Kunst-Expert:innen tagten in Linz
Bestens vernetzt: Bei der Jahrestagung in Linz hatten die Expert:innen ausreichend Gelegenheit, sich über neue Erkenntnisse im Bereich des kirchlichen und klösterlichen Kunstguts auszutauschen. © ÖOK/km
Das zentrale Anliegen der 1971 vom Heiligen Stuhl initiierten Kunstinventarisierung besteht in der umfassenden wissenschaftlichen Dokumentation des Kunstguts in allen Kirchen, Kapellen, Klöstern und kirchlich genutzten Räumen. Diese Aufgabe wird durch qualifizierte Fachkräfte gewährleistet, die sich im deutschsprachigen Raum zum 1995 in Hildesheim gegründeten Arbeitskreis für Inventarisation und Pflege des kirchlichen Kunstgutes zusammengeschlossen haben. Die Österreichische Ordenskonferenz ist neben einigen österreichischen Diözesen assoziiertes Mitglied.
„Erhalten, verwalten, gestalten“
Eröffnungsworte sprachen Bischofsvikar Johann Hintermaier und Leiterin Ulrike Parzmair-Pfau sowie Referentin Judith Wimmer vom Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz. Die Mitglieder des Arbeitskreises begrüßte ebenso die langjährige Sprecherin Monika Tontsch aus der Diözese Hildesheim.
Unter dem Motto „Erhalten, verwalten, gestalten“ erläuterte Ordinariatskanzler Christoph Lauermann die gesetzlichen Vorgaben zur Inventarisierungspflicht für kirchliches Kunstgut. Diese Pflicht ist besonders im kanonischen Recht verankert und erfordert ein umfassendes Bestandsverzeichnis, das vor allem bei Verwaltungswechseln oder Revisionen (Temporalien) erforderlich wird.
Im Anschluss erfolgte ein Beitrag von Judith Wimmer zur „Fortbildung Kirchenpflege“ der Diözese Linz. Dieses europaweit einzigartige Programm unterstützt Mesner:innen und ehrenamtliche Helfer:innen in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe mit sakralem und klösterlichem Kulturgut. Die Fortbildung vermittelt umfassendes Wissen, das von den Grundlagen für die Pflege in der Sakristei bis zur Durchführung von Umgestaltungen in Sakralräumen reicht.
Danach fand die Abhaltung des Sitzungsteils des Arbeitskreises statt, in dem auch über aktuelle Projekte, Herausforderungen und Entwicklungen in den Mitgliedsinstitutionen diskutiert wurde. Der Tag fand einen feierlichen Abschluss mit einer heiligen Messe im Alten Dom, der ehemaligen Jesuitenkirche in Linz. Dort stellte der Organist Bernhard Prammer die berühmte Brucknerorgel vor und bot einen musikalischen Ausklang des ersten Tages.
„Restaurierst du noch oder lagerst du schon?“
Der zweite Veranstaltungstag widmete sich der Logistik und Lagerung kirchlicher Kunstschätze unter dem Motto „Restaurierst du noch oder lagerst du schon?“. Fachbereichsleiterin Ulrike Parzmair-Pfau präsentierte das 2022 eröffnete Kunst- und Mobiliendepot der Diözese Linz und erläuterte die umfangreiche Übersiedlung des Bestands. Bei der Exkursion zum „kulturGUTspeicher“ in Gleink konnten die Teilnehmenden sowohl das Kunstdepot als auch das Diözesanarchiv besichtigen, wo Archivar Klaus Birngruber die Aufbewahrung der Archivalien erläuterte.
Eindrucksvoller Tagungsabschluss: Im Zuge der Besichtigung des Linzer Mariendoms konnten die Teilnehmenden auch die Eremitenstube im Turm der Kirche besichtigen. © Dein Freund der Baum, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Exkursion im Linzer Mariendom
Das optionale Nachmittagsprogramm führte durch den Linzer Mariendom, der 2024 sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Auf dem Besichtigungsprogramm standen die Altarraumgestaltung von Heimo Zobernig, das Planarchiv mit Dombaumeister Michael Hager und die Dombauhütte. Eine Turmbesteigung, bei der die Glocken und die Eremitenstube besucht wurden, bot einen besonderen Abschluss der Tagung.
Das Treffen in Linz ermöglichte den Expert:innen eine wertvolle Gelegenheit zum Austausch über die komplexen Anforderungen und den verantwortungsvollen Umgang mit kirchlichem und klösterlichem Kulturgut. Die nächste Jahrestagung ist am 13. und 14. November 2025 in Aachen geplant.