„Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt.“
Vor acht Jahren hat Br. Michael sein Leben auf den Kopf gestellt. Er ist im Alter von 40 Jahren in das Priesterseminar Freiburg eingetreten, später habe er dann die Berufung zum Ordensmann verspürt und so ist er vor fünf Jahren in den Orden der Kapuziner eingetreten. In seinem „früheren Leben“ war Br. Michael Journalist. Mit dem Glauben hatte er nicht viel am Hut, er ist ein „Spätberufener“, wie er selbst sagt. Heute stellt er Jesus Christus in den Mittelpunkt seines Lebens und will, ganz der franziskanischen Berufung folgend, nahe bei den Menschen sein.
Br. Michael Masseo Maldacker spricht im Podcast "Orden on air" über Freiheit als Ordensmann und erzählt auch,
was der wichtigste und freiste Moment in seinem Leben war. (c) Schauer-Burkart
Auf die Frage nach seinem wichtigsten und freisten Moment in seinem Leben, antwortet der 48-jährige Ordensmann aus dem Schwarzwald: „Das war bestimmt der große Wechsel in meinem Leben“, und meint damit die Entscheidung für den geistlichen Weg vor acht Jahren. Eigentlich war er jahrelang Atheist, im Brotjob Journalist. „Es war also nicht nur ein Schalter, den ich umlegen musste, ich musste 10.000 Schalter umlegen“, erzählt er. Seit fünf Jahren ist er nun Kapuziner. „Es war bestimmt diese große Freiheit, die ich mir genommen habe, zu sagen: ‚Ich möchte Kapuziner werden.‘ Da habe ich nicht mehr oder weniger getan, als mein Leben auf den Kopf zu stellen.“
Der Standort der Kapuziner in Salzburg ist seit kurzem wieder wieder Ausbildungskloster. Zu den bestehenden älteren Kapuzinern sind vier junge Männer aus dem Kapuzinerkloster in Münster in Norddeutschland und noch weitere Brüder aus der deutschen Provinz dazugestoßen. (c) Kapuziner/Rauser
Mit Mut und Gelassenheit zur Freiheit
Br. Michael Maldacker erzählt im Podcast auch wie er nun seinen Hauptberuf als Kapuziner mit seiner Leidenschaft als Journalist verbinden kann. Denn gemeinsam mit Sr. Franziska Madl bestreitet der Ordensmann in diesem Jahr die Sommerserie der Kirchenzeitungen in Österreich und Südtirol. So reiste der Kapuziner-Journalist quer durch Österreich und sprach mit verschiedenen Menschen über das Thema „Die Freiheit nehm‘ ich mir“.
Rückblickend habe er von den Gesprächspartner:innen zwei Dinge gelernt, die im Alltag Freiheit schaffen: „Zum einen der Mut, zum anderen die Gelassenheit und wie die beiden zusammenspielen.“ Dazu erklärt er: „Den Mut brauche ich, weil ich für die Freiheit bereit sein muss. Ich muss die neuen Wege gehen, ansonsten werde ich vom Alltag erdrückt. Und die Gelassenheit wird erreicht durch meinen Glauben, durch die Hobbys, die Leidenschaften, um die es in der Serie geht.“ Er habe auf seiner Reise durch Österreich und Südtirol ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Leidenschaften und Hobbys getroffen; was sie aber alle eint, ist der katholische Glaube. Es habe ihn beeindruckt, dass seine Gesprächspartner:innen so schön über ihren eigenen persönlichen Glauben sprechen können.
Mut und Gelassenheit – diese zwei Eigenschaften spielten auch bei Br. Michaels Entscheidung, Ordensmann zu werden, eine große Rolle. Der Mut habe sich auf jeden Fall ausgezahlt: „Im Hauptberuf bin ich Kapuziner, aber für die Kirchenzeitungen darf ich jetzt auch wieder als Journalist tätig sein. Ich besitze aktuell die Freiheit, als Kapuziner Journalist sein zu können, aber als Journalist gerne auch Kapuziner sein zu wollen.“
Für Br. Michael gehören vor allem zwei Dinge zur Freiheit: Mut und Gelassenheit. (c) Schauer-Burkart
Über die Freiheit Ordensmann zu sein
Freiheit und das Leben in einem Kloster, das passt für viele Menschen – zumindest auf den ersten Blick – nicht zusammen. Br. Michael ist sicher, dass er „eine andere Freiheit“ gewonnen habe und erklärt es anhand der drei Gelübde – Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam –, die Ordensleute beim Eintritt in den Orden ablegen: „Ich werde oft ausgelacht, wenn ich sage der Zölibat, die Ehelosigkeit schafft auch Freiheit. Ich muss mich aber um keine Familie kümmern.“ Auch Armut schaffe Freiheit, ist er überzeugt: „Als Kapuziner habe ich keinen persönlichen Besitz und brauche daher auch keinen Verlust fürchten“, und erinnert dabei wieder an die Gelassenheit. Und selbst Gehorsam mache frei, denn „ich stelle mein eigenes Wohl nicht immer in den Mittelpunkt, ich darf an die Gemeinschaft denken – da gibt es Mitentscheider, mit denen man im Konsens Entscheidungen trifft. Ich muss nicht jede Entscheidung alleine treffen – das macht mich tatsächlich frei.“ In seinen Worten merkt man, wie ernst er seine Berufung nimmt.
Durch den Eintritt in den Orden habe er eine "andere Freiheit" gewonnen. (c) Kapuziner/Rauser
Kapuziner in Salzburg und ganz Österreich
Die Kapuzinerprovinz Österreich Südtirol ist im Vorjahr neu aufgeteilt worden. Das Kapuzinerkloster in Salzburg gehört seitdem zur deutschen Kapuzinerprovinz. Der Standort in Salzburg wurde gestärkt und ist jetzt wieder Ausbildungskloster. Zu den bestehenden älteren Kapuzinern sind vier junge Männer aus dem Kapuzinerkloster in Münster in Norddeutschland und noch weitere Brüder aus der deutschen Provinz dazugestoßen. Insgesamt leben nun 13 Kapuziner im Kloster am Kapuzinerberg mit einem beeindruckenden Blick über die Stadt Salzburg. Für die älteren Mitbrüder sei es eine große Veränderung gewesen. „Wir Jungen bringen viel frischen Wind ins Kloster und dieser Wind ist vielleicht manchmal etwas zu frisch“, erzählt er schmunzelnd und freut sich über die neue Gemeinschaft: „Es gibt keine besseren Lebensratgeber als unsere älteren Mitbrüder.“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen.
Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
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[rm]