„Wir sollen das Licht der Welt sein“
Seine Berufung wurde ihm schon in die Wiege gelegt: „Ich wurde in der Osternacht geboren“, erzählt Br. Cyprien Messié. „Und ich habe in dieser Nacht sehr viel Gnade empfangen.“ Für den „Tag des geweihten Lebens“ am 2. Februar findet Br. Cyprien Messié sehr persönliche Worte: „Diese Beziehung zwischen Dunkelheit und Licht gibt mir in meinem Leben viel Sinn, und ich glaube, das ist auch der Sinn eines geweihten Lebens: Wir sollen das Licht in der Welt sein.“ Diese Form des Lebens kann eine Botschaft für die Welt sein – „wenn wir das wirklich zu 300 Prozent leben!“
Viele Vorteile, aber auch Herausforderungen
Das Ordensleben bringe für ihn viele Vorteile, sei aber auch eine Challenge. „Die drei Gelübde von Keuschheit, Armut und Gehorsam - das ist natürlich eine große Herausforderung. Für die heutige Welt und heutige Zeit klingen diese Gelübde vielleicht ein bisschen komisch. Das kann ich gut verstehen.“ Für ihn bedeute das Ordensleben in erster Linie Freiheit, denn es sei sein größtes Glück, „für alle Menschen da zu sein“. Aber Freiheit koste auch Zeit und Energie. Daher gilt es, sich Gedanken zu machen: „Man sollte als Ordensmann, und vielleicht besonders als junger Ordensmann, wirklich nachdenken: Wo will ich meine Zeit und meine Energie investieren?“
Ein klares „Jein“ zum Ordensleben
Auf die Frage, ob ein geweihtes Leben in der heutigen Gesellschaft noch zeitgemäß sei, antworte Bruder Cyprien Messié mit „Jein!“. Er treffe viele Menschen, die ihn ansprechen und sagen, dass Ordensgemeinschaften für sie wichtig seien, denn: „Euer Leben zeigt uns etwas vom Reichtum Gottes“, erzählt der Ordensmann. „Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum wir Ordensmänner oder Ordensfrauen werden wollen!“ Gleichzeitig müsse man kritisch hinterfragen, ob alle Regeln eines Ordenslebens noch Sinn machen. „Vielleicht sollte unsere Art und Weise von Leitung ein bisschen geändert werden, vielleicht auch unsere Konsistenz“, zeigt sich Br. Cyprien Messié nachdenklich.
Er kenne viele junge Menschen, die sehr, sehr aktiv seien und sehr viel Zeit in verschiedenen Pfarren opfern, weil sie an Christus glauben. „Aber diese Form von Leben, also mit so vielen Regeln, ist schon schwierig für die heutige Zeit, und darüber sollen wir vielleicht ein bisschen nachdenken!“ Dennoch biete ein Ordensleben ein Dasein voller Erfüllung. Welchen Rat würde Br. Cyprien Messié einem jungen Menschen geben, der darüber nachdenkt, in einem Orden einzutreten? „Komm und sieh. Es gibt viele verschiedene Formen von Ordensleben. Einfach probieren.“
Orden als Impulsgeber für Kirche und Gesellschaft
Für Br. Cyprien haben Ordensgemeinschaften eine ganz besondere Aufgabe in der Kirche und dann in der ganzen Welt. „Das ist unser Ziel: Wir wollen frei von allem sein. Das gibt uns eine große Freiheit in unserer Sprache, um alles zu thematisieren“, sagt der Ordensmann. „Das heißt, wir können Themen in der Kirche bringen, die sonst nicht angesprochen würden. Das ist, glaube ich, wichtig. Und dann natürlich sollten wir auch das Gleiche machen in der ganzen Gesellschaft.“ Dabei könne man ruhig auch mit nicht-kirchlichen Institutionen zusammenarbeiten: „Ich habe von ‚Fridays for Future‘ sehr viel gelernt! Je mehr wir sind, desto besser.“
Papst Franziskus habe davon gesprochen, an die Ränder der Welt zu gehen. Br. Cyprien Messié: „Wenn wir diese ganze Freiheit in unserer Sprache haben, dann können wir wirklich der Gesellschaft helfen.“ Ein konkretes Beispiel: „Das Wirtschaftsmodell unser Welt macht viele Leute kaputt. Dabei sollte die Wirtschaft den Menschen helfen, gut zu leben.“ Ein anderes Beispiel: „Wir leben Respekt vor allen Menschen, egal welches Geschlecht, egal welche sexuelle Orientierung, egal welche Gedanken, Politik oder egal woher sie kommen.“ Der Ordensmann zeigt sich überzeugt: „Ich glaube, wie wir als Ordensmänner oder Ordensschwestern leben, kann ein Zeichen, ein Vorbild sein.“
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[rs/tb]