"Jesus ist der Trainer"
„Ich bin nicht zum Fußball gekommen. Der Fußball ist zu mir gekommen“, erinnert sich Sr. Elisabeth Siegl im Gespräch. Schon Vater und Großvater waren begeisterte Fußballfans; vorwiegend der SK Rapid hatte es ihnen angetan – was übrigens die Frage nach dem Lieblingsclub von Sr. Elisabeth erübrigt. "Meine Begeisterung für Fußball ist bereits in meiner Genetik verankert. Schon von frühester Kindheit war es mir wichtig, Fußball zu spielen. Sobald ein Ball in Reichweite lag, habe ich draufgehaut!“ Das unterscheidet sie übrigens von ihrer Zwillingsschwester, die die familiäre Fußballeuphorie nicht geerbt hat.
Keine Rote Karte bisher
Wie viele Rote Karten hat sie bisher auf dem Fußballplatz kassiert? „Zum Glück noch keine einzige. Ich habe in meinem Leben zweimal eine gelbe bekommen“, betont die Don Bosco-Schwester. Ob man als Ordensfrau fairer spielt? Wahrscheinlich, sagt sie. „Vielleicht denkt man prinzipiell etwas fairer über Menschen und hat nicht – wie es im Fußball manchmal passiert – diesen Gedanken: Wir müssen die anderen niederbügeln. Aber ich möchte auch nicht sagen, dass die anderen weniger Fair Play haben.“ Frau Elisabeth findet, dass es keinen Unterschied in der Spielweise von Männern und Frauen gibt. „Frauenfußball ist viel schneller geworden als früher, und leider auch härter.“ Einen Gegensatz zum Männerfußball gibt es allerdings. „Frauen spielen 90 Minuten, Männer hingegen nur 60 Minuten. Die restlichen 30 Minuten liegen sie auf dem Boden und spielen Theater“, fügt sie lachend hinzu.
Eine „supermoderne Nonne“
Der Weg in den Orden war nicht von Anfang an vorgegeben. Obwohl das Elternhaus der Kirche nahe stand, war es nicht streng religiös. „Kirche und Glaube waren mir immer wichtig, deswegen bin ich auch nach der Matura Religionslehrerin geworden. Aber Ordensfrau werden, das war kein Ziel von mir.“ Vier Jahre lang unterrichtet sie in Wien, gelegentlich auch in schwierigen Klassen. „Ich fragte mich, wie kann der Umgang mit Jugendlichen gut gelingen? In dieser Zeit habe ich Don Bosco kennengelernt, seine Lebensgeschichte und seine Verbindung zwischen Spiritualität und Pädagogik, und ich habe mir gedacht, er hat die perfekte Antwort. Ich finde seinen Umgang mit jungen Menschen heute noch genial." Als dann ein vorgesetzter Schuldirektor im Gespräch meinte, sie wäre eine „supermoderne Nonne“, ließ sie dieser Satz nicht mehr los. „Ich dachte über nichts anderes mehr nach. Nach kurzer Überlegung habe ich mich schließlich für die Don Bosco Schwestern entschieden.Ich habe gemerkt, Gott zwingt mich nicht, aber er lädt mich ein, diesen Schritt zu tun.“ Einen Schritt, den sie nie bereut hat; ihre Berufung lebt sie auch als Religionslehrerin und in der Schulpastoral der Don Bosco Schulen in Vöcklabruck.
Sr. Elisabeth Siegl wurde auch für die Video-Reihe "Monks und Nuns got Talent" porträtiert (siehe Link am Ende des Artikels).
Fußball spielen ist salesianisch
Wie bringt sie Fußball und Ordensleben unter einen Hut? „Die Mitschwestern haben grundsätzlich gewusst, dass ich ein sportlicher Mensch bin“, erzählt Sr. Elisabeth. „Trotzdem habe ich, wie ich in den Orden eingetreten bin, eine Zeit lang das Fußballspielen aufgegeben.“ Aber auch hier hatte der liebe Gott andere Pläne für sie: Der Leiter des SC Schwanenstadt-Ladys hatte von der Fußballbegeisterung der Ordensschwester gehört und bat sie um Unterstützung. Daraus wurde der VBSC Vöcklabruck, den Sr. Elisabeth mittlerweile als Trainerin betreut; zweimal in der Woche wird trainiert. „Natürlich haben Ordenstermine Vorrang. Aber Don Bosco hat mit seinen Schützlingen auch Fußball gespielt“, sagt sie. „Das ist also durchaus salesianisch.“
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