Kulturgut und Sicherheit
Vortrag gehalten am Kulturtag im Rahmen der Ordenstagungen am 29. November 2023 in Wien.
Abb. 1: Team des SiLK – SicherheitsLeitfadens Kulturgut, Dipl.-Ing. Almut Siegel (links) und Dr. Alke Dohrmann (rechts) © BBK / K. Ries
Ich freue mich, Ihnen das Thema Kulturgutschutz näherbringen zu dürfen, indem ich unser Projekt SiLK – SicherheitsLeitfaden Kulturgut vorstelle und zeige, wie er zu verwenden ist, um damit Sammlungen noch besser schützen und bewahren zu können.
Wenn ich von wir spreche, meine ich unser SiLK-Team,[1] denn ich teile mir diese Aufgabe mit meiner Kollegin Alke Dohrmann (Abb. 1). Wir arbeiten seit 2006 zusammen, haben SiLK erfunden, konzipiert, aufgebaut und leiten das Projekt gemeinsam.
SiLK ist vor dem Hintergrund von zwei sehr großen katastrophalen Ereignissen entstanden. Zum einen das Elbehochwasser im Jahr 2002 und zum anderen der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar im Jahr 2004. Diese Ereignisse, die sicherlich allen aus den Medien bekannt sind, waren Schlüsselerlebnisse. In beiden Fällen waren Kulturinstitutionen betroffen, die zur sogenannten Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen, kurz KNK, gehören.[2] Die KNK ist ein Zusammenschluss von ostdeutschen „Leuchtturm-Institutionen“, die eine spezielle Förderung erhalten. Die KNK hat sich nach diesen Ereignissen verstärkt dem Thema Kulturgutschutz gewidmet und erste Schritte für das Projekt eingeleitet, das später den Namen SiLK bekam.
Abb. 2: SiLK-Sicherheitsmatrix © SiLK
KNK-Umfrage und Sicherheitstagung mit Tagungsband
Gleich zu Beginn wurden ein Workshop und eine Umfrage unter den Einrichtungen der KNK durchgeführt und 2006 eine große Tagung in Leipzig veranstaltet. Dort hat sich gezeigt, dass das Thema bereits sehr präsent ist, aber noch nicht bewältigt wird, und ebenso, dass es insgesamt einen ganz großen Bedarf an Material, an Information und an Austausch gibt. Deswegen haben wir gemeinsam mit dem Tagungsband einen ersten gedruckten Handlungsleitfaden herausgebracht.[3]Aus diesem Handlungsleitfaden wurde ab dem Jahr 2008 SiLK entwickelt, das SiLK-Tool, ein interaktives Instrument, mit dem dieses Thema vielschichtig und komplex zugänglich gemacht wird. Gefördert wurde das Projekt fast zehn Jahre lang über die KNK aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Seit 2015 ist die Finanzierung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Deutschland übernommen worden, eine große deutsche Bundesbehörde, die dem Bundesinnenministerium nachgeordnet ist. Seit April 2023 wird das SiLK-Projekt über eine Projektförderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert (Abb. 2).
Sicherheitsmatrix
Wir haben die Projektarbeit damit begonnen, eine Sicherheitsmatrix[4] aufzustellen, die wir bis heute für unsere Arbeit verwenden. Als Grundlage wurde hierfür zunächst versucht, alle Risiken, die auf Kulturgüter und Sammlungen in Bibliotheken, Archiven und Museen einwirken, zu finden und systematisch darzustellen. Dafür wurde zunächst die Frage gestellt: „Sicherheit für wen oder was?“, um was geht es also, nämlich um Menschen, Objekte und bauliche Anlagen. Danach folgte die weitere Untergliederung.
Wir haben dann als zweites, und das ist der Kern des Ganzen, gefragt: „Schutz vor wem oder was?“ Was sind die Themen, die Risiken, die eine Rolle spielen? Das sind zum Beispiel Abnutzung, Nutzungsschäden, Verschleiß, unsachgemäße Behandlung, Leihverkehr oder auch Entwendung, Zerstörung, Beschädigung, darunter fällt auch Vandalismus und Diebstahl. Zu den Risiken zählen ebenso Naturkatastrophen, Gewalttaten oder Brand. So haben wir alle relevanten Risiken sortiert und strukturiert. Dies ist Grundlage für SiLK geworden, für den SicherheitsLeitfaden Kulturgut.
Der dritte Bereich der Matrix beschäftigt sich mit dem Thema Maßnahmen, was zu tun ist, was Mittel und Wege sind. Am Anfang steht zunächst die Analyse, dann die Maßnahmen zur Prävention und beim Einsatz im Notfall. Hieraus ist das SiLK-Tool entstanden. Wir haben aus dieser sehr komplexen Matrix Themen kondensiert, auf denen der SicherheitsLeitfaden Kulturgut aufbaut.
Die Arbeit an SiLK begann 2007, ab 2008 haben wir die ersten Themen bearbeitet und bis 2012 dann alle Kapitel entwickelt und online gestellt. Aufgrund der konkreten Nachfrage folgten bald auch englische und arabische Übersetzungen. In den letzten zwei, drei Jahren haben wir eine umfassende Überarbeitung von SiLK vorgenommen. Dabei wurden alle Kapitel auf den neuesten inhaltlichen, technischen und wissenschaftlichen Stand gebracht und auch weitere Themen eingefügt. Zudem wurde ein neues Design mit besserer Nutzbarkeit entwickelt.
Abb. 3: Struktur des SiLK-Tools © SiLK
Was ist SiLK?
Das SiLK-Tool besteht aus 14 Themenkapiteln, die wir aus der SiLK-Sicherheitsmatrix kondensiert haben. Diese beinhalten jeweils einen Einführungstext, einen interaktiven Fragebogen und einen Wissenspool. Es gibt also eine Dreiteilung in jedem Kapitel. Und wir haben für jedes dieser Themenkapitel ein bis zwei Expert:innen gewinnen können, die als Fachautor:innen die Inhalte erstellt und diese gemeinsam mit uns formuliert haben.
Die Struktur des SiLK-Tools (Abb. 3) sieht Themengebiete vor, die stets mit einem allgemeinen Teil beginnen, der Grundlagen und übergreifende Informationen enthält. Bei den Kapiteln gibt es einerseits die großen Themen, wie Brand, Flut, Diebstahl und Vandalismus, die die meisten schon als Begriff im Kopf haben, aber es finden sich eben auch alle Themen der präventiven Konservierung, also schleichende Vorgänge und Schädigungen, die beispielsweise durch Licht, Klima, Schadstoffe, Schimmel etc. verursacht werden. Nicht zuletzt hatten wir auch von Anfang an ein Kapitel zu Gewalttaten bei SiLK, das zunächst etwas belächelt wurde, weil darunter unter anderem kriegerische Auseinandersetzungen, Unruhen, Krawalle, Terror und ähnliches zu finden sind. Damals glaubte man nicht, dass diese Ereignisse in Europa oder gar in Mitteleuropa, etwa in Deutschland, noch einmal relevant werden würden. Es wird aber inzwischen sehr nachgefragt. Wie schon erwähnt, gibt es für jedes dieser Themen eine Einleitung, einen Fragebogen und einen Wissenspool.
Abb. 4: Struktur der SiLKFragebögen © SiLK
Selbstevaluation mit SiLK
Der Kern des Ganzen ist der Fragebogen, in dem man sich durch eine Liste von Fragen klicken kann. Jede Frage hat mehrere Antworten, von denen eine angekreuzt werden muss. Am Ende erhält man eine Auswertung nach dem Ampelprinzip: Rot, Gelb oder Grün (Abb. 4).
Mit diesem Instrument ist jedoch nicht nur eine Evaluierung und Problemidentifizierung möglich, sondern bei Rot oder Gelb erscheinen direkt Maßnahmen, Empfehlungen, konkrete Handlungstipps oder Kompensationsmaßnahmen, mit denen man weiterarbeiten kann.
Bei Grün ist alles in Ordnung, es gibt nichts weiter zu tun für den Moment. Es wird jedoch grundsätzlich empfohlen, diese Analyse regelmäßig zu wiederholen und immer wieder auf die Themen einzugehen. Insgesamt kann man sagen, dass Sie für jedes der Themengebiete eine qualitative Risikoanalyse erhalten, mit einer Liste der einzelnen Gefahren, die relevant sind. Ein Maßnahmenkatalog aus Handlungsempfehlungen und Kompensationsmaßnahmen erläutert wie weiter zu verfahren ist.
Bei Fragen oder Themen, die sehr speziell sind oder fachliche Details erfordern, bieten wir Erläuterungen an, die man bei Bedarf anklicken und einsehen kann. Sie sind manchmal umfangreich, manchmal jedoch auch ganz knapp formuliert. So kann man sich in diesen Erläuterungen noch gezielt die erforderlichen Informationen herausholen, wenn man noch nicht so mit dem Thema vertraut ist, noch Fragen hat oder Begriffe vielleicht nicht versteht. Bei einigen Antworten erhalten Sie zusätzlich noch weitere Informationen, zum Beispiel Links zu relevanter Literatur, zu Webseiten oder andere praktische Tipps.
Während wir noch an SiLK gearbeitet haben, gab es weitere, teils schwerwiegende Ereignisse. 2009 ist das Historische Archiv der Stadt Köln eingestürzt und in kürzester Zeit im U-Bahn-Schacht versunken. Im Nebengebäude sind dabei tragischerweise Menschen zu Tode gekommen. Zudem sind fast alle Archivalien im Matsch versunken. Dies war für uns ein zusätzlicher Antrieb, denn solche Katastrophen sind nicht vorhersehbar, aber man muss darauf reagieren. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was passieren kann, und vor allem, dass es passieren kann. Aber wir haben auch aus diesen Ereignissen lernen können, denn wir sind mit den Kölner Kolleg:innen in engem Austausch. Es gab sehr interessante Erkenntnisse, zum Beispiel, dass verpackte Archivalien einen ganz wesentlichen Vorteil hatten gegenüber nicht verpackten und dass die Art der Verpackung eine große Rolle bei der Erhaltung und späteren Restaurierung spielt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Der SicherheitsLeitfaden Kulturgut, SiLK, ist ein umfassendes Informationsportal und ein digitales Tool zum Thema Sicherheit sowie zu allen Fragen in diesem Kontext. SiLK richtet sich an alle Sammlungseinrichtungen, unabhängig von Art und Größe, Struktur und Organisation. Uns ist besonders wichtig, dass SiLK auch kleinen und mittleren Häusern oder Institutionen nahegebracht wird, die Sammlungen haben und vielleicht kein professionell ausgebildetes Personal. Gerade solche Einrichtungen sind eine zentrale Zielgruppe für uns. SiLK versucht, kein Fachwissen oder keine spezifische Vorbildung vorauszusetzen, sondern will jede:n erreichen. Und die Rückmeldungen zeigen, dass dies ganz gut gelingt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass SiLK kostenfrei im Internet zugänglich ist. Wir hoffen, dass es auch so bleiben kann und eine dauerhafte Finanzierung möglich ist. Aus Sicherheitsgründen ist keine Registrierung nötig, somit können Nutzer:innen nicht identifiziert oder zurückverfolgt werden. Sensible Informationen wie beispielsweise Sicherheitsmängel können daher nicht auf die Einrichtungen oder die Sammlung zurückgeführt werden. Denn es wäre problematisch, wenn diese Informationen an Dritte gelangen könnten.
SiLK ist ein Instrument zur Selbstevaluation und basiert auf dem Grundprinzip der Prävention. Wir wollen vor allem das Bewusstsein verbessern und Hilfestellung, Fachwissen und Möglichkeiten anbieten, um Objekte grundsätzlich zu sichern, zu schützen und zu erhalten. Aber es beinhaltet natürlich auch die Notfallplanung und Reaktionsmaßnahmen bzw. die Vorbereitung auf eine Reaktion im Notfall. Es ist damit ein Instrument, ein Mittel zur Selbsthilfe.
Zwei Ereignisse, die durch die Weltpresse gingen, waren die Brände des Nationalmuseums in Rio de Janeiro 2018 und der Kathedrale Notre Dame in Paris 2019.
Abb. 5: Startseite SiLK-Tool © SiLK
Anwendung von SiLK
Nach dieser eher abstrakten Erläuterung stelle ich nun die Funktionsweise von SiLK praktisch vor, so wie Sie den SicherheitsLeitfaden im Internet vorfinden (Abb. 5). Wir haben SiLK gegenüber der ersten Variante nutzerfreundlicher gestaltet. Die 14 Themengebiete, vom Allgemeinen Sicherheitsmanagement bis zu Gewalttaten, haben jeweils ein eigenes Icon bekommen, das gut erkennbar und wieder auffindbar ist. Sie können auf die Icons klicken und navigieren direkt in das ausgewählte Kapitel oder auch über die Menüleiste im oberen Bereich.
Abb. 6: Fragebogen Diebstahl – Auswertung © SiLK
Der Fragebogen des SiLK-Tools
Die Fragebögen bestehen aus 13 bis 30 einzelnen Fragen mit jeweils mehreren Antwortmöglichkeiten, von denen je eine angekreuzt werden muss. Wenn Sie ans Ende des Fragebogens gelangt sind, dann gibt es einen Button zum Anklicken und Absenden. Sie müssen alle Fragen beantworten, sonst lässt sich der Fragebogen nicht auswerten. Am Schluss erhalten Sie eine Auswertung. Zu jeder Frage gibt es eine farbige Bewertung in Form der Ampel, hier zum Beispiel elektronischer Diebstahlschutz, also gibt es eine Außenhautüberwachung oder eine Einbruchmeldeanlage oder Ähnliches (Abb. 6). Sie erhalten, im Beispiel mit Rot bewertet, eine Handlungsempfehlung mit genauen Erläuterungen, mit weiteren Hinweisen und auch mit Tipps, was Sie beachten sollten oder wo Sie sich weiter informieren können.
Wenn Sie möchten, können Sie sich dann das Ergebnis des Fragebogens im PDF-Format ausdrucken oder speichern. So haben Sie für sich selbst das Dokument verfügbar.
Dieses Dokument dient zum einen als Information, aber auch um daran weiterzuarbeiten. Viele Nutzer:innen von SiLK verwenden es auch, um mit Unterstützung dieser Auswertung an Dritte heranzutreten, um etwa auf Missstände hinzuweisen, vielleicht Mittel verfügbar zu machen oder Kapazitäten umzuplanen.
Abb. 7: Fragebogen zu Allgemeines Sicherheitsmanagement © SiLK
Risikoanalyse
Im Fragenbogen „Allgemeines Sicherheitsmanagement“ möchte ich das Thema Risikoanalyse als Beispiel herausgreifen (Abb. 7). Die Risikoanalyse soll ermitteln, welche Risiken für die Sammlung besonders wichtig oder gefährlich sind, und man versucht herauszufinden, wie viel von der Sammlung betroffen sein könnte, also wie hoch die Schäden ausfallen würden. Zusätzlich gibt es bei dieser Frage einen Link zu einem Formular, mit dem man eine Risikoanalyse selbst durchführen kann. Dieses Material stellen wir von SiLK als Angebot zum Download zur Verfügung.
Abb. 8: Beispiel Risikoanalyse – Kurzversion © SiLK
Die Risikoanalyse gibt es in einer kurzen Version (Abb. 8), in der die 13 Themenkapitel seitlich aufgeführt sind. Sie können sich am besten mit Kolleg:innen gemeinsam oder in einem Kreis von erfahrenen, betroffenen Personen aus dem Umfeld der Sammlung zusammensetzen und die bisherigen Erfahrungen in einem Brainstorming auswerten: Was sind die relevanten Themen? Was ist schon passiert? Was könnte sein? Wo gibt es Schwachstellen? Sie können im Gespräch dann Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß ermitteln und daraus eine Risikobewertung machen (Abb. 9).
Wenn Sie die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadensausmaß ermittelt haben, kann daraus eine Matrix erstellt werden, wie hoch welches Risiko ist. Sie reicht von sehr unwahrscheinlich und geringes Schadensausmaß bis zu einem sehr hohen Risiko, das existenzgefährdend ist.
Abb. 9: Beispiel Risikoanalyse – Bewertung © SiLK
Wissenspool
Der Wissenspool besteht ebenfalls für jedes Thema. Er soll eine Art digitale Bibliothek darstellen, die ständig wächst.
Das Material, das wir im Internet anbieten, sind zum einen Unterlagen, wie beispielsweise die Risikoanalyse, die ich Ihnen gezeigt habe. Es sind zum anderen Links auf relevante Webseiten oder Initiativen, zu Institutionen und Fachgruppen. Es gibt aber auch jede Menge Fachliteratur oder Normen und Gesetze und Ähnliches (Abb. 10). Die Dokumente sind nach ihrer Art sortiert, beispielsweise Normen, Gesetze, Richtlinien oder Fachliteratur. Darin kann man stöbern und sich auch zu Spezialthemen weiter informieren oder sich das erforderliche Hintergrundwissen ganz spezifisch raussuchen.
Abb. 10: Wissenspool Klima © SiLK
SiLK international
Seit 2017 gibt es SiLK auf Englisch.[5] Empfehlen Sie das auch gerne an Kolleg:innen im Ausland weiter oder an jene, die kein Deutsch sprechen.
2020 ist SiLK ins Arabische übersetzt worden. Die arabische Übersetzung wurde vom Deutschen Archäologischen Institut finanziert, um es im arabischsprachigen Raum verfügbar zu machen, weil dort ein besonders großer Bedarf besteht. Diese Seiten sind von rechts nach links strukturiert, der Wissenspool ist auf der linken Seite und die Einführungstexte rechts, entsprechend der Schrift.
Nutzung von SiLK
SiLK wird stark nachgefragt: Im Jahr 2021 waren es mehr als 6.500 Nutzer:innen, die Tendenz ist steigend und weltweit zunehmend. An der Statistik kann man teils erkennen, wo schwerwiegende Naturkatastrophen stattfinden, wo es Kriege oder Bedrohungen gibt, da sich dort die Nutzung oft sprunghaft ausweitet. Generell sind jene Themen, die am meisten angeklickt und nachgefragt werden, das Allgemeine Sicherheitsmanagement, gefolgt von Brand. Danach folgen Themen wie Licht oder Klima.
SiLK wird in Museen, Bibliotheken und Archiven verwendet. Das war auch unser Ziel, dafür haben wir es konzipiert und erarbeitet. Zunehmend kommt es aber auch in ganz anderen Institutionen zum Einsatz, was uns durch Rückmeldungen immer wieder berichtet wird. Beispielsweise machen Versicherungen oder Planungs- und Architekturbüros Analysen damit. Der Neubau des Kölner Stadtarchivs zum Beispiel, der 2021 nach dem Einsturz von 2009 eröffnet werden konnte, wurde mithilfe von SiLK geplant. SiLK wird auch viel zur Aus- und Weiterbildung verwendet, etwa an Hochschulen, in der Lehre und zur Ausbildung von Museumsvolontär:innen.
Ich möchte Sie also anregen, SiLK auszuprobieren und zu nutzen. Auch wenn es erstmal komplex aussieht und umfangreich ist, kann es auch in ganz kleinen „Häppchen“ Anwendung finden. Zudem ist SiLK schwellen- bzw. barrierefrei und daher für jede:n Nutzer:in verständlich.
Weitere Aktivitäten im SiLK-Projekt
Ich möchte Ihnen nun kurz erklären, was wir im SiLK-Projekt außerdem noch tun. Das SiLK-Tool ist zwar Kern unserer Arbeit, aber wir machen inzwischen auch eine ganze Menge weiterer Dinge und haben nach und nach viele zusätzliche Aufgaben übernommen. Das hat auch damit zu tun, dass in Deutschland Kultur auf Bundesebene in der Politik im Grunde nicht existiert. Grund dafür ist unsere Verfassung und das föderale Prinzip, somit werden die Aufgaben im Kulturgutschutz auf Bundesebene nicht systematisch wahrgenommen. Daher haben wir viele Aufgaben übernommen, z. B. Mitarbeit in Projekt- und Arbeitsgruppen, aber auch fachliche Grundlagenarbeit auf Bundesebene sowie Beratungs- und Gremienarbeit. Dadurch ist das Projekt zu einer Art Wissensbasis geworden.
Was wir alles tun, können Sie auf unserer zweiten Website, https://silk-project.de, die auch mit dem SiLK-Tool verlinkt ist, sehen. Dort ist alles systematisch dargestellt.
SiLK-Tagungen KULTUR!GUT!SCHÜTZEN!
Besonders erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang unsere Tagungsreihe KULTUR!GUT!SCHÜTZEN! Seit der ersten Tagung 2006 veranstalten wir alle drei Jahre eine große internationale Fachtagung. Auch 2024 planen wir dies erneut und möchten Sie natürlich herzlich einladen teilzunehmen (Abb. 11).[6]
Abb. 11: SiLK-Tagung KULTUR!GUT!SCHÜTZEN! © BBK / K. Ries
Publikationen und Newsletter
Außerdem publizieren wir sehr viel, zum Beispiel unsere Tagungsbände, in denen wir die Tagungsbeiträge veröffentlichen. Ergänzend dazu gibt es einen SiLK-Newsletter, der einmal im Quartal über Aktuelles informiert, darunter Schadensfälle oder Meldungen, aber auch Veranstaltungen, Publikationen, also alles Wissenswerte rund um den Kulturgutschutz. Sie können den Newsletter ganz einfach auf unserer Website abonnieren.
SiLK gibt es inzwischen auch als Buch (Abb. 12). Es handelt sich dabei um eine Veröffentlichung der Einführungstexte aller Kapitel von SiLK. Diese Publikation hat sich als praktisches und systematisches Handbuch erwiesen und kann kostenfrei bestellt werden.[7] Es ist eine sehr gute Grundlage, um sich mit den Themen zu beschäftigen.
Wir geben auch weitere Informationen, Materialien und Publikationen heraus, teilweise selbsttätig, teilweise auf Nachfrage, zum Beispiel im Auftrag der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM) im Jahr 2022 eine Handreichung zum Thema Energie als aktuelle Handlungsempfehlung. Sie ist zum Download auf unserer Website sowie auf der Website der Staatsministerin zu finden. Das Dokument enthält Empfehlungen zur Energieeinsparung, zum Beispiel betreffend Ausstellungsklima: Wie kann ich hier etwas verändern? Was kann ich tun, um den Energieverbrauch zu senken? Was ist möglich? Wie gehe ich mit diesem Thema um? Zum anderen gibt es Empfehlungen zur Notfallplanung, speziell für das Thema Energie, z. B. Ausfall von Gas oder Strom.
Abb. 12: Print-Publikation „sicherheitsleitfaden kulturgut“ © SiLK
Weitere Themen sind Bergung und Priorisierung: Wie gehe ich damit um, was kann ich tun, wie bereite ich mich speziell auf diesen Krisenfall vor? Auch dieses Dokument kann ich Ihnen als Lektüre empfehlen.
Wir erstellen zudem auch einzelne Berichte und zusätzliche Auftragsarbeiten, zum Beispiel für das Staatsarchiv Hamburg.
Vermittlung, Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit
Außerdem machen wir Workshops, verschiedene Veranstaltungen und Vorträge. Wir sind in vielen Orten unterwegs und versuchen das Thema in verschiedensten Kreisen zu vermitteln und insbesondere dafür zu sensibilisieren.
Ebenso sind wir aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit. In den ersten Jahren vor allem in Form von Fachartikeln, die angefragt wurden. In den letzten Jahren ist das Thema glücklicherweise auch in der breiteren Öffentlichkeit relevanter und bekannter geworden, hat aufgrund der erwähnten Schadensereignisse Interesse geweckt. Daher gibt es gelegentlich auch Artikel und Interviews in den großen Medien, etwa ZEIT oder Spiegel, bei den Fernsehsendern MDR oder WDR. Das Interesse hat spürbar zugenommen.
Forschungsprojekte, Gremien- und Normungsarbeit
Weiterhin engagieren wir uns auch in der Gremienarbeit und sind beratend im politischen Rahmen und in Ausschüssen zu Grundsatzthemen unterwegs. Zum Beispiel sind wir langjährig im Deutschen Spiegelausschuss zu CEN/TC 346 „Erhaltung des kulturellen Erbes“ engagiert. Seit einigen Monaten arbeiten wir zudem in der Projektgruppe Museen des GDV, des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, an der VdS-Sicherungsrichtlinie für Museen und Ausstellungshäuser mit. Diese gibt es schon sehr lange und sie ist zumindest in Deutschland eine wichtige Grundlage für die Planung und Gestaltung von Sicherungsmaßnahmen. Gerade wird die Richtlinie aktualisiert und soll im nächsten Jahr veröffentlicht werden, wobei wir versuchen, den Kulturgutschutz und die Museumssichtweise einzubringen.
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass es von SiLK auch einen Praxisleitfaden zum Thema Covid-19 gibt, als Hilfestellung für den Umgang mit einer Epidemie oder Pandemie. Alle erwähnten Unterlagen und Materialien finden Sie auf der SiLK-Tool-Website im Wissenspool.
Wir beteiligen uns auch an Forschungsprojekten, beispielsweise KERES – Kulturerbe in Deutschland vor Extremklimaereignissen schützen, ein großes deutsches Projekt des Fraunhofer-Instituts, das wir über die letzten Jahre begleitet haben.[8]
Netzwerk und Zusammenarbeit
All das Genannte machen wir nicht allein, wir sind nur zu zweit und machen das nur nebenbei, denn wir haben beide noch andere Berufe. Insofern ist es ein kleines Projekt mit wenigen Stunden. Wir sind aber großflächig vernetzt, auch international mit Fachkolleg:innen, Wissensträger:innen, Institutionen und Fachgruppen. Wir arbeiten mit Behörden zusammen, aber auch mit Arbeitsgruppen, mit Interessenverbänden, mit Fachgruppen in Forschung, Restaurierung, Konservierung und mit zahlreichen Museen, Institutionen und Verbänden. Zum Beispiel mit dem Direktor des Nationalmuseums von Rio de Janeiro, mit dem wir nach der Brandkatastrophe eine Podiumsdiskussion mit dem Auswärtigen Amt im Naturkundemuseum in Berlin veranstaltet haben (Abb. 13). Oder auch mit zwei bedeutenden Protagonisten im Kulturgutschutz, Robert Waller (Protect Heritage Corp.) aus Kanada, der mit uns Workshops gestaltet hat, und Günter Hilbert (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), leider inzwischen verstorben. Er hat das Grundlagenwerk zum Thema Museumssicherheit geschrieben, in dessen Nachfolge wir uns auch immer wieder sehen möchten.
Abb. 13: Rio, Notre-Dame – what‘s next? Kulturgüterschutz als globale Aufgabe, Podiumsdiskussion am 22. Mai 2019 im NKM © Gabriele Rennert
Koordination der Notfallverbünde Kulturgutschutz in Deutschland
Abschließend möchte ich noch auf das Thema Notfallverbünde eingehen: SiLK hat 2020 die Koordination der Notfallverbünde Kulturgutschutz in Deutschland übernommen. Wir wurden als Projektteam vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) damit beauftragt. Dieses Thema ist äußerst relevant, weil es wirklich beispielhaft im deutschsprachigen Raum ist und eine wichtige Errungenschaft ist. In Österreich gibt es den Notfallverbund der österreichischen Museen und Bibliotheken, außerdem gibt es Notfallverbünde in der Schweiz, in anderen Ländern aber meines Wissens nicht.
Abb. 14: Website der Notfallverbünde Kulturgutschutz in Deutschland
Zu Notfallverbünden schließen sich Institutionen zusammen und bündeln ihre Kräfte (Abb. 14). Damit leisten Sie etwas ganz Bedeutendes, weil Sie „Löcher stopfen“, die durch Mängel bei Strukturen oder finanziellen Mittel entstanden sind oder durch fehlendes Wissen. Es ist eine sehr effektive Gruppe. Die Notfallverbünde sind in Deutschland inzwischen sehr verbreitet, es gibt ca. 60 bis 70 und gefühlt täglich kommen neue hinzu. Es gibt ein großes Interesse, besonders nach den schlimmen Erfahrungen der letzten Jahre, etwa im Ahrtal 2021, wo ganze Dörfer aufgrund von heftigen Regenfällen weggeschwemmt wurden und auch Kulturgut in größerer Menge betroffen war. Deswegen versuchen wir durch diese übergeordnete Arbeit, die Notfallverbünde zu stärken und zu unterstützen. Wir möchten sie vernetzen und den Austausch fördern. Dazu gibt es die Website https://notfallverbund.de.
Wir organisieren zusammen mit dem BBK zudem jährliche Arbeitstreffen, eine Fachtagung, die jedes Jahr in Kooperation mit einem Notfallverbund in einer anderen Stadt stattfindet.[9] Und wir koordinieren diese Gruppe und versuchen, die Kommunikation innerhalb dieses Netzwerks der Notfallverbünde zu fördern und zu bestärken. Wir sind gleichzeitig die Interessenvertretung nach außen und machen Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, dieses Thema weiterzubringen. Es kamen sukzessive noch weitere Projekte hinzu, beispielsweise zum Thema Krieg in der Ukraine.
Die genannten Themen sind einige Beispiele, wie sie auf der Webseite der Notfallverbünde zu finden sind. Es ist für die Nutzung egal, ob Sie einem Notfallverbund angehören oder nicht, wobei ich inzwischen weiß, dass die Österreichische Ordenskonferenz dem Notfallverbund beigetreten ist.[10] Sie finden auf unserer Website sehr viele Dinge, die gut verwendbar sind für Notfallverbünde, für Mitgliedseinrichtungen, aber auch für jede Art von Kulturinstitutionen und Sammlungen.
Notfallplanung
Für Häuser, die Kulturgut beherbergen, sind auf der Website Materialien verfügbar, z. B. Unterlagen für die Erstellung eines Notfallplans.
Ganz konkret haben wir auf der Website der Notfallverbünde unter dem Punkt Materialien ein Unterthema Notfallpläne, wo Sie beispielsweise Musternotfallpläne finden, die Sie zur Verwendung herunterladen können. Die Notfallverbünde Münster und Weimar waren die ersten, die dies angeboten haben. Als dritter Musternotfallplan ist auch jener der Ordenskonferenz abrufbar, weil wir ihn sehr systematisch und umfangreich finden und daher gerne weitervermitteln oder darauf hinweisen.
Es gibt allgemeine Informationen zur Notfallplanung, die für jegliche Art von Sammlung oder Kulturgut bewahrende Stelle wichtig und hilfreich sein können. Das zur Verfügung gestellte Material kommt vorwiegend aus Deutschland. Das spielt aber keine Rolle, weil die Themen, wenn es nicht gerade um gesetzliche Grundlagen geht, überall vergleichbar sind.
Der Pocket Guide Notfall vom Notfallverbund Stuttgart beispielsweise, entwickelt im Rahmen eines Projekts, ist eine gelungene, verständliche und kompakte Übersicht. Es gibt ihn real als kleinen, zusammenfaltbaren, wirklich in die Tasche steckbaren Brief, der dann aufgefaltet auf beiden Seiten bedruckt ist. Auf der Vorderseite mit Maßnahmen, was in einem Notfall zu tun ist: Was mache ich? Wie mache ich es? Welche Reihenfolge? Wie transportiere ich? Wie stabilisiere ich? … und so weiter. Auf der Rückseite gibt es dann für alle Arten von Kulturgut und Materialien, von Buch und Akten bis hin zu Metall, Knochen, Elfenbein, Skulpturen, Stein, Textil, Leder, Glas, Keramik jeweils konkrete und kurze Anleitungen, wie damit umzugehen ist. Somit ist dies eine praktische Unterlage, die man sich bereitlegen oder in die Notfallbox packen oder für die Vorbereitung oder als Information vorab verwenden kann.
All diese Materialien auf unserer Webseite sind zwar von einzelnen Fachgruppen oder Notfallverbünden entwickelt, aber sie sind zum Weiterverteilen gedacht. Sie dürfen dies nicht nur nutzen, sondern sollen sie explizit für Ihre vielfältigen, eigenen Zwecke verwenden.
Es gibt zusätzlich spezielle Aspekte der Notfallplanung mit Themen zu den unterschiedlichsten Spezialgebieten, wie zum Beispiel den Leitfaden zum Thema Archiv- und Bibliotheksgut.
Wir haben vor einigen Jahren selbst ein grundlegendes Konzept zur Bergung entwickelt, das wir in unserem Tagungsband 2018 veröffentlicht haben.[11] Sie finden ihn auch bei uns auf der Website.
Bergung und Priorisierung
Weil das Thema Bergung sehr wichtig ist, möchte ich hierzu noch einen kleinen Exkurs machen. Ein Teil Ihres Notfallplans sollte Ihre Überlegungen dazu beinhalten, wie Sie Objekte bergen können, welche Sie bergen können und wollen oder ob es Schutzmöglichkeiten vor Ort gibt. Dazu sollte man sich überlegen, in welchen Fällen eine Bergung angebracht ist, wann sie möglich ist, welche Szenarien es dazu geben könnte, und wie und in welcher Reihenfolge dies dann durchzuführen ist.
Idealerweise sollten Sie ergänzend auch eine Priorisierung vornehmen, damit Sie schnell entscheiden können, was das Wichtigste ist und in welcher Reihenfolge Sie bei einer Bergung vorgehen. Zu all diesen Themen, beispielsweise auch zu den Fragen, wie man transportiert, wo sich Auslagerungsorte befinden, was nach der Bergung zu tun ist usw., finden Sie auf unseren Websites informatives Material und Wissenswertes.
Praktische Materialien für den Notfall
Ich möchte noch auf ein weiteres Kapitel auf unserer notfallverbund.de-Website hinweisen: Unter Materialien gibt es das Kapitel „Im Notfall“, wo Sie spezifische Unterlagen zum Download finden, z. B. Anleitungen, wie etwas verpackt und gelagert werden kann, wie man etwas transportiert oder wie Sammlungen im Notfall schnell gesichert werden können.
Als Beispiel: Der Notfallverbund Münster bietet hier eine komplette Materialsammlung, angefangen von einem Handbuch über Roll-ups, die man sich selbst ausdrucken kann, bis hin zu einem kompletten Leitsystem mit Informationen und sämtlichen Unterlagen.
Bei den Materialien finden Sie auch Beispiele für Laufkarten, was ebenfalls zum Thema Bergung gehört. Für Objekte, die besonders wichtig oder wertvoll und daher prioritär zu behandeln sind, die im Fall einer Schadenslage aus der Gefahrenzone gebracht werden sollen, ist eine Laufkarte notwendig. Damit können zum Beispiel Dritte als Helfer, üblicherweise die Feuerwehr im Fall eines Brandes, diese Objekte finden und abtransportieren. Hier gibt es alle wichtigen Informationen vermerkt und verschiedene Beispiele sowie Hinweise und Anleitungen dazu, wie man solche Laufkarten erstellen kann. Sie beinhalten genaue Angaben zur Lage und zum Weg dorthin, zum Finden der Objekte und den Markierungen.
Es gibt noch weitere Materialien praktischer Art, die man sich runterladen, für Übungen verwenden oder für den Notfall bereitlegen kann. Etwa ein Beispiel für ein Formular zur Bergung von Sammlungsgut und zur Dokumentation im Ernstfall.
Notfallmaterialien und Notfallboxen
Es gibt auch Informationen zum Thema Notfallboxen oder Notfallcontainer, diese beinhalten Materialien für den Schutz der Objekte, falls es zu einem Schaden kommen sollte.
Dies kann eine Situation wie beim Einsturz des Stadtarchives in Köln sein, sodass Sie große Mengen Sammlungsgut plötzlich bergen und verschmutzt und durchnässt retten, erstversorgen, abtransportieren, lagern und infolge restaurieren müssen. Aber Notfallmaterialien und -boxen sind auch hilfreich bei ganz kleinen Ereignissen, die deutlich häufiger stattfinden, beispielsweise Havarien von elektrischen Anlagen oder von wasserführenden Leitungen, sodass vielleicht einzelne Objekte oder kleinere Bereiche betroffen sind.
Dann sollten Sie zumindest eine Materialkiste vor Ort haben, um schnell reagieren zu können, die hilfreich ist, um die in der Nähe befindlichen Objekte zu schützen oder auch um dafür zu sorgen, dass sich solch kleinere Unglücke nicht ausbreiten.
Sie finden auf unserer Website dazu Informationen und Material: Was sollte in einer Notfallbox enthalten sein? Wie sieht sie aus? Welche Dinge sollte ich bedenken? Was brauche ich? Es fängt an mit Werkzeugen und hört auf mit Schutzkleidung. Es gibt konkrete Listen und Übersichten bis hin zu weiteren Informationen und Links. Das auch als Lektüreempfehlung oder als Hinweis zum Nachlesen.
Abb. 15: Publikation „Vernetzte Notfallvorsorge für Kulturgüter“ – Eine Umfrage unter den Notfallverbünden Deutschlands
Umfrage der Notfallverbünde
Gerade wenn man sich grundlegender mit dem Thema Notfallverbund beschäftigt oder auch übergeordnete Fragen hat, kann ich die umfangreiche Umfrage zum Thema Notfallverbünde sehr empfehlen, die mit unserer Beteiligung von der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Halle, zusammen mit weiteren Partner:innen durchgeführt und jüngst veröffentlicht wurde (Abb. 15).[12] Insgesamt haben rund 60 Notfallverbünde daran teilgenommen. Es ist umfangreich ausgewertet und sehr übersichtlich dargestellt, wie die Notfallverbünde organisiert sind, welche Strukturen es gibt, welche Größe sie haben etc. In der Publikation erhält man sehr viele Anregungen für den eigenen Notfallverbund oder für die grundlegende Entwicklung oder für übergeordnete Fragestellungen. Dieses Papier ist über unsere Website zum Download bei der Leopoldina zu finden.[13]
Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine
Nun kommt der letzte Beitrag zum Themenbereich Notfallverbünde, über den ich sehr gerne berichte, denn es ist für mich ein Musterbeispiel dafür, was die Notfallverbünde leisten können und wie stark sie sind. Es handelt sich um eine Grassroot-Bewegung, also sie sind aus der Arbeitsebene entstanden, oft auch aus einer Notsituation heraus. Dadurch ist unglaublich viel Engagement und Fachwissen vorhanden, was sich in der praktischen Arbeit bündelt.
Dies konnten wir tatsächlich ganz effektiv einsetzen, als wir ab März 2022, nachdem der Krieg in der Ukraine begonnen hatte, ganz schnell ein Netzwerk von Sammelstellen deutschlandweit aufgebaut haben, das die Notfallverbünde vor Ort organisiert haben. Dort haben wir Materialien zum Schutz von Kulturgütern gesammelt, von Verpackungsmaterialien bis hin zu Feuerlöschern, um die Einrichtungen, die Kulturgut beherbergen, in der Ukraine zu unterstützen. Das haben wir mit verschiedenen Institutionen gemeinsam umgesetzt, mit Blue Shield Deutschland, dem Deutschen Archäologischen Institut und der Deutschen Gesellschaft für Kulturgutschutz. Das Technische Hilfswerk hat den Transport in die Ukraine übernommen, wo die Materialien verteilt wurden. Das ist für mich ein sehr schönes Beispiel, wie auch in ganz anderer Weise Fachwissen, Engagement und Energie sinnvoll, effektiv und zielführend eingesetzt werden können.
Almut Siegel, Studium der Architektur an der Hochschule der Künste in Berlin und in Paris, von 2001 bis 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Potsdam, von 2004 bis 2022 in der (Bau-)Denkmalpflege bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg tätig, seit 2006 Projektarbeit im Kulturgutschutz für die KNK, seit 2008 Projektleiterin des SiLK – SicherheitsLeitfadens Kulturgut, seit 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz.
Kontakt: siegel@silk-tool.de
[1] https://silk-project.de/ueber-uns/silk-team [Zugriff: 14.06.2024]
[2] https://konferenz-kultur.de/ [Zugriff: 14.06.2024]
[3] https://silk-project.de/wp-content/uploads/Tagung_Sicherheit_Katastrophenschutz.pdf [Zugriff: 14.06.2024]
[4] https://www.silk-tool.de/wp-content/uploads/2022/07/Sicherheitsmatrix_SiLK.pdf [Zugriff: 14.06.2024]
[5] Die englische Übersetzung des SiLK-Tools wurde durch die Finanzierung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ermöglicht.
[6] Die SiLK-Tagung wird im aktuellen Newsletter angekündigt: https://silk-project.de/wp-content/uploads/Newsletter_SiLK_56.pdf [Zugriff: 24.09.2024]
[7] Bestell-Link und Download: https://silk-project.de/neu-silk-printpublikation-ab-sofort-erhaeltlich [Zugriff: 14.06.2024]
[8] https://www.iosb.fraunhofer.de/de/projekte-produkte/keres.html [Zugriff: 14.06.2024]
[9] 2024 fand das Treffen am 20. und 21. Juni in Gera statt.
[10] https://www.ordensgemeinschaften.at/424/sterreichische-ordenskonferenz-ist-neues-mitglied-im-notfallverbund [Zugriff: 21.06.2024]
[11] Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Hg.), SicherheitsLeitfaden Kulturgut (Zittau 2021).
[12] Download: https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2023_Leopoldina_Diskussionspapier_Vernetzte_Notfallvorsorge_web.pdf [Zugriff: 25.07.2024]
[13] https://levana.leopoldina.org/receive/leopoldina_mods_00735 [Zugriff: 25.07.2024]