„Musik ist ein Geschenk Gottes“
P. Werner Hebeisen wurde 1952 im Innviertel in Oberösterreich geboren, trat 1983 in den Jesuitenorden ein und wurde 1988 zum Priester geweiht. Doch was war zuerst da, die Berufung zum Priester oder zum Musiker? „Zuerst war das Musikersein da“, erinnert sich P. Werner im Podcast-Gespräch. Mit neun Jahren liest er ein Buch, das die Geschichte eines Bärenjungen erzählt, der eine Geige geschenkt bekommt. Je größer der Bär wird, desto größer werden auch seine Instrumente: Er wechselt von der Geige zur Bratsche, dann zum Cello und zu guter Letzt zur Bassgeige. „Da habe ich mir gedacht, wenn der Bär das schafft, schaffe ich das auch. Also habe ich mit neun Jahren mit der Geige angefangen und dann später die anderen Instrumente gelernt.“
Über Umwege in den Jesuitenorden
Der Weg in eine Ordensgemeinschaft führte über einen kleinen „Umweg“ zu den Jesuiten. „Ich komme aus einer gläubigen Familie, zumindest die Mutter war sehr gläubig“, erzählt P. Werner. „Mit ungefähr 15 Jahren ist für mich der Glaube etwas Persönliches geworden.“ Einige Jahre lang arbeitet er bei Sozialprojekten von „Initatives for Chance“ in England, Brasilien und in der Schweiz mit, bevor er in das Priesterseminar in Linz eintrat. „Am Ende dieser Zeit merkte ich, es zieht mich in Richtung Orden“, sagt P. Werner. „Dann habe ich gelesen, was die Jesuiten in China oder in Südamerika gemacht haben. Das hat mir gefallen. Der Entschluss, in den Jesuitenorden einzutreten, ist immer mehr gewachsen, vielleicht ein wenig wie eine Liebesgeschichte. Und wie ich dann mich anmelden sollte zur Diakonweihe, habe ich mich statt beim Bischof beim Provinzial angemeldet.“
Die Schoßharfe ist eines der Lieblingsinstrumente von P. Werner. Sie ist nur 70 Zentimeter hoch, hat 22 Saiten und wird auf den Oberschenkeln balanciert. (c) ÖOK/rs
Leidenschaft für seltene Musikinstrumente
Wie kam es dann zu seiner Leidenschaft für seltene Instrumente? „Geige ist das Einzige, was ich wirklich lange gelernt habe“, betont der leidenschaftliche Musiker. „Mit 16 Jahren habe ich mir selbst Gitarre beigebracht, um Lieder allgemein singen und begleiten zu können.“ Mit 26 Jahren, schon im Priesterseminar, hat er die Möglichkeit, Hackbrett zu erlernen. „Dort habe ich dann einiges nachgeholt, was andere früher lernen, etwa Blockflöte, ein bisschen Ukulele, ein bisschen Trommeln und so weiter. Die anderen Instrumente sind dann Schritt für Schritt dazugekommen. Mich hat immer wieder ein neues Instrument fasziniert, und dich habe es als Herausforderung gesehen, ob ich es schaffe, dieses Instrument zu lernen.“ Mittlerweile ist seine Sammlung auf rund 40 Instrumente angewachsen.
Der Ordensmann als Musiker
Seine Instrumente spielt er nicht nur zu Hause im stillen Kämmerchen, sondern verbindet seine Musikleidenschaft auch mit seiner Arbeit als Priester und Ordensmann. „Oft spiele ich nach der Kommunion ein Stück auf der Schoßharfe. Manchmal begleite ich in der Messe auch die Lieder auf der Gitarre. Also ich bin nicht der reine Musiker, sondern bin vor allem auch ein Seelsorger.“ Einmal im Monat gibt P. Werner auch ein Konzert, wo hauptsächlich seine drei Lieblingsinstrumente, die Schoßharfe, die Gitarre und die Geige zum Einsatz kommen. Doch nicht nur in der Kirche ist der Ordensmann musikalisch aktiv. Eine Zeit lang spielte er zum Beispiel auch den Kontrabass in einer Soul-Band.
Die Kora besteht aus einem kuhfellbespannten Kalebassenkorpus und ist eine afrikanische Steckharfe aus Senegal aus einem Benediktiner-Kloster. (c) ÖOK/rs
Komponist (auch) für ungewöhnliche Musikinstrumente
Doch der umtriebige Jesuit interpretiert nicht nur Lieder anderer Komponisten, sondern veröffentlicht auch selbst viele Eigenkompositionen – gerne für eher ungewöhnliche Musikinstrumente. „Irgendwie verspürte ich Lust, für Instrumente mehrstimmige Sachen zu schreiben. Ich habe zum Beispiel für Streichquartette geschrieben. Dann habe ich mir gedacht, da könnte ich auch ein Quartett für Doppelrohrblattinstrumente erfinden, für zwei Oboen, Englischhorn und Fagott. Anschließend dachte ich mir, mach das doch auch Okarina oder für Querflöten. Es macht mir Spaß.“ Zahlreiche Notenhefte und CDs zeugen davon.
Die Citera stammt aus Ungarn. Auf Deutsch wird sie Primzither genannt. Einige der Saiten werden auf dem Griffbrett gegriffen, andere schwingen frei mit, sind also Bordunsaiten. (c) ÖOK/rs
„Es brennt der Hut“
Gerne vertont er geistliche Texte wie Gedichte von Teresa von Ávila oder von Edith Stein. Doch die Inhalte für seine Lieder findet er auch im täglichen Leben. „So hat etwa eine Bekannte von mir in einem Brief geschrieben: ‚Ja, die Welt tut ohnehin, was sie will.‘ Ich dachte mir, das ist aber ein witziger Satz. Und habe ein Lied geschrieben über die Bewegung der Erde im Weltall.“
Ein anderes Beispiel ist die Auseinandersetzung mit der Klimakatastrophe. „Wenn man ‚Laudato Si‘ wie in einem Schraubstück zusammenpresst auf einen Satz, was kommt dann raus? Es brennt der Hut! Und im Video auf YouTube haben wir auch wirklich einen Hut verbrannt.“
Der Dulcimer (auch Appalachian Dulcimer geannt), stammt aus den USA und wird dort in der Volksmusik in den Appalachen gespielt. Das hier abgebildete Exemplar hat vier Saiten, wobei zwei die Melodiesaiten sind. (c) ÖOK/rs
Gott in der Musik
Wo findet der Ordensmann Gott in der Musik? „Zum Beispiel heute in der Früh fällt mir eine Melodie für die Harfe ein. Und die schreibe ich dann auf. Ich interpretiere das als ein Geschenk von Gott, weil es mir geschenkt wird.“ Einen Gottesmoment erlebt er ebenfalls in seinen Konzerten, wenn „die Leute innerlich berührt werden. Ich vertraue, dass Gott da was macht. Deswegen lautet mein Ziel nicht, in erster Linie alles hundertprozentig richtigzumachen, sondern dass Gott wirken kann.“ Deshalb nimmt er auch gerne Einladungen an, mit seinen Musikinstrumenten und Liedern bei Veranstaltungen und Konzerten aufzutreten.
Zu guter Letzt präsentiert P. Werner Hebeisen kurz(weilig)e Hörproben und stellt den Dulcimer (USA), die Citera (Ungarn), die Kora (Senegal) und die Schoßharfe (Europa) vor.
P. Werner Hebeisen ist auch Komponist und veröffentlich Notenhefte und CDs. (c) ÖOK/rs
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.