„Wir wollen Nahrung für den Glauben anbieten“
„Wir sehen es als unseren Auftrag, den Menschen ein Fundament für ihren Glauben zu geben und ihre Sehnsüchte zu nähren“, sagt Sr. Maria Maxwald über das Angebot der Don Bosco Schwestern. Sie bieten Oasentage, Kurz- und Langexerzitien bis hin zu Mutter-Kind-Exerzitien und Familienurlaube am Meer oder Kloster auf Zeit an. „Die Leute kommen!“, sagt sie und ergänzt: „Sie haben oft in ihrem Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis niemanden mehr, bei denen sie ihren Glauben thematisieren können und sich in Glaubensfragen austauschen können.“ Bei den Veranstaltungen der Don Bosco Schwestern entstehe unter den Teilnehmer:innen eine Art Glaubensgemeinschaft.
„Man braucht zunehmend einen Erklärungsgrund, warum man Christin oder Christ ist. Warum man seinen Glauben leben will. Nicht irgendwo anonym für sich im Wohnzimmer, sondern in der Gemeinschaft mit anderen“, formuliert es die ausgebildete Erzieherin noch klarer und erklärt: „Wir wollen den Menschen helfen, den Glauben zu verankern und ihnen etwas geben, wo sie weiterwachsen können.“ Ganz nach dem Vorbild ihres Gründers Don Bosco, wollen die Schwestern „Nahrung für den Glauben“ anbieten.
„Auch wir Schwestern müssen selber immer schauen, dass wir unseren Glauben nähren. Es ist auch für uns oft eine Herausforderung, uns Zeit für Gebet, für Exerzitien, für Meditation, für Anbetung zu nehmen. Wenn man das vernachlässigt, hat man irgendwann nichts mehr zu geben“, ist Sr. Maria Maxwald überzeugt.
Das Schloss Wohlgemutsheim der Don Bosco Schwestern befindet sich im Bezirk Innsbruck Land, im Inntal. Neben Exerzitien oder Tagungen kann man auch die Natur genießen. © ÖOK/rm Fotodowload
Suchende Menschen
„Die Leute, die zu uns kommen, sind Menschen, die suchen. Sie suchen hinter dem, was sonst ihren Alltag ausmacht, ein bisschen mehr und sie wissen, dass sie dieses ‚Mehr‘ bei uns bekommen“, beschreibt Sr. Maria Maxwald die Gäste im geistlichen Zentrum Schloss Wohlgemutsheim. Es seien oft Menschen, die eine grundsätzliche katholische Sozialisation erhalten haben, und „dann ist etwas verloren gegangen oder nicht weitergewachsen.“ Meistens folgt dann früher oder später eine Lebensphase, wo neue Fragen auftreten und auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen finden sie oft die Don Bosco Schwestern und ihr Haus zum Auftanken in Tirol.
Auch Sr. Maria selbst habe bei den Don Bosco Schwestern ihre geistliche Nahrung und ihre Heimat gefunden. Kennengelernt habe sie die Schwesterngemeinschaft über die Schule und das Internat in Vöcklabruck. „Es waren die Jahre, wo ich den Glauben entdeckt habe, als etwas, das mir wichtig ist. Mein Tag ist anders, wenn ich ihn mit Gott beginne“, erzählt sie. Ein besonders einprägsames Erlebnis waren die Pfingsttage in Baumkirchen, die sie als Jugendliche besucht hat. Sie bezeichnet es, als „ein Highlight“ zu sehen, „da sind andere junge Leute, die sich auch vom Glauben begeistern lassen.“
„Nach dem Ende der dritten Klasse war klar, dass das auch mein Weg ist. Aber ich habe mich gefürchtet, dass diesen Gedanken jemand erraten könnte.“ Ein paar Stolpersteine hin zum Ordenseintritt wurden Sr. Maria Maxwald noch in den Weg gelegt. Sie machte eine Ausbildung zur Erzieherin, die sie als eine „herausfordernde Zeit, als eine Zeit des Wachsen und Reifens“ beschreibt. „Mein Glaubenskonzept ist zusammengebrochen. Das war ein starkes Rudern, ein tiefes Hinabsteigen in den Abgrund, kein Halt mehr, neu Aufrichten.“ Dann entschloss sie sich, ihr Leben Gott in die Hand zu geben. Und er wies ihr offensichtlich den richtigen Weg.
Die Don Bosco Schwestern von Baumkirchen (v.l.): Sr. Maria Maxwald, Sr. Veronika Kreuzberger, Sr. Johanna Götsch und Sr. Martina Nießner. © Don Bosco Schwestern Fotodownload
Menschen mit niederschwelligen Angeboten erreichen
Heute hat sie den Eindruck, dass viel an Glaubensnormalität im Alltag und Glaubenswissen verloren geht. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass junge Menschen wissen, was zu Weihnachten oder Ostern überhaupt gefeiert wird. Sie sei aber davon überzeugt, dass viele Menschen beten, meist im Verborgenen. „Aber sich als Glaubende zu bekennen, das schwindet, und damit auch das Glaubenswissen“, sagt die Don Bosco Schwester und ergänzt sofort: „Das ist auch Auftrag von Kirche und Glaubensgemeinschaften: Menschen mit niederschwelligen Angeboten erreichen.“
Neben dem geistlichen Zentrum bieten die Don Bosco Schwestern in Baumkirchen auch einen Tagungshaus im Schloss Wohlgemutsheim an. © ÖOK/rm Fotodownload
Mutter-Kind-Exerzitien
Ein in Österreich wohl einzigartiges Angebot sind die Mutter-Kind-Exerzitien. Sr. Maria Maxwald berichtet von Müttern, die immer wieder von dem Dilemma berichtet haben, dass sie gerne Exerzitien machen möchten, aber dies leider mit einem Kind nicht möglich ist. Dem Dilemma folgte prompt eine Lösung und so sind die Mutter-Kind-Exerzitien entstanden: Die Mütter kommen mit ihren Kindern und während die Kinder gut versorgt sind, haben die Mütter Zeit für sich und für ihre Gottesbeziehung. Sr. Maria Maxwald erklärt es ganz pragmatisch: Es gibt einen spirituellen Impuls, Zeit in der Stille oder in der Natur, die Mütter können auch mal ausschlafen und müssen nicht daran denken, was sie heute zu Mittag kochen. Zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen kommen die Mütter und Kinder wieder zusammen. Die Mütter dürfen bei uns wieder die Erfahrung machen: Ich habe Zeit für mich. Ich darf mich selber wieder mal wichtig nehmen.“
Dreifach Jubiläum in Baumkirchen
Das Jahr 2024 ist ein ganz besonders Jahr für die Don Bosco Schwestern in Baumkirchen. Sie feiern ein dreifaches Jubiläum: Das Schloss Wohlgemutsheim selbst gibt es seit 550 Jahren, die Don Bosco Schwestern im Schloss gibt es seit 65 Jahren und vor 10 Jahren wurde das Geistliche Zentrum wiederöffnet. Wie es dazu kam, dass der Standort in Baumkirchen nach wie vor besteht, obwohl die Schließung eigentlich schon fixiert war, erzählt Sr. Maria Maxwald im Podcast „Orden on air“.
Der Gründer Don Bosco hat eine präsente Stelle vor der Kapelle - dem baulichen und spirituellen Herzstück im Schloss Wohlgemutsheim. © ÖOK/rm Fotodownload
Don Bosco Schwestern
In Österreich sind die Don Bosco Schwestern an fünf Standorten präsent:
- Eine kleine Gemeinschaft in Wien
- Don Bosco Schulen und Praxiskindergarten in Vöcklabruck, OÖ
- „Haus Mornese“ Wohngemeinschaft mit Studentinnen in Salzburg
- Geistliches Zentrum und Tagungshaus sowie Don Bosco Kindergarten und Hort in Baumkirchen, Tirol
- (Sozial-)pädagogische Einrichtungen in Stams, Tirol
In der deutschsprachigen Provinz der Don Bosco Schwestern (Deutschland und Österreich) leben derzeit rund 100 Schwestern an 11 Standorten. Im Zentrum stehen die Bildung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen in verschiedensten pädagogischen und sozialpädagogischen Einrichtungen. Weltweit wirken ca. 11.000 Don Bosco Schwestern in 96 Nationen – vor allem in den Bereichen, Bildung, Begleitung und Beheimatung.
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
Weiterlesen:
Geistliche Zentrum und Tagungshaus Schloss Wohlgemutsheim, Baumkirchen
[renate magerl]