Deo et sororibus fratribusque
Vortrag gehalten bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs am 12. Juni 2023 in Wien (erweiterte Fassung).
Die letztvergangenen 20 Jahre auf wenigen Textseiten Revue passieren zu lassen ist keine einfache Aufgabe angesichts der großen Anzahl potentieller Zeitzeug:innen in den Reihen der Leserschaft.1 Nachdem sich eine derartige Rückschau für ein Jubiläum gebührt, hat der Autor diese Aufgabe qua Amt und auf Zuspruch der Vorstandsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs übernommen. Der folgende knappe Rückblick auf die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen den Österreichischen Ordensarchiven basiert auf eigenen Aufzeichnungen und Erinnerungen sowie auf den Akten der Arbeitsgemeinschaft im Archiv der Österreichischen Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs. Bei dieser Ausgangslage musste ein Mix aus quellenkritischer und journalistischer Methodik gewählt werden. Anschließend an den Rückblick werden einige Überlegungen zur Zukunft der Arbeitsgemeinschaft mitgeteilt, getreu dem Tagungsmotto „Stand und Perspektiven archivischer Zusammenarbeit“.
Die Verankerung im benediktinischen Salzburg kann der Autor nicht verleugnen. Von daher lässt sich auch die Titelwahl erklären, die an den Wahlspruch des St. Petrischen Abts Petrus Klotz OSB (*1878, †1967), nämlich deo et fratribus,2 angelehnt ist. Klotz war ein Netzwerker, dessen Verdienst die Errichtung des Kollegs St. Benedikt in Salzburg ist. Er leistete Aufbauarbeit im gemeinschaftlichen Sinn. „Deo et sororibus fratribusque“ – „Gott, den Schwestern und Brüdern“: Dieser Titel wurde auch aus Wertschätzung Frauen gegenüber und als Eingeständnis der zahlenmäßigen Realität gewählt, da es in Österreich derzeit fast doppelt so viele Ordensfrauen (2.673) wie Ordensmänner (1.452) gibt.3 Nicht zuletzt ist dieser Titel als Ermutigung an Vertreterinnen der Frauenorden gedacht, sich weiter in den ordensarchivischen Diskurs einzubringen.
1. Der lange Weg zu einer Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive
Die ersten Belege für eine kirchenarchivische Zusammenarbeit in der Zweiten Republik reichen über 60 Jahre zurück. Von 18. bis 20. September 1962 traten insgesamt 31 Angehörige kirchlicher Archive und Einrichtungen aus fast ganz Österreich und Südtirol unter dem Protektorat von Bischof Franz Žak (*1917, †2004) zu einer „Arbeitstagung der kirchlichen Archivare Österreichs in St. Pölten“ zusammen.4 Die Zusammenarbeit kam auf indirekten Druck von außen zustande. P. Willibrord Neumüller OSB (*1909, †1978) aus dem Stift Kremsmünster schildert „wie die Versuche, im Rahmen eines neuen Archivalienschutzgesetzes den öffentlichen Stellen ein Aufsichtsrecht über kirchliche Archive einzuräumen, als Notmaßnahme zur Bildung der Arbeitsgemeinschaft [der kirchlichen Archivare] geführt haben.“ Es waren aber nicht nur geplante Gesetzesänderungen,5 die das Zusammentreffen hervorriefen, sondern auch positive Beispiele in den Nachbarländern Deutschland und Italien, worüber der Wiener Diözesanarchivar Franz Loidl (*1905, †1987) berichtete.6 Der stete Blick über die Grenzen wurde in den ausgedehnten Diskussionen fortgesetzt, die gegenüber Vorträgen mehr Raum einnahmen als bei den meisten heutigen Tagungen. Die Diskussionen drehten sich auch um die Strukturen einer zukünftigen Arbeitsgemeinschaft, die von „drei Interessenkreisen“, nämlich Diözesen, Stiften und Orden getragen sein sollte. Weitere Diskussionspunkte waren das Thema Ausbildung des Archivpersonals und Kompetenzen in der Betreuung von Pfarrarchiven. Die stets selbstbewussten und motivierten Stiftsarchivare fanden sich im Anschluss an die allgemeine Diskussion noch zu eigenen Beratungen zusammen.7
Bei jener Arbeitstagung wurden einige Vorschläge geäußert, die für uns heute sehr vertraut klingen. So äußerte der St. Pöltener Diözesanarchivar Gerhard Winner (*1929, †1994) den Vorschlag einer Zentralkartei – von der Idee her der Vorläufer des heutigen Archiv- bzw. Klosterportals.8 Der Klosterneuburger Stiftsarchivar H. Floridus Röhrig CanReg (*1927, †2014) regte die Bildung „eines Fachausschusses“ an, „der die Stifte oder Orden im Notfall beraten kann“, eine Idee, die heute als Bereich Kultur und Dokumentation verwirklicht ist. In puncto Netzwerken wurde die Beteiligung in der österreichischen Archivdirektorenkonferenz angestrebt. Ungewohnt ist für uns Nachgeborene hingegen die Zusammensetzung der Gruppe hinsichtlich Standes und Geschlechts. Mit Ausnahme von drei Diözesanarchivaren waren alle Teilnehmer geistlichen Standes. Zur Beauftragung von Laien in den Archiven wurden schwerwiegende Bedenken – wohl in Bezug auf die Vertraulichkeit – geäußert.9 Die Namen der drei anwesenden Ordensfrauen finden sich ganz am Ende der streng hierarchisch geordneten und selbstverständlich nicht gegenderten Teilnehmerliste.10 Die Arbeitstagung in St. Pölten endete schließlich mit einer Exkursion nach Stift Lilienfeld. Ein Schreiben von vier beteiligten Mitgliedern des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung an den Vorsitzenden der Österreichischen Superiorenkonferenz, Generalabt Gebhard Koberger CanReg (*1909, †1997), legte die Positionen der Archivarsgemeinde dar.
Für die darauffolgenden Jahre wurden – zumindest in den vom Autor konsultierten Beständen – keine weiteren Tätigkeiten aktenkundig. Erst im Jahr 1975 wurde ein Treffen der Diözesanarchivare in St. Pölten organisiert, bei dem die Gründung der ARGE Diözesanarchive beschlossen wurde. Die konstituierende Sitzung fand am 11. Mai 1976 statt.11 Die ARGE Diözesanarchive veranstaltet seitdem jährliche Arbeitssitzungen an wechselnden Orten und ab 1996 auch Studientage, an denen sich schließlich seit 2011 die Orden als Mitorganisatoren beteiligen.12 Für die Ordensarchive ist hingegen keine Gremientätigkeit nachweisbar. Es findet sich einzig der Hinweis, dass der St. Florianer Stiftsarchivar Karl Rehberger CanReg (*1934, †2018) über 30 Jahre – von den 1970er Jahren bis zur Schaffung einer Fachgruppe (s. unten) – die Ordensarchive im Verband Österreichischer Archivarinnen und Archive vertrat.13 Am Rande sei erwähnt, dass eine Initiative der Superiorenkonferenz 1995 zur Herausgabe des Bandes „Österreichs Stifte unter dem Hakenkreuz“ führte. Die österreichischen Stiftsarchivare setzten hier einen Meilenstein in der zeitgeschichtlichen Erforschung der Orden.
1997 erfolgte die Gründung der deutschen Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive (AGOA) in Würzburg als „internes Fachgremium der DOK“.14 Im selben Jahr wurde auch die Arbeitsgruppe Geistliche Archive (AGGA) des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (VSA-AAS) gegründet.15 Die Entwicklung in Österreich hinkte demgegenüber ein paar Jahre hinterher, wohl auch aufgrund einer nur punktuell adäquaten Personal- und Ausbildungssituation.16 In den ersten Jahren nach Gründung der AGOA war daher die grenznahe Erzabtei St. Peter aus Mangel einer österreichischen Vereinigung Mitglied der deutschen Arbeitsgemeinschaft.
Abb. 1: Einladung zum 1. Treffen des Arbeitskreises kirchlicher Archivare am 25. Februar 2000 im Augustiner Chorherrenstift Herzogenburg © ÖOK, ASK 06-09-02, Fasz. 05
Gemeinsame Tätigkeiten der Österreichischen Ordensarchive sind erst ab dem neuen Jahrtausend feststellbar. Auf Initiative des Stiftsarchivs Herzogenburg trat der neu gegründete „Arbeitskreis kirchlicher Archivare der Diözesen St. Pölten und Wien“ in den Jahren 2000–2003 fünfmal zusammen. An der Namensgebung wird ersichtlich, dass man auch im Jahr 2000 mit dem Gendern noch zurückhaltend war. Doch das Entscheidende war, dass die Verantwortlichen in Herzogenburg den verbindenden Charakter archivischer Lösungsfindung erkannt hatten: „Die Idee zu diesem Arbeitskreis entstand im Laufe der derzeitigen Inventarisierungsarbeiten im Stiftsarchiv Herzogenburg. Bei vielen größeren und kleineren Problemen erhob sich die Frage: wie haben das andere gemacht? Und bei Lösungen, die man selbst entwickelte, kam der Gedanke: das könnte auch andere interessieren! Weil kreative Ansätze leichter im Dialog entwickelt werden und weil man für die Umsetzung von vielen Projektideen Partner braucht, haben wir uns entschlossen, andere zu diesem Arbeitskreis einzuladen.“17 Das 1. Treffen am 25. Februar 2000 wurde in Stift Herzogenburg durch das Stiftsarchiv Herzogenburg und das Diözesanarchiv St. Pölten veranstaltet und führte rund 25 Ordensarchivar:innen aus Wien, Niederösterreich und der angrenzenden Steiermark zur Diskussion und einen Vortrag über „Schutz von Archivgut aus restauratorischer Sicht“ von Alexander Aichinger (Österreichisches Staatsarchiv) zusammen. Die weiteren Treffen fanden in Stift Klosterneuburg (20. Oktober 2000, „Archiv und Heimatkunde“), im Diözesanarchiv St. Pölten (4. Mai 2001, „Sacherschließung von historischen Beständen in kirchlichen Archiven“) und im Archiv der österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu in Wien (9. November 2001, „Die Archivierung von Fotografien“) statt. Das 5. derartige Treffen am 23. Jänner 2003 in Stift Melk war schließlich „einem besonderen Zweck gewidmet“. Es war „das erste Vorbereitungstreffen für den Tag der österreichischen Ordensarchive am 30. Mai 2003 in Wien, kardinal-könig-haus [sic]“.18 Das aus 15–20 Personen bestehende Vorbereitungsteam leitete die damals im Archiv der österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu tätige Archivarin Helga Penz.
2. Die Errichtung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs (ARGE Ordensarchive)
Die Geschichte der ARGE Ordensarchive Österreichs beginnt mit einem Grundsatzpapier, das die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft vorsah und einer Umfrage,19 mit der sich Helga Penz in bester archivarischer Manier einen ersten Überblick verschaffen konnte. Bei der ersten Jahrestagung am 30. Mai 2003 im Kardinal König Haus in Wien wurde die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft beschlossen. Tragischerweise verstarb P. Laurentius Koch OSB (*1936, †2003), Archivar der bayerischen Benediktinerabtei Ettal, der als Hauptreferent vorgesehen war, kurz vor der Tagung, sodass diese seinem Andenken gewidmet war (siehe den Beitrag von Helga Penz in diesem Band).
Die eigentliche Gründungsveranstaltung fand am 11. Mai 2004 im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg statt, in deren Rahmen die Statuten beschlossen, der erste Vorstand gewählt und die eigene Homepage präsentiert wurde.20 Die Arbeitsgemeinschaft war nach einigen Überlegungen als unselbstständige Einrichtung der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs (SK) eingerichtet worden. Die Mitgliedschaft war hingegen weiter gefasst und schloss auch Frauenorden mit ein: „Der Arbeitsgemeinschaft gehören alle Archive von Ordensgemeinschaften Österreichs an.“21 Als beschlussfassende Gremien wurden die jährlichen Mitgliederversammlungen sowie ein gewählter Vorstand eingesetzt. Der Vorstand trat halbjährlich zu zweitägigen Klausuren an wechselnden Standorten – den Arbeitsstätten der Vorstandsmitglieder – zusammen. Innerhalb des Vorstands nahm Helga Penz als von der Superiorenkonferenz angestellte Fachreferentin, die die Geschäfte 2004–2007 von St. Peter in Salzburg aus führte, eine zentrale Stellung ein. Bezugnehmend auf die statutarisch verankerten Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft lauteten die Prioritäten des ersten Vorstands:
„1. Erfahrungsaustausch unter den Leitern der Ordensarchive (insbesondere durch regelmäßige Informationsveranstaltungen, wissenschaftliche Vorträge und Exkursionen). […] 2. Beratungen der Ordensarchive und Hilfestellungen bei besonderen Fragen (z.B. Auswahl von EDV-Systemen, Suche von Mitarbeitern, Kontakte zu wissenschaftlichen Institutionen). […] 3. Organisation von Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen für Archivare der Ordensgemeinschaften, insbesondere im Zusammenhang mit bestehenden Einrichtungen wie der Arbeitsgemeinschaft der Diözesanarchivare Österreichs und dem Verband der österreichischen Archivare und Archivarinnen. […] 4. Abstimmung gemeinsamer fachlicher und rechtlicher Interessen der Ordensarchive. […] 5. Vertretung der Interessen der Ordensarchive. […] 6. Organisation von Projekten zur fachlichen und wissenschaftlichen Bearbeitung von Ordensarchiven und deren Beständen.“22
Die vom Vorstand erarbeiteten „Richtlinien zur Sicherung und Nutzung der Ordensarchive“23 waren der Vorläufer der 2015 erarbeiteten „Archiv- und Benützungsordnung“, die in überarbeiteter Fassung den Ordensarchivar:innen noch stets zur Implementierung anempfohlen wird.24 Es fand eine Erweiterung der gut angenommenen Homepage statt und 2007 wurde mit der Einrichtung des VÖA-Grundkurses begonnen.25 Mit Hilfe von Zeitschriftenbeiträgen erhöhte der Vorstand den Bekanntheitsgrad der Arbeitsgemeinschaft in den Orden und in der Wissenschaftsgemeinschaft.26
Mit Einrichtung der Fachgruppe der Archive der Kirchen und anerkannten Religionsgemeinschaften im Verband Österreichischer Archivarinnen und Archivare (VÖA)27 gelang 2007 ein weiterer großer Schritt für das kirchliche Archivwesen, der allerdings unabhängig von der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive zu sehen ist.
Abb. 2: Mitglieder des scheidenden und neuen Vorstands bei der Jahrestagung 2008 in Graz, v.l.n.r.: Günter Katzler (Stift Herzogenburg), P. Korbinian Birnbacher OSB (Stift St. Peter/Salzburg), Sr. Christine Öhlinger RSCJ (Sacré Cœur/Bregenz), Christine Schneider (Wien), P. Peter van Meijl SDS (Wien), Karin Winter (Stift Lilienfeld), P. Petrus Gratzl OCist (Stift Zwettl), Helga Penz (Stift Herzogenburg), Johann Tomaschek (Stift Admont) © ÖOK
Die Arbeitsgemeinschaft war gewissermaßen die „Keimzelle“ für das im Jahr 2010 gegründete Referat für die Kulturgüter der Orden. Dies wird nicht zuletzt durch das Logo der ARGE Ordensarchive versinnbildlicht, das ab 2010 praktisch unverändert für das Referat für die Kulturgüter der Orden übernommen wurde. Bei den österreichischen Ordensarchiven wurde damit ein entscheidender Professionalisierungsschritt in der Koordinierungs-, Beratungs- und Netzwerkarbeit gesetzt. Als weitere Arbeitsgemeinschaften innerhalb des neuen Referats für die Kulturgüter der Orden wurden 2013 die ARGE Ordensbibliotheken und 2016 die ARGE Kirchenpädagogik gegründet. Das Referat für die Kulturgüter der Orden wurde 2019 aufgrund von Umstrukturierungen innerhalb der Superiorenkonferenz in den Bereich Kultur und Dokumentation umbenannt und besteht heute aus vier Fachbereichen, nämlich für Archive, Bibliotheken, Kunst und Denkmalpflege sowie Kirchenpädagogik bzw. Kulturvermittlung. Parallel dazu bestehen die drei genannten Arbeitsgemeinschaften sowie ein Beirat für Denkmalschutzfragen. All diese Entwicklungen im Detail darzustellen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Die Geschichte des Bereichs Kultur und Dokumentation muss noch geschrieben werden und ist nicht die Aufgabe eines Beitrags über die ARGE Ordensarchive.
3. Gremien und Tätigkeiten der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs
Die ARGE Ordensarchive erwies sich als besonders aktive Arbeitsgemeinschaft, deren Tätigkeiten selbst die Einschränkungen während der Corona-Pandemie nicht unterbrechen konnten. Mit der technischen und organisatorischen Hilfe des Bereichs Kultur und Dokumentation wurden in den Jahren 2020 und 2021 Online-Tagungen durchgeführt, weil die Abhaltung als Präsenztagungen sehr unsicher oder nicht möglich war. Dem Vorstand war es in dieser Zeit ganz besonders wichtig, mit den Ordensarchivar:innen ungebrochen in Kontakt bleiben zu können. Die Sitzungen des Vorstands werden seither in hybrider Form durchgeführt und erleichtern die regionale Ausgewogenheit des Gremiums, dessen Mitglieder aus verschiedenen Bundesländern – zwischen Wien, Graz und Innsbruck – stammen.
Abb. 3: Der neugewählte Vorstand bei der Jahrestagung 2012 in Freising (D), v.l.n.r.: Christoph Stöttinger (Stift Lambach), Christine Schneider (Wien), Sr. Illuminata Blümelhuber SCSC (Wels), Gerald Hirtner (Stift St. Peter/Salzburg), P. Peter van Meijl SDS (Wien) © ÖOK
Abb. 4: Der neugewählte Vorstand bei der Jahrestagung 2016 in Graz, v.l.n.r.: Maximilian A. Trofaier (Schottenstift Wien), Christoph Stöttinger (Stift Lambach), Gerald Hirtner (Stift St. Peter/Salzburg), P. Peter van Meijl SDS (Wien), Christine Schneider (Wien), Sr. Eva Maria Kremshuber SRA (Wien) © Archiv St. Peter
Name und ggf. Ordenskürzel |
Ort und (Ordens-)kürzel |
Zeit im Vorstand |
P. Korbinian Birnbacher OSB |
Salzburg OSB |
2003–2008 |
Sr. Illuminata Blümelhuber SCSC |
Wels SCSC |
2012–2015 |
Iris Fichtinger |
Wien ÖOK |
2021 lfd. (Fachreferentin für Archive) |
Susanne Fritsch-Rübsamen |
Klosterneuburg CanReg |
2003–2008 (Vorbereitungsteam 2003) |
P. Petrus Gratzl OCist |
Zwettl OCist |
2008–2009 |
Gerald Hirtner |
Salzburg OSB |
2012 lfd. (Vorsitzender seit 2016) |
Günter Katzler |
Herzogenburg CanReg |
2003–2008 (Vorbereitungsteam 2003) |
Sr. Eva Maria Kremshuber SRA |
Wien SRA |
2015–2020 |
Irene Kubiska-Scharl |
Wien ÖOK |
2018–2021 (Fachreferentin für Archive und Bibliotheken) |
Karin Mayer |
Wien ÖOK |
2018 lfd. (Bereichsleiterin) |
Sr. Clara Maria Neubauer CCIM |
Vorau CCIM |
2015 lfd. |
Sr. Christine Öhlinger RSCJ |
Bregenz RSCJ |
2003–2012 |
Helga Penz |
Wien/Salzburg/Herzogenburg/Wien, SJ/OSB/CanReg/SK |
2003–2019 (Sekretärin, danach Referatsleiterin von 2010 bis 2018) |
Irene Rabl |
Lilienfeld OCist |
2018 lfd. |
Christine Schneider |
Wien |
2004–2019 |
Christoph Stöttinger |
Lambach OSB |
2008–2018 |
Johann Tomaschek |
Admont OSB |
2004–2008 (Vorsitzender) |
Maximilian Trofaier |
Wien OSB |
2013 lfd. |
Miriam Trojer-Schmid |
Innsbruck/Wilten, OFMCap/OPraem |
2019 lfd. |
P. Peter van Meijl SDS |
Wien SDS |
2008 lfd. (stv. Vorsitzender seit 2016) |
Lukas Winder |
Wien RSCJ |
2021 lfd. |
Karin Winter |
Lilienfeld OCist |
2008–2009 |
Tab. 1: Die Vorstandsmitglieder 2003–2023 in alphabetischer Reihenfolge. Die Angabe des Namens und der Ordensgemeinschaft bezieht sich auf die (Dienst-)zugehörigkeit zum Zeitpunkt der jeweiligen Vorstandschaft.
In den vergangenen 20 Jahren waren 22 Personen Mitglieder des Vorstands (siehe Tab. 1). Sieben Ordensleute gehörten bislang dem Vorstand an, die anderen Personen waren bzw. sind weltliche Mitarbeiter:innen. Wohlbekanntes Vorstandsmitglied war von 2004 bis 2008 P. Korbinian Birnbacher OSB, der derzeitige Erzabt von St. Peter in Salzburg. Bis 2019 wurde zwischen gewählten und kooptierten Vorstandsmitgliedern unterschieden. Diese Unterscheidung hatte jedoch keine echte praktische Relevanz, sodass sie 2021 im Zuge einer Neufassung der nunmehr als Geschäftsordnung bezeichneten Statuten fallengelassen wurde. In diesen 20 Jahren gab bzw. gibt es zwei Vorsitzende: Johann Tomaschek von 2004 bis 2008 und seit 2016 nimmt der Autor diese Aufgabe zusammen mit P. Peter van Meijl SDS wahr. Die Rolle der Sekretärin bzw. Protokollführerin wurde bzw. wird von Helga Penz, Irene Kubiska-Scharl und Iris Fichtinger wahrgenommen. Karin Mayer ist als Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Ordensgemeinschaften Österreich ex officio im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft vertreten. Das Geschlechterverhältnis ist seit jeher ausgewogen und beträgt derzeit 5:4 zu Gunsten der Frauen.
Jahr |
Tagungsort |
Ev. inhaltliche Schwerpunkte |
Kooperationspartner und/oder Vorstandswahlen |
2003 |
Wien |
1. Österreichische Ordensarchivtagung |
|
2004 |
Salzburg |
Aufgaben und Arbeitsstrategien |
Konstituierung und 1. Vorstandswahl |
2005 |
Wien |
Bestandserhaltung |
|
2006 |
Innsbruck |
Ordenschroniken |
|
2007 |
St. Pölten |
Bilder im Archiv |
|
2008 |
Graz |
Rechnungswesen im Archiv |
2. Vorstandswahl |
2009 |
Wien |
50 Jahre Superiorenkonferenz |
1. Gemeinsame Tagung mit AGOA |
2010 |
St. Lambrecht |
1. Gemeinsame Tagung mit ARGE Diözesanarchive |
|
2011 |
Vöcklabruck |
|
1. Gemeinsame Tagung mit Ordensbibliotheken |
2012 |
Freising (D) |
2. Gemeinsame Tagung mit AGOA 3. Vorstandswahl |
|
2013 |
Wien |
|
|
2014 |
Salzburg |
Ordensgeschichts-schreibung |
|
2015 |
Wels |
Jahr der Orden |
3. Gemeinsame Tagung mit AGOA |
2016 |
Graz |
50 Jahre VFÖ |
4. Vorstandswahl |
2017 |
Innsbruck |
2. Gemeinsame Tagung mit ARGE Diözesanarchive |
|
2018 |
München-Fürstenried (D) |
4. Gemeinsame Tagung mit AGOA |
|
2019 |
St. Pölten |
Bilder archivieren |
|
2020 |
online |
Krisen und Chancen im Spiegel der Ordensarchive |
5. Vorstandswahl |
2021 |
online |
„Heute das Gestern für morgen bewahren“ |
|
2022 |
Linz |
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit in kirchlichen Archiven |
3. Gemeinsame Tagung mit ARGE Diözesanarchive |
2023 |
Wien |
Stand und Perspektiven archivischer Zusammenarbeit |
20 Jahre ARGE Ordensarchive |
Tab. 2: Übersicht der Jahrestagungen 2003–2023 mit Angabe von Tagungsort, allfälligen inhaltlichen Schwerpunkten, Kooperationspartnern und Vorstandswahlen.
Von den Mitgliedern des Vorstands werden jeweils die Jahrestagungen vorbereitet und durchgeführt: Die wichtigsten archivischen Themen wurden größtenteils zumindest einmal abgedeckt (vgl. Tab. 2). Die Jahrestagungen sind jene wiederkehrenden Ereignisse, die dem Erfahrungsaustausch aller Mitglieder dienen sollen. Eine möglichst hohe Beteiligung ist daher stets ein wünschenswerter Umstand.
Um die Wirksamkeit von Veranstaltungen zu steigern, dient die 2016 gegründete Zeitschrift „Mitteilungen des Referats für die Kulturgüter der Orden“ (MiRKO), die hauptsächlich verschriftlichte Vorträge enthält, der Nachbereitung. Seit der 5. Ausgabe im Jahr 2020 wird diese Zeitschrift als „Mitteilungen zu den Kulturgütern der Orden“ (MiKO) geführt.28 Die Gründungsredaktion bestand ausschließlich aus Vorstandsmitgliedern der ARGE Ordensarchive, doch war ihr stets der umfassende Blick auf die Kulturgüter der Orden wichtig. Mit ihrer thematischen Ausrichtung löst die Zeitschrift ein Desiderat am Zeitschriftenmarkt ein, was wohl auch den bisherigen Zuspruch der Leserschaft begründete. Es ließen sich noch weitere erfolgreiche Projekte anführen, die von der ARGE Ordensarchive angeregt und mitbegleitet wurden: der Ordenskalender 2015, verschiedene Handreichungen für den Archiv- und Verwaltungsbereich (u. a. zur digitalen Ablage) oder Initiativen zum Internationalen Tag der Archive (z. B. online-Kurzvideos). All diese Tätigkeiten wären aber nicht möglich gewesen ohne die konsequente Aufbauarbeit vor rund 20 Jahren.
Abb. 5: Mitglieder des Gründungsvorstands bei der Sitzung am 25. Oktober 2005 im Benediktinerstift St. Peter in Salzburg, v.l.n.r.: Helga Penz (Stift St. Peter/Salzburg), Johann Tomaschek (Stift Admont), Günter Katzler (Stift Herzogenburg) © ÖOK
Der Elan, der aus den Vorstandsprotokollen der frühen 2000er Jahre ablesbar ist, macht ergriffen. Die Worte des Vorstandsvorsitzenden an Helga Penz geben einen Eindruck von der herrschenden Aufbruchstimmung: „Du legst ja gleich zu Beginn ein wahrhaft atemberaubendes Arbeitstempo vor […]. Aber Du sollst auch gleich eine (halbwegs) geschwinde Antwort haben – nicht zuletzt deswegen, weil ich selbst noch ganz unter dem anregenden und belebenden Eindruck unserer Salzburger Tagung stehe“.29
In diesem enthusiastischen Umfeld wäre der Autor gerne selbst von Anfang an dabei gewesen und doch er ist dankbar für die 15 Jahre, die er nun bereits Teil dieser Gemeinschaft sein darf. Den positiven Geist der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Vertrauens in die Zukunft weiterzutragen ist eine schöne und zugleich eine zentrale Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft. Mit dieser Haltung konnte schon manch gute Gemeinschaftslösung gefunden werden, die kostengünstiger und wirkungsvoller war, als alternative Einzellösungen. In der Rolle als Vorsitzender war und ist es dem Autor wichtig, dass die Ideen im Vorstand frei fließen können; dass Vorschläge geäußert werden, auch wenn ihre Umsetzung zunächst nicht realistisch erscheint. Aber gerade die Haltung des „think big“ ist es, die den Kulturbereich innerhalb der Österreichischen Ordenskonferenz wachsen ließ und zu einem wertvollen, unverzichtbaren Bestandteil jener Organisation gemacht hat.
4. Überlegungen zu Stand und Perspektiven archivischer Zusammenarbeit
In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Voraussetzungen für die Arbeitsgemeinschaft grundlegend geändert. Mit dem Bereich Kultur und Dokumentation verfügen die österreichischen Ordensarchive über eine Serviceeinrichtung, um die sie Kolleg:innen in anderen Ländern beneiden. Durch diese Gegebenheit ändern sich aber auch die Anforderungen an die Arbeitsgemeinschaft sowie ihre Aufgaben.
Braucht es heute, angesichts der Professionalisierung der Beratungs- und Vernetzungstätigkeit innerhalb der Ordensarchive, noch eine Arbeitsgemeinschaft? – Ja, weil sie ein funktionierendes Bindeglied zwischen dem in Wien angesiedelten Büro und den einzelnen Mitgliedsarchiven darstellt. Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft fungiert als Ideengeber aus der Praxis heraus und unterstützt bei der Umsetzung der Ideen. Nicht zuletzt dient die Arbeitsgemeinschaft der Identifikation der Mitgliedsarchive mit der Ordenskonferenz und ermöglicht Teilhabe und Mitgestaltung. Die Atmosphäre der Mitgestaltung und Mitbestimmung resultiert aus der ursprünglichen Rolle einer „Selbsthilfegruppe“ – wie Helga Penz die frühe Arbeitsgemeinschaft bezeichnete. Diese Haltung der Selbstverantwortlichkeit hat letztlich etwas Befreiendes an sich und sie gilt es – bei aller Wertschätzung der professionalisierten und institutionalisierten Zugänge – zu erhalten. Die Bedeutung von Archivgut allen Entscheidungsträger:innen in den Orden verständlich zu machen und aus diesem Grund auf eine fachgerechte, d. h. personell und materiell ausreichende Betreuung aller Archive hinzuwirken, ist ein Ansinnen der Arbeitsgemeinschaft. In ihrem Kreis gibt es etliche vorbildlich geführte Archive, die als ermutigende Beispiele alle Interessierten in den Orden zur Nachahmung einladen.
Braucht es die Vielfalt und wachsende Anzahl der Angebote wie Jahrestagungen, Studientage, Kulturtage bei einer gleichzeitig schrumpfenden katholischen Welt und gleichzeitig exponentiell wachsenden, ständig verfügbaren Informationsmöglichkeiten? – Ja, denn die jährlichen Fixtermine haben rituellen Wert in der Fachgemeinde und tragen zur Selbstvergewisserung bei. Sie dienen der gezielten Fortbildung, dem unkomplizierten Erfahrungsaustausch, der Problemlösung auf kurzem Wege und bewirken oder verstärken Synergieeffekte. Persönlicher Kontakt lässt sich durch nichts ersetzen, wie die Erfahrungen aus Pandemie-Zeiten zeigen. Die unterschiedlichen Formate ermöglichen fachlichen Austausch in unterschiedlichen Konstellationen und mit verschiedenen Kooperationspartnern. Kooperationen werden nach Ansicht des Autors stärker an Bedeutung gewinnen, weil sie einen Mehrwert bringen und Ressourcen sparen. Die Arbeitsgemeinschaft bemüht sich sowohl Veranstaltungen zu neuesten archivischen und wissenschaftlichen Entwicklungen als auch niederschwellige Angebote für Neueinsteiger:innen anzubieten. Aufgrund der heterogenen Voraussetzungen im Publikum braucht es die oben genannte Vielfalt ganz besonders.
Welche Formen der Zusammenarbeit sind für Ordensarchive zukunftsweisend? – Die Beiträge der Jahrestagung 2023 zeigen einige gangbare Wege auf. Eine für die Ordensarchive entscheidende Zusammenarbeit ist jene mit den Diözesanarchiven. Helga Penz hat für die gemeinsame Jahrestagung 2010 in St. Lambrecht die Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet. Die Vorschläge umfassten Grundlagen (z. B. Leitbild), Regelwerke, Konzeptentwicklung und Weiterbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit.30 Auf die Bedeutung von Zusammenarbeit zwischen Ordens- und Diözesanarchiven hat zuletzt Christine Gigler 2021 in ihrem Aufsatz über „aktuelle Herausforderungen bei der Zusammenarbeit“ hingewiesen und zahlreiche kritische Anregungen für Verbesserungen angeboten.31 Das Entscheidende von Zusammenarbeit ist ihre Qualität: dass sich die handelnden Akteur:innen nicht nur untereinander vernetzen, sondern einander auch verbunden sind. Nur das Band der Verbindlichkeit macht aus Kooperationspartnern letztlich Verbündete. Dann nämlich ist die Verbindung stark genug, dass sie Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen, die per se kein schlechtes Zeichen sind, aushält.
Nach einigen fruchtbaren thematischen Exkursen in den vergangenen 20 Jahren braucht es nun nach Ansicht des Autors verstärkt die Fokussierung auf einige Kernbereiche der Archivarbeit. Dies legen jüngste Krisen und rasante technische Entwicklungen nahe. Der richtige Umgang mit den digitalen Herausforderungen, die Sicherung der digitalen Überlieferung, ist dabei die Aufgabe mit den meisten Unsicherheitsfaktoren. Der Vorsitzende der deutschen Bundeskonferenz, Dr. Thomas Scharf-Wrede, betonte bei der jüngsten AGOA-Tagung in Siegburg eindringlich die Bedeutung dieses archivischen Aufgabenkomplexes.32 Im Rahmen der Fachgruppe der Archive der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften versuchen Vertreter:innen der Ordensarchive und der Diözesanarchive seit einigen Jahren die Herausforderungen der digitalen Archivierung gemeinsam zu meistern.33
Der umfassende Schutz der uns anvertrauten Güter muss oberste Priorität gegenüber allen anderen archivischen Belangen haben. Sicherzustellen, dass unsere Archive vollständig, authentisch, integer und nachvollziehbar an die nächste Generation übergeben werden, ist unsere ureigenste Aufgabe. Dies sollten wir uns immer wieder vergegenwärtigen. Hier untätig zu bleiben wäre fahrlässig. Gerade für den Schutz von Kulturgütern ist die Zusammenarbeit mit den richtigen Fachstellen unerlässlich.
5. Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag nimmt den 20-jährigen Bestand der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs als Ausgangspunkt für eine Rückschau auf die bisherige Entwicklung ordensarchivarischer Zusammenarbeit in Österreich. Nach legistisch evozierten Ansätzen von Zusammenarbeit in den 1960er Jahren dauerte es bis zum Jahr 2000, ehe Ordensarchivar:innen in den Diözesen St. Pölten und Wien zu regelmäßigen Treffen für den Erfahrungsaustausch zusammenfanden. Die Gründung der heutigen Arbeitsgemeinschaft geht auf die erste österreichweite Jahrestagung am 30. Mai 2003 in Wien zurück. Innerhalb von 20 Jahren wurden zahlreiche Initiativen zur Hebung der archivischen Qualität und Zusammenarbeit gesetzt. Als entscheidendes Moment in der Entwicklung der Zusammenarbeit kann die Schaffung einer Zentralstelle, des Referats für die Kulturgüter der Orden im Jahr 2010 (seit Ende 2019: Bereich Kultur und Dokumentation), gesehen werden. Damit wurde nicht zuletzt der – in der Praxis oft unterschiedlich gehandhabten – Trennung der Archive von verschiedensten Sammlungsbereichen die Schärfe genommen. Unter dem Dach der Österreichischen Ordenskonferenz wirkt die Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive, deren Entscheidungs- bzw. Handlungsorgane die jährliche Mitgliederversammlung und ein gewählter Vorstand sind, bis heute als Motor und Ideengeber.
Die hier gebotene geschichtliche Rückschau erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber bietet immerhin Einblicke in die Genese und Hilfsmittel zur Geschichte der Arbeitsgemeinschaft. Es schließen Überlegungen zu „Stand und Perspektiven archivischer Zusammenarbeit“ an. Dabei kommt zum Ausdruck, dass die bisher gepflogene Zusammenarbeit zukunftsfähig ist, insbesondere wenn sie in manchen Bereichen eine Zuspitzung erfährt.
Nachsatz: Die ersten zwanzig Jahre der ARGE Ordensarchive waren nicht unmaßgeblich von Vertreter:innen der Stifte, insbesondere benediktinischer Gemeinschaften, mitgeprägt. Acht von 22 Vorstandsmitgliedern in 20 Jahren weisen zumindest einen benediktinischen Bezug auf. Die benediktinische Anleihe im Titel des vorliegenden Beitrags erscheint dem Autor auch dadurch schon gerechtfertigt. Doch sind wiederholt alle Gemeinschaften eingeladen, sich einzubringen und eine gemeinsame archivische Zukunft mitzugestalten. Man darf gespannt sein, unter welchem Motto ein möglicher zukünftiger Jubiläumsvortrag im Jahr 2043 zu 40 Jahre ARGE Ordensarchive stehen wird.
Abb. 6: Der Vorstand bei der Jahrestagung 2023 in Wien, v.l.n.r.: Iris Fichtinger (ÖOK), Lukas Winder (Sacré Cœur Wien), Karin Mayer (ÖOK), Gerald Hirtner (Stift St. Peter/Salzburg), Sr. Clara Maria Neubauer CCIM (Vorau), Maximilian A. Trofaier (Schottenstift Wien), Miriam Trojer-Schmid (Stift Wilten), P. Peter van Meijl SDS (Wien), nicht im Bild: Irene Rabl (Stift Lilienfeld) © ÖOK
Gerald Hirtner studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Salzburg und in Brüssel. Seit 2007 ist er Archivar der Erzabtei St. Peter in Salzburg. Im Jahr 2012 wurde er an der Universität Salzburg mit einer Arbeit über die Totenroteln von St. Peter promoviert. Daneben publizierte Gerald Hirtner unter anderem zur Kulturgeschichte des Essens und des Reisens in der Frühen Neuzeit. Gerald Hirtner ist Mitglied der Benediktinischen Akademie Salzburg (vormals Bayerische Benediktinerakademie), Redaktionsmitglied zweier Fachzeitschriften im Ordensbereich und seit 2016 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs.
Kontakt: archiv@erzabtei.at
1 Der Autor dankt Helga Penz (Herzogenburg) und Irene Kubiska-Scharl (Wien) für die kritische Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Detailhinweise.
2 Vgl. Österreichische Benediktinerkongregation (Hg.), Deo et fratribus. Kolleg St. Benedikt 1926–1976 (Salzburg 1976).
3 Österreichische Ordenskonferenz (Hg.), Summa 2022 (Ordensnachrichten 62, Sonderreihe Dokumentation, Wien 2022) 22–23, online https://www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/summa [Alle in diesem Beitrag zitierten Links wurden zuletzt geprüft am 19.10.2023].
4 Archiv der Österreichischen Superiorenkonferenz (forthin ASK), 04.09.04, Karton 123, Mappe 1: Die Anwesenden kamen aus allen Bundesländern außer dem Burgenland, aber einschließlich Südtirols. Johann Wenisch war als Salzburger Vertreter am abschließenden Schreiben beteiligt.
5 Helga PENZ, Die verborgenen Archive – Österreichs Klöster und ihre Gedächtnisspeicher, in: Comma. Internationale Archivzeitschrift 2004 3/4, 215–225, hier 217.
6 ASK, 04.09.04, Karton 123, Mappe 1.
7 Ebd.
8 Klosterportal (Namensänderung 2023 in Ordens-Wiki), online https://www.ordensgemeinschaften.at/portal/ordensgemeinschaften/ordenswiki
9 ASK, 04.09.04, Karton 123, Mappe 1: „Es gibt Bestände, die man einem Laien nicht in die Hand gibt.“
10 Die an der Arbeitstagung von 1962 anwesenden Archivarinnen waren M. Henriette Peters (St. Pölten), Sr. Cajetana Steingruber (Amstetten) und Sr. Rita Schnapp (Wien). Zu Henriette Peters siehe die Ausführungen von Christian LACKNER, in: MiKO 8 (2023).
11 Johannes EBNER, Geschichte der ARGE der österreichischen Diözesanarchive, online https://www.kirchenarchive.at/arge/geschichte
12 Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Diözesanarchive, Aufgaben und Zielsetzungen, online https://www.kirchenarchive.at/arge/aufgaben-zielsetzungen
13 ASK, 06-09-02, Fasz. 2, Protokoll zur 2. Vorstandssitzung, 29./30. April 2005 in St. Peter.
14 Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive (AGOA), online https://www.katholische-archive.de/organisation/agoa Zur Geschichte der AGOA im Detail siehe Wolfgang SCHAFFER, 20 Jahre AGOA – Ein historischer Streifzug, in: Ordenskorrespondenz 58/4 (2017) 464–470, online https://www.orden.de/fileadmin/user_upload/Schatter_AGOA_17.pdf
15 Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare, Kirchliche Bestände in schweizerischen Archiven, online https://archive.kirchen.ch/e/projekt
16 Peter G. TROPPER, Zum kirchlichen Archivwesen in Österreich, in: Scrinium. Zeitschrift des Verbandes Österreichischer Archivare 54 (Wien 2000) 455–463, hier 457, nennt acht österreichische Stifte mit fachlich ausgebildeten Archivaren. Nach Helga PENZ, Die Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs, in: Scrinium 58 (2004) 130–138, waren mindestens neun Ordensarchivar:innen archivfachlich ausgebildet. Eine Aufzählung von Ordensarchivar:innen, die Absolventen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung waren, ist abgedruckt bei Patrick FISKA, Die österreichischen Stifte als Schrittmacher der österreichischen Geschichtsforschung, in: Ordensnachrichten 5/6 (2009) 78–91, hier 89 Anm. 42.
17 ASK, 06-09-02, Fasz. 5, Programm zum 5. Treffen des Arbeitskreises kirchlicher Archivare der Diözesen St. Pölten und Wien, 25.02.2000, Stift Herzogenburg.
18 ASK, 06-09-02, Fasz. 5, Programm zum 5. Treffen des Arbeitskreises kirchlicher Archivare der Diözesen St. Pölten und Wien, 23.01.2003, Stift Melk.
19 ASK, 06-09-02, Fasz. 5; Die Ergebnisse dazu bei PENZ, Die verborgenen Archive (wie Anm. 5) 222–224.
20 ASK, 06-09-02, Fasz. 7, Programm zur 2. österreichischen Ordensarchivtagung, 10.–11.05.2004, Salzburg. Der reine Tagungsbeitrag ohne Kost und Logis betrug damals 10 Euro.
21 Archiv der Erzabtei St. Peter in Salzburg (forthin ASP), Statuten der ARGE Ordensarchive i.d.F. 2016, § 4.
22 ASK, 06-09-02, Fasz. 2, Anlage 1 zum Protokoll der 1. Vorstandssitzung am 30.9./1.10.2004 in Stift Admont. Siehe dazu auch Helga Penz, Unsere Vergangenheit hat Zukunft. Die Ordensarchive vor neuen Herausforderungen, in: Ordensnachrichten 45/2 (2006) 3–11, hier 9–10.
23 Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive, Richtlinien zur Sicherung und Nutzung der Ordensarchive, in: Ordensnachrichten 45/2 (2006) 25–30.
24 Ordensgemeinschaften Österreich, Archiv- und Benützungsordnung, online https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/fachbereiche/archive
25 Siehe dazu die Ausführungen von Helga PENZ, in: MiKO 8 (2023).
26 Penz, Die verborgenen Archive (wie Anm. 5); siehe auch die einschlägigen Beiträge in Ordensnachrichten 45/2 (2006).
27 Verband Österreichischer Archivarinnen und Archivare, Fachgruppe der Archive der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften, online https://www.voea.at/index.php/fachgruppen/#fg1 Siehe dazu auch jüngst Magdalena EGGER–Johannes LEITNER–Lukas WINDER, 15 Jahre Fachgruppe für kirchliche Archive. Kontinuitäten und Umbrüche im Archivwesen. Studientag der VÖA-Fachgruppe der Archive der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften, in: Scrinium 76 (2022) 162–166.
28 Mitteilungen zu den Kulturgütern der Orden (MiKO), online https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/miko
29 ASK, 06.09.02, Fasz. 3.
30 ASP, Jahrestagung der ARGE Ordensarchive 2010.
31 Christine GIGLER, Diözesan- und Ordensarchive in Österreich. Aktuelle Herausforderungen bei der Zusammenarbeit, in: MiKO 6 (2021) 59–74.
32 Thomas Scharf-Wrede, Grußwort im Rahmen der Jahrestagung der AGOA 2023 in Siegburg.
33 Zu den Bemühungen um die Digitale Archivierung siehe GIGLER, Diözesan- und Ordensarchive (wie Anm. 31) 67–69. Zuletzt hat diese Arbeitsgruppe, an der mehrere Ordensarchivar:innen sowie die Referentin für Archive der Österreichischen Ordenskonferenz mitwirken, dem Vernehmen nach wieder Fahrt aufgenommen und hält jährlich mehrere online-Treffen ab, u. a. um Erfahrungswerte von Software-Anwendern einzuholen und sich darüber auszutauschen.