Ordensbibliotheken am zweiten Österreichischen Bibliothekskongress

Von 25. bis 28. März 2025 fand in Wien der zweite Österreichische Bibliothekskongress statt. (c) Canva/Österreichischer Bibliothekskongress
Der Bibliothekskongress bot eine breite Palette an aktuellen Themen, die das Bibliothekswesen momentan bewegt (zb. Künstliche Intelligenz, Retrokatalogisierung, Community Building, Provenienzforschung, Personalentwicklung, Citizen Science etc.) und ermöglichte dazu einen intensiven Austausch. Bibliotheken sind nicht nur Knowledge Hubs, sondern auch aktive Akteur:innen unserer Gesellschaft, sie fördern Kooperationen und bieten somit einen wichtigen Mehrwert für die Gesellschaft. Dies gilt besonders auch für die Ordensbibliotheken, die beim Bibliothekskongress ebenfalls vertreten waren. Im Vortragsblock zu theologischen Spezialbibliotheken (moderiert vom Kommissionsvorsitzenden Ingo Glückler) referierten zwei Ordensbibliothekare.
Mittelalterliche Quellen im Schulunterricht
Markus Bürscher (Stiftsarchiv und Stiftsbibliothek Seitenstetten) referierte zum Thema „Am Original – Geschichts-, Sprach- und Religionsunterricht mit mittelalterlichen Originalquellen“. Er thematisierte die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Einbindung von mittelalterlichen Originalquellen aus dem Stiftsarchiv (etwa Urkunden, Stiftschroniken, etc.) und aus der Stiftsbibliothek (etwa die mittelalterlichen Handschriften zur Gründung des Stifts) in den Unterricht im stiftseigenen Gymnasium. Auf diese Weise könnten die historischen Schätze des Stifts in ihrem – seit Jahrhunderten bestehenden – Aufbewahrungszusammenhang gezeigt werden. Bürscher sieht das als eine „besondere Chance, die stiftseigenen Bestände für die Schülerinnen und Schülern fruchtbar zu machen und die eigene Geschichte in ihrem historischen Kontext zu vermitteln“. Notwendig dafür ist eine intensive Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der verschiedenen Fächer, mit anderen Einrichtungen des Stifts und mit externen Fachkräften. Markus Bürscher ist seit Oktober 2024 Stiftsarchivar und seit Februar 2025 auch Stiftsbibliothekar.
Markus Bürscher (Stiftsarchiv und Stiftsbibliothek Seitenstetten) referierte zum Thema „Am Original – Geschichts-, Sprach- und Religionsunterricht mit mittelalterlichen Originalquellen“. (c) ÖOK/iks
Öffnung von Bibliotheken?
Pol B. Edinger (Zentralbibliothek und Archiv der Minoriten, Wien) stellte in seinem Vortrag die durchaus provokant gemeinte Frage: „Klosterbibliotheken: Staubfänger oder Gesellschaftsakteur?“ Er lotete darin aus, welche Chancen – aber auch welche Herausforderungen – er in einer verträglichen Öffnung von historischen Ordensbibliotheken für ein interessiertes Publikum sieht. Ordensbibliotheken sind schließlich aufgrund ihrer institutionellen Einbindung in aktive Glaubensgemeinschaften nicht als museale Orte zu behandeln, obwohl darin nicht selten mehr als ein halbes Jahrtausend an schriftlichen Quellen aus vielfältigen Wissensgebieten versammelt ist. Vielmehr verlangen sie andere Behandlungen, die ihnen Legitimität im 21. Jahrhundert verschafft. So müssten diese mehr auf den hohen kulturhistorischen Wert ihrer Bestände hinweisen und auf die verantwortungsvolle Rolle, die ihnen damit zukommt. Edinger sieht die Relevanz von Ordensbibliotheken auch heute noch als gegeben, diese müsse aber immer wieder proaktiv hergestellt werden: „Um Gesellschaftsakteur zu sein, bedarf es der Handlung. Dafür braucht es Ideen, und auch ein bisschen Mut“. Pol B. Edinger ist seit Oktober 2022 als Bibliothekar für die Zentralbibliothek und das Archiv der Minoriten tätig.
Pol B. Edinger stellte die Frage: „Klosterbibliotheken: Staubfänger oder Gesellschaftsakteur?“ (c) ÖOK/iks
Der Bibliothekskongress wurde von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet, darunter ein Empfang mit Vortrag im Rahmen der Wiener Vorlesungen und ein Festabend in der Österreichischen Nationalbibliothek sowie zahlreiche Führungen in Wiener Bibliotheken.