Lebensgeschichtliche Erzählungen und Oral History
Inhaltliche Darstellung nach einem Workshop am 14. Juni 2017 im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung der Diözesanarchive und der Ordensarchive in Innsbruck
Abb. 1: Aus dem Video über die Jahrestagung der Diözesanarchive und der Ordensarchive 2018, http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/videos
Einleitung
Wer heute von Oral History spricht, bezieht sich gemeinhin auf die Speicherung der Erinnerung von Menschen. Es geht um die Lebensgeschichten jeder subjektiven Lebenserfahrung. Es ist Geschichte, wie sie tagtäglich um uns ist – in den lebendigen Erinnerungen und Erfahrungen von Menschen. Um diese Geschichte kennenzulernen oder gar aufzuzeichnen, müssen wir Menschen allerdings danach fragen. Zur Oral History gehört demnach auch das Sammeln und Aufzeichnen der Erfahrungen der Menschen in Text-, Ton- und Videoform offline und online. Denn jede und jeder hat eine Geschichte über sein Leben zu erzählen, die einzigartig ist. Manche Menschen haben dabei wichtige historische Momente miterlebt (z. B. den Zweiten Weltkrieg), andere haben wichtige historische Funktionen erfüllt (z. B. waren sie Bundespräsidentinnen einer Nation), wieder andere waren weder das eine noch das andere. Aber unabhängig von Alter und Position, Beruf und Geschlecht haben alle Menschen interessante Erfahrungen gemacht, die sie erzählen können und die zum kollektiven Gedächtnis von Gesellschaften gehören.
Denn Oral History gehört zu einem wichtigen Mittel, um die unmittelbare Vergangenheit zu verstehen; wir sind durch sie nicht mehr ausschließlich vom geschriebenen Wort abhängig. Außerdem erlaubt es die Oral History jenen Menschen, die Jahrtausende lang hinter der offiziellen Geschichtsschreibung versteckt blieben, gehört zu werden. Einer interessierten Zuhörerschaft ermöglicht sie, die persönlichen Erfahrungen der Menschen, der Familien und der Gemeinschaften kennenzulernen. Gerade deshalb ist Oral History so faszinierend: Weil es sich um einen interaktiven Prozess handelt, ein Zusammenspiel von Erzähler_innen und Zuhörer_innen.
Für den Begriff selbst gibt es bis heute keine adäquate Übersetzung ins Deutsche. Versuche wie „Geschichte von unten“, „Geschichte der kleinen Leute“, „Demokratische Geschichtsschreibung“ oder eben die wörtliche Übersetzung „mündliche Geschichte“ haben sich als unzureichend erwiesen, weshalb bereits früh auch in der Deutschen Geschichtsschreibung der Name Oral History gebräuchlich wurde.1
Dennoch ist Oral History aus vielen Bereichen heute nicht mehr wegzudenken: In Archiven werden Sammlungen von Oral Histories angelegt, um alternative Zugänge zur Vergangenheit zu ermöglichen. Historiker_innen nutzen sie als wichtige Quelle für ihre Forschung und Lehre. Oral History ist eine enorm wichtige Quelle für Radio und Fernsehen geworden. In Museen, Galerien und Häusern der Geschichte erweitert sie das Verständnis gezeigter Gegenstände und exemplifiziert die Darstellungen. Unser Verständnis der Vergangenheit wird dadurch facettenreicher, lebendiger und auch angemessener. Nicht zuletzt erweitert Oral History die Regional-, Familien- und auch Ordensgeschichte um neue Dimensionen: Sie gibt neuen Gesellschaftsschichten, Gruppen und Randgruppen, verschiedene Altersgruppen und Glaubensgemeinschaften, Vereinen, Verbänden und Gesellschaften eine neue Wertigkeit und öffentliche Anerkennung. Im englischsprachigen Raum machen Schulkinder ihre ersten Erfahrungen über die Gemeinschaften, in denen sie leben, über Oral History: Sie sprechen mit den Alten über die Vergangenheit. In verschiedenen Projekten wird dort außerdem der Versuch unternommen, alte Menschen in Interviews über ihre Vergangenheit sprechen zu machen und ihnen so die Möglichkeit zu geben, ihren Wert und ihre Bedeutung für die Gemeinschaft und die Familie neu zu entdecken und jüngeren Menschen zu vermitteln. Solche Initiativen haben also über das historische Interesse hinaus gesellschaftspolitische und soziale Funktion, da sie das Verständnis unter den Generationen fördern.2
Woher aber kommt Oral History? Welche Spezifika zeichnen sie aus und wie kann diese trotz einer mittlerweile überaus umfassenden Theorie- und Methodenbeschreibung auch im Privaten und nicht-hochdotierten Projekten Anwendung finden? Die Bearbeitung dieser Fragen ist Ziel des vorliegenden Beitrages.
Oral History und die Geschichtsschreibung
Der Gebrauch (in den 1970ern noch sogenannter) „neuer Methoden“ in der Geschichtswissenschaft gehört mittlerweile zum guten Ton in der historischen Disziplin. Seit Reinhart Kosellecks bahnbrechendem Beitrag „Über die Theoriebedürftigkeit der Geschichtswissenschaft“3 im Jahr 1972 kreist die theoriebezogene Diskussion im Fach weniger um die Frage nach dem „ob“ einer Umorientierung in den Geschichtswissenschaften, sondern vielmehr nach derem Ausmaß.4 Bis Mitte der 1980er-Jahre florierte getreu den Paradigmen des Historismus eine von „handelnden Einzelnen, ‚großen Männern, leitenden Ideen (und Parteiprogrammen) bestimmt[e]“ Geschichtsschreibung bei historische Tagungen und in der Sekundärliteratur.5 Der Historiker Gerhard Botz z. B. errechnet, dass noch 1981 80 bis 90 Prozent der österreichischen, zeitgeschichtlichen Sekundärliteratur „traditionelle, erzählende, singularisierende“6 Geschichte war, welche sich vornehmlich auf gedruckte Quellen der staatlichen Verwaltungsorganisationen bezog. Ungeachtet der oft beteuerten Quellenvielfalt blieben eine Flut von Quellen und vor allem von sog. Ego-Dokumenten (also Tagebücher, Briefe, Autobiographien etc.) und auch damals langsam entstehenden Oral-History-Sammlungen unberücksichtigt.7
Die Historikerin Dorothee Wierling meint in Bezug auf die ersten Nachkriegsgenerationen von Historikern: „Die Geschichtswissenschaft gewann an methodischer Vielfalt und Strenge, an theoretischer Abstraktion und an politischer Offenheit.“ Doch auch diese Generation orientierte sich an den traditionellen Herrschafts- und Strukturmechanismen, also an Klassen, Organisationen, Gesellschaften. Erst nachkommende Historiker_innen empfanden das Nicht-Vorhandensein des alltäglich handelnden „normalen“ Menschen als Defizit und wandten sich damit ganz neuen Gesellschaftsschichten, die unabhängig von den politisch agierenden Subjekten lebten, zu.8
In den letzten 50 Jahren mutierte die traditionelle Geschichtsschreibung zu einer bunten Mischung aus „neuen Methoden“ und Techniken gepaart mit ausgefeilten Computerlösungen und – nach wie vor – einer guten Portion Hermeneutik. Seit den späten 1970er-Jahren fand dabei unter dem Stichwort „Sozialgeschichte in der Erweiterung“ (Werner Conze, 1974) eine Entwicklung der Geschichtswissenschaft statt, die neue Felder und entsprechende Methoden eröffnete.9
Daraus entstand die sogenannte Alltagsgeschichte, die sich facettenreicher gestaltet, als zunächst anzunehmen war. In diesen Bereich fällt etwa die Frauengeschichte, die sich wohl an der klassischen Historie orientierte und das Leben und Handeln „großer“ Frauen aufzeigte. Dann gesellten sich auch hier die Klassen- und Gesellschaftsargumente etwa im Bereich der Arbeiterbewegungen hinzu. Erst später betrachtete man Frauen in ihrem klassischen Betätigungsfeld Familie, Haushalt, Arbeitsplatz, Freizeit und Sexualität. Während der erstgenannte Bereich als „kontributive Geschichte“ bezeichnet werden kann, gehen die letzteren weit darüber hinaus und konstituieren mittlerweile eigene Zweige in den Geschichtswissenschaften, der die Entstehung weitere Teildisziplinen wie etwa Feminismusforschung, Geschlechter- und Familiengeschichte und neuerdings auch Männergeschichte förderte.10 Auch hat besonders die Alltagsgeschichte methodisch die (zum Teil) qualitativen Methoden der Oral History gefördert. Überhaupt hat die Frauenforschung auch in den Sozialwissenschaften zu einem Revival und zur Weiterentwicklung qualitativer Methoden beigetragen, wobei vor allem die Biographieforschung und Konversationsanalyse durch sie neue Impulse erhielten.11
Die neuen Betätigungsfelder der historischen Zunft erforderten folgerichtig auch eine erweiterte Quellenbasis. Die Quellen der Alltagsgeschichte waren (und sind) oft dünn gesät bzw. nur durch Aussagen und schriftliche Überlieferungen durch die Obrigkeit zu finden. Gerade aus diesem Defizit entwickelte sich die Methode der Oral History. Historiker_innen bedienten sich dabei der Aussagen von Zeitzeug_innen, um bestimmte Ereignisse oder Handlungen zu rekonstruieren oder zu ermitteln. Im Vordergrund solcher alltagsgeschichtlicher Projekte ging es darum, aus den Erzählungen einerseits zu möglichst genauen Aussagen bezüglich eines Ereignisses zu kommen, andererseits jedoch auch darum, zu einem erfahrungsgeschichtlichen Ergebnis hinsichtlich der Erinnerungs- und Verarbeitungsmuster erlebter Geschichte zu gelangen.12
Allerdings fehlten den Historiker_innen die Techniken und Methoden, mit denen solcherart gestaltete Erinnerungsinterviews ausgewertet werden können. So fand sich eine ganze Generation deutscher Historiker von Werner Conze13 über Wolfgang Mommsen14 zu Hans-Ulrich Wehler15 in Theorie- und Methodendebatten wieder und wurde gleichzeitig in ihrem zukünftigen Forschen durch neuen Fragen, Quellen und Methoden geprägt. Hans-Ulrich Wehler etwa argumentierte:
„Die [...] Studien gehen davon aus, daß die herkömmliche Bestimmung der Geschichte als Geisteswissenschaft in engster Anlehnung an die Philologie nicht mehr genügt. Sie versuchen, Probleme einer Geschichtswissenschaft, die sich als historisch-kritische Sozialwissenschaft neu bestimmt und begreift, zu erörtern. Dazu ist die Diskussion mit Nachbardisziplinen unerläßlich. Diese Diskussion soll hier im Hinblick auf das Verhältnis der Geschichte zur Soziologie, Ökonomie und Psychoanalyse in einem neuen Anlauf vorangebracht werden“16.
Aus diesem Grund kam es zu Entlehnungen und Abwandlungen von Analyse-Methoden der Psychologie, der Soziologie und den Sozialwissenschaften. Durch die Methoden der qualitativen Sozialforschung, die zu einer Abstraktion der Einzelaussagen und zur Theoriebildung führte und eine kritische Gegenüberstellung mit historischen Fakten, konnte sich die Alltagsgeschichte schließlich dem Vorwurf entziehen, kommentarlos subjektive Einzelerzählungen wiederzugeben.17 Trotzdem kann wohl nicht häufig genug hervorgehoben werden, dass es sich auch und besonders bei dieser Art von Geschichtsschreibung um Rekonstruktionsversuche und nicht um Abbildungen vergangener Ereignisse geht.
Spezifika der Oral History als historische Quelle
„Doch das menschliche Gedächtnis ist als Chronist weniger zuverlässig denn als Anachronist. Es erinnert nicht nur, sondern es vergißt auch; die Geschichten, die es behält, betrachtet es von ihrem Ende her; es ist klüger, aber auch befangener als zum jeweiligen Zeitpunkt des Geschehens, welches Gegenstand der Erinnerung ist – oder eben nicht ist. Nicht nur der Schatz (oder die Last) der Erinnerungen, sondern auch der ‚Vorrat an Vergessenem‘ wächst durch die Arbeit des Gedächtnisses. [...] Wer sich auf die Suche nach den Kriegserfahrungen der Weltkriegssoldaten machen will, wird also nur sehr bedingt auf die Erinnerungen der Kriegsteilnehmer zurückgreifen können“.18
Mit diesen Sätzen beschreibt Klaus Latzel treffend die Problematik der Erinnerung. Der deutsche Historiker sprach dabei gar nicht von Oral History-Interviews, sondern verwies auf die Grenzen der Nutzung und Analyse der Gattung Brief als historische Quelle. Briefe besitzen im Gegensatz zur Oral History einen besonderen Quellenwert, da sie aus dem Geschehen heraus erzählen. Vieles, was in Briefen vorhanden ist, kann aus der Erinnerung nicht nachvollzogen werden, bzw. fließt in die Erinnerung das Wissen um das Ende der Ereignisse mit ein.19
Abb. 2: Aus dem Video über die Jahrestagung der Diözesanarchive und der Ordensarchive 2018, http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/videos
Als Spezifika von Oral History, in denen Menschen über ihre Vergangenheit sprechen, können also sowohl Erinnerung als auch Vergessen gelten. Menschen vergessen Dinge im Laufe der Zeit, manche weniger, manche mehr und aus Gründen, die wir nicht gänzlich verstehen, sind die Erinnerungen an die frühen Lebensjahre bei vielen Menschen ausgeprägter als jene an die späteren. Dieses Wissen hilft, wenn Lebenserinnerungen von Menschen aufgezeichnet werden. Alles Erinnern ist außerdem eine Mischung aus Fakten und Meinungen. Beide sind wichtig, denn es ist von Bedeutung, wie Menschen ihrem Leben einen Sinn geben. Wenige Menschen erinnern sich z. B. gut an Daten und viele mischen ein und mehrere Ereignisse in ein Datum bzw. in eine gemeinsame Erinnerung ineinander. Daher zielt Oral History darauf, von Menschen ihre direkte, persönliche Erfahrung – ihre Augenzeugenaussagen – einzufangen.20
Zu erwähnen ist auch, dass Oral History eine „interaktive Methode“ ist, also nicht allein die Interviewten betrifft, sondern auch die Forschenden, die sich mittels dieser Methode neue Quellen schaffen, einschließt. Interviews werden daher wesentlich auch von diesen beeinflusst und gestaltet. Durch ihre Aussagen, Fragen und Nachfragen geben sie die Richtung der Erzählung vor und sind damit auch verantwortlich für Fehlstellen, Suggestion und Atmosphäre.21
Im Blick von Oral History stehen weder spezifische gesellschaftliche Gruppen noch soziale Milieus. Es geht im Gegenteil um das Einfangen von unterschiedlichsten Lebenswelten und darum, diese für die Nachwelt zu konservieren. Da es sich also bei den Fragen an die Interviewpartner_innen nicht um ein klassisches journalistisches Vorgehen handelt, sind eigene Interviewtechniken entstanden: Sogenannte narrative Interviews, in denen Interviewer_innen Menschen erzählen lassen, haben sich als Herangehensweise etabliert. Durchgesetzt hat sich die sog. halboffene Interviewtechnik: Dabei werden die Befragten allgemein über das Thema, das die Interviewer_innen interessiert, in Kenntnis gesetzt. Denn obwohl Oral History natürlich nicht an spezifische Themenvorgaben gebunden ist, hat sich die Praxis, bestimmte inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, in vielen Interviewprojekten bewährt.22
Nach Einführung in das Thema erzählen Gesprächspartner_innen nach eigenen Schwerpunkten und Strukturen beliebig lange über das Erlebte – oder über ihr Leben. Im Anschluss an dieses offene Gespräch folgt ein zweiter Teil, der den Interviewer_innen die Möglichkeit gibt, Unklarheiten nachzufragen und Missverständnisse aufzuklären. Erst in einem dritten Teil sollte ein Frageleitfaden benutzt werden. Diese Methode dient dazu, den Befragten durch spontane Andeutungen nicht zu Anpassung, Schweigen oder Abwehr zu drängen, also Suggestion zu vermeiden.23 Letztlich, so erzählt einer der Doyens der Oral History Methode in Deutschland, Lutz Niethammer, stellte sich heraus, dass die
„Kunst des narrativen Interviews sei, dass der Interviewer sich so weit zurücknimmt wie es überhaupt geht. Er sollte hinter dem Mikrofon verschwinden, um einen möglichst unbeeinflussten Ausfluss der vermeintlichen Subjektivität zu erhalten, und dabei war konstruktivistisch die unmittelbare Abbildung der gesellschaftlichen Verhältnisse gemeint. Wir haben schnell gemerkt, dass das interessant war. Das war eine Komponente, die wir aufgenommen haben, aber wir haben uns überhaupt nicht hinter dem Interview zum Verschwinden gebracht […]“.24
Aus dieser Wahrnehmung entstand schließlich jener Ansatz, der in den Geschichtswissenschaften Oral History kennzeichnet, nämlich Oral History als interaktiver Prozess.
Die Oral History Methode
Oral History wird manchmal als Quellengattung bezeichnet und manchmal als Methode,25 Im Folgenden soll kurz auf die Methode eingegangen werden. Eine allgemein gültige Methode für Oral History gibt es natürlich nicht. Während in den USA Oral History bereits vor Ende des Zweiten Weltkrieges in Form von Eliteninterviews betrieben wurde, hat sie sich im deutschsprachigen Raum erst in den 1960er- und 1970er-Jahren mit ganz spezifischen Methoden etablieren können. Hier verhalf vor allem auch die wissenschaftliche Zeitschrift BIOS, Zeitschrift für Biographieforschung und Oral History (seit 1987) bzw. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen (seit 2001), der Methode zum Durchbruch.26 Die folgende, simplifizierte und bei weitem nicht vollständige Liste soll nicht als umfassende, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Oral History gelten, sondern vielmehr eine verständliche Handlungsanweisung darstellen.27
Speicherung
So banal das klingen mag, die Grundlage eines Oral History Projektes ist zunächst die Überlegung, in welcher Form die Interviews archiviert werden sollen, denn davon hängt letztlich auch die Entscheidung über die Art der Aufzeichnung ab. Ein Oral History-Archiv kann beispielsweise aus Tonbändern bzw. audio-visuellen Medien, Transkriptionen, Bildergeschichten, Darstellungen von und über Gegenstände, (online) Narrationen und vielem mehr bestehen.
Medien und Geschichte
Medien und Geschichte begegnen einander in zahlreichen Räumen, doch es kommt immer wieder zu gegenseitigen Vorwürfen: Die Geschichte ist angewiesen auf Speicherung/Archivierung mit Hilfe von Medien – die Medien andererseits bedürfen einer Historisierung bzw. einer Verwissenschaftlichung um dem Vorwurf der Instrumentalisierung entgegenzutreten. Die Wahl von Aufnahme-, Durchführungs- und Archivierungsmedien ist für die Art der Geschichtsdarstellung, die mit Oral History erfolgen soll, daher von zentraler Bedeutung. Oral History als Quelle bedeutet damit gleichzeitig eine Ausweitung der Quellenkunde, also eine Erweiterung der historischen Methoden. Allerdings ist der Charakter der Quellenkritik atypisch, da, erstens, eine bewusste Datenproduktion stattfindet und erst zweitens, die Analyse der Ton-und Videospuren bzw. Textaufzeichnungen durchgeführt wird.
Unter Berücksichtigung der damit einhergehenden analytischen Fragen, hat sich heute in zahlreichen Interviewprojekten eine Aufzeichnung von Interviews zumindest auf digitalen Audiogeräten, häufig auf digitalen Videogeräten durchgesetzt. Digitale Aufnahmen erleichtern einerseits die (zusätzliche) Speicherung auf unterschiedlichen Datenträgern, institutionellen Clouds oder auf Websites und andererseits die Analyse der Gespräche unter Zuhilfenahme z. B. bestimmter Software-Produkte.28
Transkription und Analyse
Die Transkription von Stimme zu Schrift ist mit einem Widerstand behaftet: Merkmale wie Zeit, Verzögerungen, Aufschübe, Imagination gehen bei der Transkription verloren. Dies ist einer der Blinden Flecken der Oral History (andere sind etwa Gedächtnislücken oder Legitimationen der Erzähler_innnen). Das bedeutet auch: Transkription ist nie adäquat. Ein weiteres Problem ist, dass die Transkription sehr zeitintensiv ist und daher nicht allein aus Kostengründen oft an Schreibkräfte ausgelagert wird. Durch die Transkription werden allerdings z. B. akustische Informationen unterdrückt und somit findet in jedem Fall eine technische Idealisierung der Originalquelle statt, die dann die Basis für die Auswertung darstellt.
Aus den genannten Gründen wird daher in jüngeren Projekten auf eine Transkription von Gesprächen gänzlich verzichtet. Vielmehr wird nach technischen Lösungen zur automatisierten Texterkennung, zur Narration mittels Audio- und Videoausschnitten und ähnlichem gesucht.
Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Schlüsse, die aus dem Material gewonnen werden sollen. Die Analyse selbst kann aus einer Vielzahl von Herangehensweisen bestehen. Neben qualitativer Inhaltsanalyse, können Interviews in exemplarischer Form oder zur Theoriebildung herangezogen werden. Darstellungen von aus den Daten generierten Statistiken und quantitative Untersuchungen kommen dabei ebenso vor wie detaillierte historische und psychologische Auswertungen einzelner Aussagen.
Rechte
Ein nicht neues, dafür aber immer wichtiger werdendes Thema ist jenes der Persönlichkeitsrechte und des Copyrights. Daher müssen die Fragen, wer die Nutzungs- und Verwertungsrechte – und in welcher Form diese verwertet werden dürfen – vor Beginn eines Interviews geklärt werden. Die Aufbewahrung von Oral Histories in Archiven ist in diesem Fall von Bedeutung, da hier die Archivgesetze die Nutzung des Materials regeln. Die Abgabe der Rechte muss von Interviewpartner_innen schriftlich erfolgen.
Wiedergabe
Die Wiedergabe von Interviews ist besonders problembehaftet. Einerseits handelt es sich bei den Erzählungen immer um die Schilderung subjektiver Erlebnisse und Eindrücke. Andererseits versuchen Historiker_innen durch Quantifizierung und qualitative Auswertung thematische Zusammenfassungen zu erreichen. Ausgangspunkt der Überlegungen über die Art und Form der Wiedergabe bildet dabei immer das Zielpublikum bzw. die Öffentlichkeit, dem die Ergebnisse in welcher Form auch immer präsentiert werden sollen.
Formen der Widergabe gibt es dabei viele. Von Prosopographien, also kollektiven Personengeschichten in Form von Büchern oder auf Internetseiten bzw. in Datenbanken bis hin zu Tagungen und Werbebroschüren sind alle Darstellungsformen denkbar. Häufig werden Interviews auch in Archiven selbst präsentiert, werden Gegenstand von Dokumentarfilmen, historischen Abhandlungen und Initiativen der Public History.
Richtlinien für Interviews
Richtlinien, wie Interviews erfolgreich abgehalten werden, gibt es viele. Die hier angeführte Aufzählung ist eine Zusammenschau von unterschiedlichen Vorgaben und soll lediglich einen Einblick in jene Dinge liefern, die Interviewer_innen berücksichtigen sollten.29
- Suchen Sie eine/n Interviewpartner_in. Stellen Sie einen persönlichen Kontakt her, vereinbaren Sie Ort und Termin für das Interview – am wohlsten fühlen sich Erzählerin meist in den eigenen vier Wänden.
- Versichern Sie sich, dass der Erzähler freiwillig teilnehmen möchte.
- Recherchieren Sie den thematischen bzw. historischen Hintergrund.
- Beim ersten Treffen bzw. bei Beginn des Interviews: Erklären Sie, in welcher Form das Interview und eine Veröffentlichung stattfinden soll und bitten Sie die/den Gesprächspartner_in, die mitgebrachte Zustimmung zur Archivierung und Veröffentlichung zu unterzeichnen.
- Der/dem Erzähler_in steht es rechtlich zu, Transkripte oder Tonbänder bzw. Digitalisate sperren zu lassen! Auch kann sie/er die Nutzung des Materials mit besonderen Auflagen verbinden (z. B. dass es nicht außerhalb des Projektes verwendet werden darf).
- Zeichnen Sie das Interview mit einem mitgebrachten Gerät auf. Vor dem Interview vergewissern Sie sich, dass die Ausrüstung funktioniert.
- Machen Sie sich eine Liste von Fragen, die Sie abfragen möchten – halten Sie sich jedoch nicht steif an diese Vorgabe. Die/der Erzähler_in muss genügend Raum und Zeit haben, ihre bzw. seine Sicht der Dinge darzustellen, aus ihrem/seinem Leben zu erzählen.
- Beginnen Sie mit Standardfragen: Geburtsdatum und –ort, Beruf der Eltern und Hauptberuf der interviewten Person. Beginnen Sie das Interview mit dem frühestmöglichen Datum (Kindheit, Jugend).
- Ein Interview ist kein Dialog. Debattieren Sie nicht!
- Fragen Sie wer, was, wo, wann, warum und wie (d. h. stellen Sie keine Fragen, auf die mit ja und nein geantwortet werden kann).
- Hören Sie gut zu und verfolgen Sie neue Themen.
- Benutzen Sie Schweigeminuten, um auf neue Themen einzugehen.
- Fragen Sie nach Beispielen und Anekdoten, um Ereignisse zu illustrieren.
- Vermeiden Sie Suggestivfragen und Fragen in denen die Antwort bereits enthalten ist: z. B. „Ich nehme an, Sie hatten eine unglückliche Kindheit“ nimmt einen Teil der Antwort vorweg.
- Stellen Sie kurze Fragen. Seien Sie kein/e Sprecher_in, die/der die Fragen in ein Co-Referat ausarten lässt, wobei die Frage am Ende nicht mehr erkennbar ist.
- Beginnen Sie immer mit Fragen, die nicht umstritten sind. Behalten Sie sich die umstrittenen Fragen, falls es sie gibt, für einen Zeitpunkt auf, an dem Sie die interviewte Person bereits besser kennen.
- Versuchen Sie „off the record“-Informationen zu vermeiden. Wenn die/der Erzähler_in Sie bittet, etwas nicht aufzuzeichnen, weil sie Ihnen etwas vertraulich mitzuteilen hat, bitten Sie sie doch, aus praktischen Gründen das Interview weiterlaufen zu lassen und diese Vertraulichkeiten entweder nach Ende des Interviews zu erzählen oder im Nachhinein aus der Aufnahme zu löschen. Oft sind die vertraulichen Mitteilungen dann gar nicht mehr so vertraulich. Es kann Ihnen trotzdem passieren, dass Sie sie später sowohl aus der Transkription als auch aus der Aufzeichnung entfernen müssen.
- Beenden Sie das Interview innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens. Eineinhalb Stunden am Stück sind das Maximum.
- Nach dem Interview rennen Sie nicht weg. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um über sich selbst zu sprechen. Manchmal erhalten Sie erst jetzt die Gelegenheit, alte Photos oder Dokumente anzusehen. Bevor Sie gehen, übergeben Sie der Erzählerin Ihre Adresse und Telefonnummer, und machen Sie klar, ob und dass Sie für ein Folgeinterview oder Nachfragen noch einmal in Kontakt treten werden.
- Machen Sie sich zu Hause als erstes eine Sicherheitskopie der Aufnahmen. Schreiben Sie dann aus dem Gedächtnis eine stichpunktartige Zusammenfassung des Interviews – Sie werden später sehr dankbar darüber sein, wenn Sie ungefähr wissen, wann über welches Thema gesprochen wurde und was Ihr eigener Gesamteindruck war.
- Transkribieren Sie das Interview, wenn das in Ihrem Projekt vorgesehen ist, akribisch und nach vorher vereinbarten Vorgaben.
- Deponieren Sie die korrigierten Manuskripte, Audio- oder Video-Aufnahmen und die unterzeichnete Zustimmung zur Veröffentlichung bei den entsprechenden Archiven, Bibliotheken, Museen oder Gesellschaften.
- Noch ein letzter Hinweis: Machen Sie möglichst EIN Interview. So genannte Vor- oder Nachinterviews sollten lediglich zur Einführung ins Thema bzw. zur Klärung offener Fragen dienen.
Beispiele
Beispiele für Oral History Projekte unterschiedlichster Art gibt es mittlerweile auch online und ohne Zugangshindernisse im Internet. Sowohl Bibliotheken, als auch Archive, Vereine, Universitätsinstitute, Unternehmen und Glaubensgemeinschaften nutzen diese Form des Zuganges zu ihrer eigenen Geschichte intensiv. Ein spannendes gemeinnütziges Projekt, in dem viele Beispiele zu unterschiedlichsten Themen gefunden werden können, ist etwa das Memoro-Projekt.30
Als Mutter der Oral History werden andererseits die umfangreichen Interview-Sammlungen der USC-Shoah Foundation, die aus dem Steven Spielberg Visual History Archive hervorgingen, bezeichnet31 Ziel der Stiftung ist die Sammlung von audio-visuellen Interviews mit (Nachkommen von) Holocaust-Überlebenden und Zeitzeug_innen anderer Genozide. Seit Beginn der ersten Aufzeichnungen in den 1970er-Jahren und mit einem Höhepunkt an aufgezeichneten Interviews in den frühen 1990ern gehört das Archiv mit rund 55.000 Oral Histories, die zudem teilweise über das Internet zugänglich sind, zu den größten seiner Art.
In Berlin ist neben einem Ableger des USC-Shoah Foundation-Projektes noch ein weiteres spannendes Oral History-Projekt zu finden: „Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte“ erzählt auf Basis von 600 lebensgeschichtlichen Interviews einfühlsam über das Schicksal der zur Zeit des Nationalsozialismus zur Arbeit gezwungenen Menschen.
Auch in Österreich entsteht derzeit ein Projekt zur Oral History der Shoah, das Austrian Heritage Projekt. Sein Launch ist für Ende Oktober 2017 geplant.32 Darüber hinaus sind auch hierzulande zahlreiche Projekte zu spezifischen Themen zu finden. Um nur eines zu nennen sei das von der Verfasserin betriebene Migrationsarchiv Südtirol genannt, das unter dem Link https://zeitgeschichte-suedtirolmigration.uibk.ac.at/omeka/ zu erreichen ist.33
Schluss
Oral History ist spannend und sie ist wichtig. In vielen Fällen bereichern die lebensgeschichtlichen Erinnerungen von Menschen die Geschichte von Gemeinschaften und Gesellschaften. Oftmals ist sie auch die einzige Quelle historischer Ereignisse, Begebenheiten und Zustände. Sie ist daher in einer sich rasant verändernden Welt ein ganz besonders wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Erbes. Eine Herausforderung werden die sich ständig wandelnde Medienwelt und der Einfluss der Globalisierung auch auf diese Methode haben, doch scheint sich auch abzuzeichnen, dass dennoch die lebensgeschichtlichen Erzählungen von Menschen nicht nur immer beliebter werden, sondern sie auch zu einer immer bunter und reicher werdenden Darstellung der Geschicht
1 Gitta STAGL, Alltagsgeschichte. Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit Lebensgeschichte (Wien 1989).
2 Oral History Society (Hg.), Advice for experts and beginners (o.O., o.J.), http://www.oralhistory.org [Zugriff: 18.09.2017].
3 Reinhart KOSELLECK, Über die Theoriebedürftigkeit der Geschichtswissenschaft, in: Werner Conze (Hg.), Theorie der Geschichtswissenschaft und Praxis des Geschichtsunterrichts (Stuttgart 1972) 10–28.
4 Gerhard BOTZ, Neueste Geschichte zwischen Quantifizierung und „Mündlicher Geschichte“. Überlegungen zur Konstituierung einer sozialwissenschaftlichen Zeitgeschichte von neuen Quellen und Methoden her, in:, „Qualität und Quantität“. Zur Praxis der Methoden der Historischen Sozialwissenschaft, hg. von Gerhard BOTZ–Christian FLECK–Albert MÜLLER–Manfred THALLER (Studien zur Historischen Sozialwissenschaft 10, Frankfurt–New York 1988) 13–42, hier 13–14.
5 Ebd. 16.
6 Ebd. 17.
7 Ebd. 18–19.
8 Dorothee WIERLING, Geschichte, in: Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen, hrsg. v. Uwe Flick–Ernst VON Kardorff–Heiner KEUPP–Lutz VON ROSENSTIEL–Stephan WOLFF (Weinheim 21995) 47–52, hier 48.
9 Ebd. 47.
10 Ebd. 48–50.
11 Cornelia BEHNKE–Michael MEUSNER, Geschlechterforschung und qualitative Methoden (Qualitative Sozialforschung, 1, Opladen 1999) 45–49.
12 WIERLING, Geschichte (wie Anm. 8) 50.
13 Werner CONZE, Sozialgeschichte in der Erweiterung, in: Neue politische Literatur 19 (1974) 501–508.
14 Wolfgang J. MOMMSEN, Die Geschichtswissenschaft jenseits des Historismus (Düsseldorf 21972).
15 Hans-Ulrich WEHLER, Geschichte als Historische Sozialwissenschaft (Frankfurt a. M. 1973).
16 Ebd. 7.
17 WIERLING, Geschichte (wie Anm. 8) 52.
18 Klaus LATZEL, Deutsche Soldaten – nationalsozialistischer Krieg? Kriegserlebnis – Kriegserfahrung 1939–1945 (Paderborn–Wien 1998) 13.
19 Ebd. 14–23.
20 WIERLING, Geschichte (wie Anm. 8) 51.
21 Siehe dazu auch z. B. ein jüngeres Projekt: Etta GROTRIAN-STEINWEG (Verant.), Oral History, 2015–2016, https://userblogs.fu-berlin.de/oralhistory/ [Zugriff: 10.10.2017].
22 Gerhard BOTZ, Neueste Geschichte zwischen Quantifizierung und „Mündlicher Geschichte“: Überlegungen zur Konstituierung einer sozialwissenschaftlichen Zeitgeschichte von neuen Quellen und Methoden her [Nachdruck von 1988], in: Historical Social Research, Supplement, Heft 28 (2016) 373–397.
23 WIERLING, Geschichte (wie Anm. 8) 50; Wehler, Geschichte (wie Anm. 15) 8.
24 Oral History in der deutschen Zeitgeschichte. Lutz Niethammer im Gespräch mit Veronika Settele und Paul Nolte, in: Geschichte und Gesellschaft – Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 1 (2017) 110–145.
25 BOTZ, Neueste Geschichte (wie Anm. 22).
26 BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen, http://www.budrich-journals.de/index.php/bios [Zugriff: 10.10.2017].
27 Die Informationen dazu stammen von: Lernen aus der Geschichte – Oral History, http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/Filter/Didaktik/262 [Zugriff: 10.10.2017]; Lernen mit Interviews, Website der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und der Freien Universität Berlin, https://lernen-mit-interviews.de [Zugriff: 10.10.2017]; Robert PERKS–Alistair THOMSON (Hg.), The Oral History Reader (London 32015).
28 Dazu gehören Atlas.ti; NVivo, MAXQDA.
29 Oral History Association (Hg.), Web Guides to Doing Oral Histories, Update: August 2012, http://www.oralhistory.org/web-guides-to-doing-oral-history (eingesehen 10.10.2017); Berkley Library. University of California (Hg.), Oral History Tips, https://www.lib.berkeley.edu/visit/bancroft/oral-history-center [Zugriff: 10.10.2017]; Etta Grotrian-Steinweg (Verant.), Oral History Checklisten, 2015–2016, https://userblogs.fu-berlin.de/oralhistory/das-interview/checklisten-2 [Zugriff: 10.10.2017].
30 Memoro. Die Bank der Erinnerung, http://www.memoro.org/de-de/index.php [Zugriff: 10.10.2017].
31 USC Shoah Foundation. The Institute for Visual History and Education, 2007–2017, https://sfi.usc.edu/ [Zugriff: 10.10.2017].
32 The Austrian Heritage, http://www.vwi.ac.at/index.php/forschung/forschungsschwerpunkte/aktuelle-projekte/the-austrian-heritage-collection [Zugriff: 10.10.2017], Erinnern.at, www.erinnern.at [Zugriff: 10.10.2017].
33 Eva PFANZELTER (Hg.), Datenarchiv der Migration in Südtirol, https://zeitgeschichte-suedtirolmigration.uibk.ac.at/omeka [Zugriff: 10.10.2017].