Kloster Neustift zeigt Gemäldezyklus zur Florianslegende nach Albrecht Altdorfer
Im Zeichen des hl. Florian versammelt (v.l.n.r.): Restaurator Georg Gebhard, Chorherr Friedrich Gasser, Museumskurator Hanns-Paul Ties, Stiftsverwalter Fabian Schenk, Propst Johann Holzinger, Prälat Eduard Fischnaller, Albert Tauber, Alexander Ploner und Roman Dorigatti von der Freiwilligen Feuerwehr. © Stiftsmuseum Neustift
Der Prälat des Klosters Neustift, Eduard Fischnaller, und Propst Johann Holzinger vom Augustiner Chorherrenstift St. Florian bei Linz präsentierten bei der Austellungseröffnung am 19. Juli gemeinsam die frisch restaurierte Bilderserie. Die zwölf barocken Gemälde sind präzise Kopien nach Bildern des berühmten süddeutschen Renaissancemalers Albrecht Altdorfer, wobei sieben Gemälde das Aussehen von im Original verlorenen Bildern überliefern.
Träger tief verwurzelter Traditionen und Glaubensgeschichten
Der Gemäldezyklus wurde vor kurzem vom Kloster Neustift aus Südtiroler Privatbesitz angekauft und mit Unterstützung des Landesdenkmalamts von der Firma Gebhard in Feldthurns restauriert. Prälat Eduard Fischnaller betonte bei der Vorstellung, dass die Bilder nicht nur Zeugnisse der Kunstgeschichte seien, sondern auch Träger tief verwurzelter regionaler Traditionen und Glaubensgeschichten: „Der hl. Florian ist ein frühchristlicher Märtyrer und wird bis heute als Schutzpatron gegen Feuergefahr, aber auch gegen Dürre und Überschwemmungen verehrt.“ Passend dazu waren auch mehrere Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr anwesend, darunter der Brixner Bezirkspräsident Albert Tauber und der Neustifter Kommandant Alexander Ploner.
Berühmtes Werk: Das Originalgemälde mit der „Gefangennahme des hl. Florian“ von Albrecht Altdorfer hängt als Dauerleihgabe der Florentiner Uffizien in einem Museum in Siena - eine Kopie ist im Stiftsmuseum Neustift ausgestellt. © Stiftsmuseum Neustift
Vorbild für Standhaftigkeit, Mut und Solidarität
Die neu erworbene Gemäldeserie unterstreicht die engen Beziehungen zwischen Neustift und dem Stift St. Florian bei Linz, das der Tradition nach über dem Grab des hl. Florian errichtet wurde. Beide Stifte gehören zur Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren, der Prälat Fischnaller seit Anfang 2024 als Generalabt vorsteht.
Propst Johann Holzinger vom Stift St. Florian zeigte sich hocherfreut über den Bilderfund, der auch neues Licht auf die Kunstgeschichte seines Klosters wirft. Er betonte die Aktualität des hl. Florian, der erst vor 20 Jahren zum zweiten oberösterreichischen Landespatron erhoben wurde: „Der hl. Florian verkörpert auf exemplarische Weise mehrere Eigenschaften und Werte, die heute mehr denn je von Bedeutung sind, nämlich die Standhaftigkeit im Glauben, den Mut zur eigenen Meinung und den solidarischen Einsatz für die Mitmenschen.“
Kunsthistorisch bedeutender Fund
Museumskurator Hanns-Paul Ties unterstrich die kunsthistorische Bedeutung des bislang unbekannten Gemäldezyklus, der mit der künstlerisch wohl bedeutendsten Bilderserie zur Florianslegende in Verbindung steht: „Fünf der zwölf Gemälde sind Kopien nach Bildern des Regensburger Malers Albrecht Altdorfer aus der Zeit um 1520, die heute in Nürnberg, Prag, Siena und in den USA verwahrt werden. Auch die anderen sieben Gemälde weisen stilistisch engste Bezüge zur Kunst Altdorfers auf und dürften nach verlorenen Originalen kopiert worden sein.“
„Das wundertätige Brünnlein in St. Florian“ © Stiftsmuseum Neustift
Zugleich bekräftigt der Neufund die Vermutung, dass sich Altdorfers Originale ehemals in der Kirche des Stifts St. Florian befanden. Dort dürften die Kopien im Jahr 1705 von einem unbekannten Maler angefertigt worden sein. Wann und wie die Bilder nach Südtirol gelangt sind, ist nicht bekannt. Auf den Neustifter Gemälden ist zu sehen, wie Florian als bekennender Christ im heidnischen Umfeld gefangen genommen, gefoltert und von einer Brücke in den Enns-Fluss gestürzt wird. Weitere Bilder zeigen Wunder des Heiligen nach seinem Tod – darunter die Rettung eines Köhlers aus einem brennenden Kohlenmeiler.
Der Florianszyklus kann bis zum 23. November 2024 im Stiftsmuseum besichtigt werden.
Quelle: Kloster Neustift