Sensationeller Handschriftenfund im Stift St. Florian
Freude und Bewunderung: Friedrich Buchmayr mit dem neu entdeckten ‚Iwein‘-Fragment © Franz Georg Reischl
Der schwäbische Autor Hartmann von Aue war ein Zeitgenosse Walthers von der Vogelweide und des Nibelungenlied-Dichters. Mit seinen Versromanen ‚Erec‘ und ‚Iwein‘ führte Hartmann Ende des 12. Jahrhunderts den legendären keltischen Ritterkönig Artus und seine Tafelrunde in die deutschsprachige Literatur ein. Schon zu Lebzeiten wurde er als Klassiker verehrt.
Im ‚Iwein‘ schilderte Hartmann die Abenteuer des gleichnamigen Ritters, dessen Markenzeichen der zahme Löwe an seiner Seite war. Der Roman wurde zu einem der populärsten Werke des gesamten Mittelalters. Das St. Florianer Fragment gehört zu einer Schlüsselszene, in der sich Iwein in seine spätere Frau Laudine verliebt.
Unscheinbarer Streifen mit großer Vergangenheit: Die Vorderseite des St. Florianer ‚Iwein‘-Fragments © Franz Georg Reischl
Feine frühgotische Minuskelschrift
„Vergleichsstudien mit den 33 erhaltenen Quellen ergaben, dass unser Fragment aus einer noch unbekannten Handschrift stammt“, berichtet Friedrich Buchmayr. Dieses Ergebnis gilt in der internationalen ‚Iwein‘-Forschung als Sensation. Nach Buchmayr weist die feine frühgotische Minuskelschrift in die Zeit um 1230. „Damit besitzt St. Florian ab sofort einen der ältesten Textzeugen des ‚Iwein‘ überhaupt“, freut sich der Stiftsbibliothekar. Seine wissenschaftliche Edition wird demnächst in der renommierten „Zeitschrift für deutsches Altertum“ erscheinen.
Quelle: Stift St. Florian