„Weihnachten ist ein Fest, das das Herz berührt.“
Wenn Abt Thomas Renner über Weihnachten spricht, leuchten seine Augen und es sprudelt nur so aus ihm heraus: „Weihnachten ist das Fest, das das Herz berührt. Glaube muss auch die Emotionen von uns Menschen wecken und treffen. Selbst die Liturgie ist da, um die Sinne anzusprechen. Weihnachten ist das Fest der Sinne.“
Für ihn muss das Weihnachtsfest spürbar, sichtbar und riechbar sein. Dazu gehören für den begeisterten Weihnachtsfan Kerzen, Weihnachtssterne, Christbäume, Weihnachtslieder, Weihrauch, eine Krippe uvm. Und auch das Dekorieren ist fixer Bestandteil. Der Abt selbst schmückt im Stift Altenburg die Prälatur, also seine Amtsräume, und auch die Gemeinschaftsräume. „Ganz wichtig ist natürlich die Stiftskirche – der wichtigste Raum zu Weihnachten: die Räumlichkeiten des Geburtstagskindes“, erzählt Abt Thomas Renner.
Die Kirche im Stift Altenburg im weihnachtlichen Glanz. © Stift Altenburg Fotodownload
„Wir müssen die Kirchen auch optisch auf das große Fest vorbereiten. Für alle soll auf den ersten Blick erkennbar sein, dass etwas Großes gefeiert wird“, ist er überzeugt. Und so erstrahlt die Kirche im Stift Altenburg in einem weihnachtlichen Glanz, bei dem Lichter, Weihnachtssterne, Lametta und vor allem die Krippe nicht fehlen dürfen: „Es glitzert und funkelt.“
Die Mönche vom Stift Altenburg beim Entzünden der Kerzen. Der Christbaum wird immer von den Mönchen selbst geschmückt. Echte Kerzen sind ein Muss. © Stift Altenburg Fotodownload
Wir haben das Warten verlernt
Im Podcast hält der gebürtige Wiener ein Plädoyer auf die Wichtigkeit der Adventszeit und des Wartens: „Die Adventszeit ist eine Wartezeit, eine Fastenzeit. Erst danach kommt das ‚Mehr‘.“ Doch heutzutage leben wir in einer Zeit, in der das Warten-können schwierig geworden ist. „Wir sind Kinder unserer Zeit: Wir haben verlernt zu warten.“
Seiner Meinung nach nehmen wir uns etwas von dieser besonderen Zeit und sind uns gar nicht bewusst, was wir dadurch verlieren. Abt Thomas Renner hat aber einen Tipp parat: „Der Rhythmus des Kirchenjahres hilft uns und lehrt uns, dass man sich Zeit nehmen muss und auch Zeit haben muss, um sich auf etwas Größeres vorzubereiten. Denn wenn immer alles vorhanden ist, hat auch nichts mehr einen Wert.“ Die Kirche und die Liturgie seien der Gegenpart zur stressigen Zeit, zu dem Getrieben-sein: „Wir bieten etwas an, was dem Innersten des Menschen viel näherkommt als der Konsum und das Alles-haben und Alles-brauchen.“
Der wundervoll geschmückte Christbaum in der Prälatur von Abt Thomas Renner. © Stift Altenburg Fotodownload
Der erste Advent war bestimmt keine ruhige und stille Zeit
Ob die Adventszeit eine stille Zeit sei, ist sich Abt Thomas Renner nicht ganz sicher und erklärt: „Ich frage mich, ob der Advent eine stille Zeit war und heute sein soll oder sein muss. Der erste Advent war laut Heiliger Schrift auch kein stiller und ruhiger Advent: Maria eilt in das Bergland, die Hirten eilten von den Feldern zur Krippe, im Morgenland machen sich Sternendeuter auf den Weg… In diesem ersten Advent, waren auch sehr viele Menschen unterwegs. Es war sicher auch nicht ruhig und besinnlich. Aber wir erfahren, diese Diskrepanz, weil wir diese Sehnsucht nach Stille und Besinnung in uns tragen.“
Sein Rezept für die oft stressige Adventszeit: „Sich ganz bewusst Zeit nehmen.“ Auch sein Kalender sei voll und vieles müsse noch im alten Jahr erledigt werden. Er nehme sich bewusst Zeit, um am Abend ein Buch zu lesen oder die Weihnachtspost – immerhin rund 1.000 Weihnachtskarten – in Ruhe zu erledigen. „Es ist ein Jahresrückblick. Ich denke beim Schreiben der Karten an Menschen, mit denen ich in diesem Jahr verbunden war“, erzählt der 53-jährige Abt und ergänzt: „Zur Ruhe kommen, heißt ja nicht aktivitätslos zu sein.“
Hochamt im Stift Altenburg am Christtag mit den großen Ministranten. © Stift Altenburg Fotodownload
Weihnachten im Stift Altenburg
Die Weihnachtsfeiertage stehen dann im Stift Altenburg natürlich ganz im Zeichen des großen Festes der Geburt Jesu Christi. Am Vorabend des Heiligen Abends schmücken die Mönche den großen Christbaum in ihrem Wohnzimmer. Ab 24. Dezember ist dann reges Treiben im Stift: Krippenlegung und Kinderandachten. Um 18 Uhr beginnt die Feier des Konvents mit der Vesper im Kerzenschein zum Hochfest der Geburt Jesu, danach ein festliches Abendessen ebenfalls bei Kerzenschein mit anschließender Weihnachtsfeier. Es werden Lieder gesungen, das Weihnachtsevangelium wird gelesen, Ansprachen und Weihnachtswünsche vom Abt und Prior des Hauses folgen. Dann singen die Mönche „Stille Nacht“ und es gibt die Bescherung. Um ca. 20 Uhr machen sich die ersten Mitbrüder auf den Weg in ihre Pfarren, um dort die Christmetten zu feiern. Im Stift wird traditionell erst um Mitternacht gefeiert.
„Dieses Warten von der gemeinsamen Feier im Konvent um ca. 20 Uhr bis zur Christmette um Mitternacht gehören für mich zu den schönsten Stunden des Jahres. Ich bin in der Prälatur beim Christbaum und lese ein Buch, höre das Weihnachtsoratorium von Bach – das sind die besinnlichsten und schönsten Stunden im Jahr“, schwärmt Abt Thomas Renner.
Das Stift Altenburg in winterlichen Schnee gebettet. © Stift Altenburg Fotodownload
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
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[renate magerl]