglich gewesen.
Ort der Inspiration …
Ein Arbeitsplatz wird meiner Meinung nach aber erst lebendig, wenn auch diskutiert wird. So habe ich im Laufe meiner Arbeitsjahre des Öfteren mit Provinzarchivar und Ordenshistoriker P. Peter van Meijl, aber auch mit Kolleginnen und Kollegen im Archiv zum Teil heftig debattiert. Dank des fortwährenden gegenseitigen Respekts sehe ich diese Diskussionen sehr positiv: Nur so können wir wachsen und uns stets weiterentwickeln. Zum Beispiel halten wir im Kernteam des Archivs regelmäßige Besprechungen ab, um über Priorisierung und Aufgabenverteilung zu reden und künftige Projekte zu planen. Im Hinblick auf das 2023 gegründete „Forschungsinstitut für salvatorianische Geschichte und Spiritualität“, das einen seiner Arbeitsplätze in St. Michael haben wird, ist diese Vor-, Vernetzungs- und Organisationsarbeit notwendig und zielführend.
Dank Provinzial P. Josef Wonisch, der das Provinzialatsbüro und dessen längst archivwürdige Dokumente 2017 in das Provinzarchiv überstellt hat, ist der Informationsfluss und die Kommunikation zwischen uns Mitarbeiter:innen und den Salvatorianern noch besser geworden. In letzter Zeit übergibt uns auch P. Peter van Meijl seine über Jahrzehnte angesammelten Forschungsunterlagen nach und nach, was essenziell sein wird für künftige Forschungen.
Vielfältige Arbeit …
Meine Arbeit für die Salvatorianer ist eine Teilzeitstelle; und das ist gut so, denn es kommt gelegentlich vor, dass ich ein paar Tage oder auch Wochen lang nicht im Haus bin, weil ich an einem Filmset arbeite. Diese beiden Lebensbereiche, die mich gleichbedeutend ausmachen, konnte ich letztes Jahr wunderbar vereinen, als der von mir gestaltete 45-minütige Dokumentarfilm über die Michaelerkirche im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das war möglich, da ich hier bei den Salvatorianern über freie Zeiteinteilung verfüge. Das sind wunderbare Arbeitsbedingungen, die ein Vertrauen vonseiten meiner Arbeitgeber voraussetzt. Und für dieses Vertrauen bin ich dankbar, da es die Zusammenarbeit mit den Salvatorianern in der österreichischen Pro-Provinz angenehm macht und vieles vereinfacht.
Quelle: Robert Passini in „die Salvatorianer“ 1/24