„Ein Schritt über die Schmerzgrenze hinaus“
Er war in seiner Jugend ein rastloser Globetrotter und bereiste die USA, Mexiko und Australien. Er war Bademeister, Kellner, Model, Pfleger … um plötzlich den radikalen Schritt zu setzen, in einen Orden einzutreten. „Über diese Radikalität staune ich selbst aus heutiger Sicht“, erinnert sich P. Markus Inama im Interview mit Orden on air. „Heute habe ich den Eindruck, in der damaligen Phase, so mit 21 Jahren, hat es einen klaren Einschnitt gebraucht. Zu dieser Zeit unternahm ich eine Amerikareise und begab mich auf eine spirituelle Suche.“ Die Zeit damals will er nicht missen: „Ich möchte keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, so nach dem Motto: Damals war alles schlecht und jetzt ist alles gut!“ Dass er als junger Mensch, auch auf der Bühne, Anerkennung gefunden und gespürt habe, sei für ihn sehr prägend gewesen.
Arbeit mit Obdachlosen; Einsatz für Gerechtigkeit
Das Schicksal führte Markus Inama zu Peter Lehner, einem Steyler Missionar, der ihm Arbeit in einem Obdachlosenprojekt vermittelte. Geplant waren ein paar Wochen, letztendlich wurden zwei Jahre daraus. In dieser Zeit wuchs in ihm auch die Erkenntnis, dass er zu einem Leben als Ordensmann berufen war: „Was mich an den Jesuiten fasziniert und angesprochen hatte, war diese Verbindung von Verkündigung des Glaubens und Einsatz für Gerechtigkeit.“
In Bulgarien war P. Markus Inama Mitbegründer des Sozialprojekts CONCORDIA. (c) Concordia
Sozialprojekt CONCORDIA
Dieser Einsatz für Gerechtigkeit führte ihn nach einigen Stationen in Österreich schließlich nach Bulgarien, wo er 2008 das Sozialprojekt CONCORDIA mitbegründete. „Das war in einem fremden Land mit einer fremden Sprache schon eine Herausforderung“, erinnert sich P. Inama. „Heute betreuen wir weltweit rund 10.000 Jugendliche; in Bulgarien sind das ungefähr 200 Jugendliche, die regelmäßig in unseren Einrichtungen leben.“
Ukraine-Krieg ist zusätzliche Herausforderung
Aktuell stellt der Ukraine-Krieg CONCORDIA in Bulgarien vor neue Herausforderungen: „Wir haben das sehr stark an der Grenze zur Republik Moldau gespürt, weil diese Region unmittelbar an die Ukraine grenzt. Unsere Kolleg:innen haben sehr schnell reagiert. Am 25. Februar 2022 sind sie bereits an die Grenze gegangen und haben Frauen und Kinder mit Essen und Trinken betreut“, so der Jesuit.
Superior in Wien
Derzeit ist P. Inama „hauptberuflich“ Superior in Wien. Der Abschied von der Arbeit vor Ort in Bulgarien sei schmerzlich gewesen, aber: „Vielleicht kann ich hier CONCORDIA noch mehr unterstützen. Meine Hauptaufgabe besteht derzeit hauptsächlich darin, Kontakte herzustellen, Menschen zu informieren und natürlich auch um Spenden zu bitten.“
Der Atemzug hinaus zur Nachfolge Christi
Zurück zum Buch: „Ich wollte möglichst ehrlich darüber erzählen, was mich bewegt hat, in den Jesuitenorden einzutreten“, sagt der Ordensmann im Gespräch. „Ich glaube, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gefragt sind, ganz allgemein in der Gesellschaft und auch in der Kirche.“ Der Buchtitel spiegle so etwas wie sein Lebensmotto wider: „Das ist ein Zitat von Marie Luise Kaschnitz: ‚Halte nicht ein bei der Schmerzgrenze, gehe einen Schritt weiter, einen Atemzug über dich hinaus‘. Wenn ich zurückblicke, dann bin ich immer wieder einen Schritt über mich, über das Bestehende, über das sichere Umfeld, über die Schmerzgrenze hinausgegangen. Das ist ein Bild, das auf mein Ordensleben und auf die Nachfolge Jesu passt“, zeigt sich P. Markus Inama überzeugt.
Das Spendenkonto der CONCORDIA Sozialprojekte ist hier zu finden.
Markus Inama |
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[rs]