„Gott auf Instagram einen Ort sichern“
Sr. Helena findet man unter „sr.helena_ose“ auf Instagram, Sr. Mirjam unter „sr_mirjam“. Gemeinsam erreichen die beiden mit ihren Instagram-Accounts über 4.000 Menschen. Wie es auf Instagram üblich ist, erhält man als Follower Einblicke in den Alltag der beiden: Fotos, Videos und Reels zeigen Sr. Helena und Sr. Mirjam bei ihren Tätigkeiten im Kloster oder beim Studium und bei der Arbeit, bei Feierlichkeiten, Ausflügen oder auch beim Beten. Hin und wieder legen sie auch einen gemeinsamen Insta-Auftritt hin. So zum Beispiel bei dem Reel, wo die zwei – beide im braunen Habit und mit schwarzem Schleier – scherzen, dass sie ja die gleiche Kleidung tragen (anschauen lohnt sich). Beeindruckende 15.300 Personen haben dieses Kurzvideo gesehen. „Das war auch mein erfolgreichstes Posting bisher“, erzählt Sr. Helena. Bei Sr. Mirjam war es das Video mit den Fotos von ihrer ersten Profess. Es wurde fast 22.000-mal angesehen.
Sr. Mirjam Maria Schwaiger und Sr. Helena Fürst geben auf Instagram Einblicke in ihre (Ordens-)Leben. © ÖOK/rm Download
Unter den Postings sind auch immer wieder Einblicke in ihr spirituelles Leben. „Das Gebet ist meine Kraftquelle“, sagt Sr. Mirjam und erinnert sich an das Zitat „Berufung ist es, Gott einen Ort zu sichern“. „Und so möchte ich auch Gott auf Instagram einen Ort sichern“, erzählt die 26-jährige Oberösterreicherin. Wichtig dabei sei ihr immer, dass es nicht aufdringlich ist, sondern stimmig, weil es zu ihrem Leben dazugehöre. „Ich will von meinem Leben erzählen, und da gehört Spiritualität einfach dazu.“
Ob auf Instagram oder bei öffentlichen Auftritten - Sr. Mirjam Schwaiger erzählt gerne von ihrem Leben als Ordensfrau. © privat Download
Echt und authentisch: Anders und doch normal
Sr. Mirjam hatte bereits vor ihrem Ordenseintritt einen Instagram-Account. „Ich bin also schon mit diesem Account in die Ordensgemeinschaft gekommen. Instagram gehört für mich als junge Frau einfach dazu“, erzählt sie. Auch in der Zeit, als die Ordensberufung in ihr gewachsen sei, „war Social Media immer irgendwo da“. Bei Sr. Helena war es ein bisschen anders. Sie habe sich erst nach dem Noviziat, also nach den ersten drei Jahren in der Ordensgemeinschaft, ganz bewusst für diesen Schritt in die digitale Welt entschieden. „Ich habe gemerkt, dass ganz viele komische Bilder über uns Ordensfrauen in den Köpfen der Menschen kursieren. Ich wollte einen Teil meines Ordensleben ganz bewusst zeigen und sagen: ‚Hey, wir leben natürlich ein bisschen anders und trotzdem recht normal‘.“
Die gebürtige Schweizerin ist überzeugt: „Für die Kirche und für die Orden ist es wichtig, dass sie auch auf Social-Media-Plattformen präsent und ansprechbar sind.“ Wichtig dabei sei aber „weniger Predigt, mehr Leben“. Sr. Mirjam stimmt zu: „Ich glaube, das Allerwichtigste sind Authentizität und Freude.“
Sr. Helena Fürst gibt auf Instagram Einblicke in ihr Leben - dazu gehört auch mal ein Schnappschuss von den Blütenknospen bei einem Spaziergang. © privat Download
Nahe und ansprechbar
„Mit uns auf Instagram in Kontakt zu kommen ist ein ganz niederschwelliges Angebot. Wir sind präsent und ansprechbar – auch für jüngere Menschen“, sagt Sr. Helena. „Bei mir kommt immer sehr rasch die Frage nach der Berufung und wie jemand überhaupt auf die Idee kommt, sowas zu machen“, erzählt Sr. Mirjam über die Q&A auf Instagram, wo Follower aktiv und auf einfachstem Weg eingeladen sind, Fragen zu stellen. Sr. Helena ergänzt: „Ich werde oft gefragt, wie man denn merkt, dass man ins Kloster gehört.“
Durch die gefühlte Nähe im Internet entstehen oft auch ganz persönliche und besondere Gespräche. Sr. Mirjam erzählt von einer Mutter, die sie auf Instagram angeschrieben hat, weil ihre Tochter ebenfalls den Gedanken hat, in einen Orden einzutreten. Die Mutter war überfordert und wusste nicht, wie sie ihre Tochter unterstützen kann. „Ich war so gerne für diese Mama da. Es war auch für mich ganz besonders mitzubekommen, was eine Mama in so einer Situation denkt“, erzählt Sr. Mirjam und erinnert sich, dass es ihrer Mama ja wahrscheinlich auch so gegangen ist. Sr. Helena bekomme oft auch Nachrichten mit der Bitte für eine bestimmte Person zu beten, was sie dann auch sehr gerne macht. Aber die Welt des World Wide Web ist auch eine sehr große, und die niedrige Hemmschwelle kann leider auch negative Reaktionen hervorbringen.
Eine gute Portion Gelassenheit
Es brauche eine gute Portion Gelassenheit, denn man mache sich natürlich auch angreifbar, sind die beiden überzeugt. In der eigenen Community haben sie zum Glück keine Erfahrungen mit Hasskommentaren. Anders war das jedoch, als ein anderer Account mit sehr hoher Reichweite ein Reel (Ausschnitt aus einem veröffentlichen TV-Beitrag; Anm.d.Red.) mit Sr. Mirjam gepostet hat. „Da war der Hass extrem groß.“ Sie habe mehrmals darum gebeten, dass das Reel gelöscht wird. Ihre Nachrichten wurden leider nie beantwortet, das Reel nach einigen Tagen zum Glück gelöscht. „Da erlebt man dann schon eine gewisse Ohnmacht. Da ist es mir nicht gut gegangen“, erinnert sich Sr. Mirjam.
Sr. Mirjam Schwaiger (Marienschwestern vom Karmel), Sr. Helena Fürst (Elisabethinen Linz-Wien) und Renate Magerl (Medienbüro) bei der Podcastaufnahme. © ÖOK/rm Download
Einer Sehnsucht Raum geben
Zum Abschluss des Gesprächs erzählen Sr. Mirjam und Sr. Helena über ihren ganz persönlichen Weg in ihre Ordensgemeinschaft. Die Berufungsgeschichten der beiden zeigen, dass es genauso viele Berufungsgeschichten gibt, wie es Ordensleute gibt. Während bei Sr. Mirjam der Weg zu den Marienschwestern schon in der Fachschule für Sozialberufe der Marienschwestern in Erla begonnen hat, hat sich Sr. Helena zehn Ordensgemeinschaften angesehen, bevor sie dann bei den Elisabethinen „Ja“ sagte.
Sr. Mirjam lernte das Leben der Schwestern und das Wirken der Ordensgemeinschaft bereits in der Schule kennen. In dieser Zeit spürte sie auch schon eine Sehnsucht, die immer stärker wurde. Die Schwestern haben sie in dieser Zeit des Suchens begleitet und waren für sie da. Diese Sehnsucht spürte auch Sr. Helena. Aber sie wusste zuerst nicht wohin, also hat sie zehn Ordensgemeinschaften in vier Ländern besucht. Diese Vielfalt und die unterschiedlichen Orden und ihre Spiritualitäten kennenzulernen, war für ihren Suchprozess sehr wichtig, sagt sie. Zu den Elisabethinen sei sie dann über tausend Umwege gekommen, es war auch die letzte Gemeinschaft, die sie besucht habe. „Bei den Elisabethinen habe ich gemerkt: ‚Da muss ich genauer hinschauen.‘“ Und sie ist geblieben. Die beiden sind überzeugt: „Jeder Weg ist der richtige – für die, die ihn gehen.“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.