„Österreich ist ein Missionsland“
Sr. Anneliese leitet den Bereich „Mission und Soziales“ der Österreichischen Ordenskonferenz und ist selbst Ordensfrau eines Missionsordens, nämlich der Missionsschwestern vom heiligsten Erlöser. Zum Thema Mission kommt ihr gleich ein Zitat von Fulbert Steffensky in den Sinn: „Mission heißt, zeigen, was man liebt.“ „Genau um das geht es“, sagt Sr. Anneliese, „was mich bewegt, möchte ich auch mit anderen teilen.“ Es gehe nicht darum, übergriffig zu sein oder jemanden mit aller Kraft überzeugen zu wollen. Dazu schließt sie eine Aussage der französischen Bischöfe von 1996 an: „‘Proposer la foi‘, also ‚Den Glauben vorschlagen‘ … als gute Lebensmöglichkeit vorschlagen.“ Und wenn man sich diese Definitionen genauer ansehe, dann hat Mission nicht mehr nur mit dem landläufigen Verständnis „ins Ausland gehen“ zu tun, sondern „dann passiert das da, wo ich lebe.“
Dialog ist der neue Name für Mission
Ursprünglich habe der Begriff „Mission“ mit „Sendung“ oder „gesandt sein“ zu tun, damit „Zeugnis zu geben und vom Glauben erzählen, ganz egal wo ich gerade bin“. Sei es früher mehr um die „missio ad gentes“ gegangen, also das „hin zu den Völkern“, so gehe es heute mehr um die „missio inter gentes“, also „zwischen uns allen“, auch innerhalb eines Landes. Damals wie heute sei aber gleichgeblieben, dass sich Missionar:innen auf den Weg machen. „Wer verkünden will, muss sich bewegen“, zitiert Sr. Anneliese Papst Franziskus. Das könne der Weg in ein neues Land sein, das könne aber auch der Weg in eine andere Gedankenwelt, in ein anderes Milieu sein, um dort in Dialog mit den Menschen zu treten. Man kann sogar sagen: „Dialog ist der neue Name für Mission.“
Sie erinnert sich an den Beginn der Amtszeit von Papst Franziskus, der ein sehr eindrückliches Bild formulierte: „Jesus klopft an, und zwar innen in der Kirche, dass er hinauswill. Ja, er klopft von innen an. Jesus möchte hinaus, er möchte freigelassen werden.“ Papst Franziskus betone, dass Mission nicht den Zweck hat, andere zu bekehren. Mission soll vielmehr aus der Freude, den eigenen Glauben mitzuteilen, passieren. „Das zeigen, was man selbst liebt. Und den anderen dazu einladen. In aller Freiheit. Denn bekehren kann ich mich nur selbst“
Bitte nicht in der eigenen Blase bleiben
Mission heißt auch, „sich einlassen auf den Kontakt mit anderen Menschen. Dass ich selbst in einen Lernprozess eintrete und zulasse, dass ich dadurch selbst bereichert werde.“ Um es Neumodern zu sagen: „Bitte nicht in der eigenen Blase bleiben. Mission, also das In-Kontakt-Treten mit anderen Menschen, ist für alle Orden, für alle Christen, für die gesamte Kirche wichtig. Wenn wir über den Tellerrand blicken, hält uns das lebendig, es ermöglicht uns, ‚Fremdes‘ kennenzulernen und dadurch bereichern wir unseren eigenen Glauben und lassen ihn wachsen und reifen“, so die Missionsschwester.
Österreich als Missionsland
Zu den Missionsgebieten zählen laut Sr. Anneliese alle Länder dieser Erde und sie betont: „Ja, einschließlich Österreich!“. Sie formuliert es sogar noch präziser: „Österreich ist vielleicht sogar mehr Missionsgebiet, als andere Länder, die uns wahrscheinlich schneller in den Kopf kommen, wenn wir an Mission denken. Was bedeutet Mission in Österreich? Wie sieht Mission in einem stark säkular geprägten Land aus? „Hier sind viele Ordensgemeinschaften noch auf der Suche nach Antworten“, erzählt sie. Die Steyler Missionare haben Europa bereits 1990 als „Missionsgebiet“ definiert und nicht mehr nur als Ort, von dem aus Steyler Missionare in andere Länder entsendet werden.
Auf die Fragen, ob es eine Mission überhaupt brauche, meint die Ordensfrau: „Wir leben eine Mission nicht, weil wir sie brauchen, sondern weil uns ein anderer braucht. Weil Jesus Christus uns braucht, um seine Botschaft sichtbar, hörbar, spürbar zu machen.“
Missionsorden in Österreich
Zu den großen Missionsorden in Österreich gehören u.a. die Steyler Missionare und Steyler Missionsschwestern, die beide weltweit tätig sind. Oder auch die Missionsschwestern vom kostbaren Blut, die Missionsschwestern Königin der Apostel oder die Comboni-Missionare. All diese Gemeinschaften, wurden in einer Zeit der großen Missionsbegeisterung gegründet, und zwar speziell für die Mission – damals noch vorrangig für die Mission in anderen Ländern. Aber auch die Franziskaner, Jesuiten, Don Bosco zählen natürlich zu den international tätigen Orden. Daneben gibt es kleinere Gemeinschaften wie die von Sr. Anneliese selbst, die weltweit Niederlassungen haben.
Missionar:innen seien in sehr vielseitigen Bereichen tätig, erzählt Sr. Anneliese. Naheliegend natürlich in der Verkündigung, in der Seelsorge, sie sind für Menschen in Not da, im Bildungs- und Gesundheitswesen, sie machen Arbeit in Basisgemeinden bis hin zu Anwaltschaft oder der Begleitung von Menschen in landwirtschaftlichen Bereichen. All das ist motiviert durch den eigenen Glauben und zeichnet den Weg Gottes nach, der in Jesus Christus den Menschen befreiend und heilend begegnet ist.
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
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Missionsschwestern vom heiligsten Erlöser
[rm]