Gesundheitstag: Ohne Ordensspitäler wäre es "kälter" in Österreich
Sprach die Begrüßungsworte und wünschte eine inspirierende Tagung: Erzbischof Franz Lackner. (c) Ordensgemeinschaften
Die Fachtagung der Ordensspitäler und Pflegeeinrichtungen am Donnerstag, 25. November war der letzte Programmpunkt der Herbsttagungen der Orden, die online abgehalten wurden. Der Fachtag stand unter dem Motto "In guten Händen".
Lebendiger Teil der Kirche
Die Ordensspitäler seien ein lebendiger Teil der Kirche und würden einen nicht weg zu denkenden Beitrag für Österreich leisten. Gerade auch in der Pandemie würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herausragend agieren, freilich auch schon davor und nicht nur in der Betreuung der Covid-Patienten, betonte auch Erzbischof Franz Lackner. Ordensspitäler würden sich dadurch auszeichnen, dass über die professionelle medizinische Betreuung hinaus der Mensch im Mittelpunkt stehe.
Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz, bedankte sich für den Einsatz des Gesundheitspersonals: "Meine Hochachtung und größten Respekt für Ihre Arbeit, vor allem in den letzten beiden Jahren der Pandemie. Durch Ihren Dienst wird das Evangelium sichtbar." (c) Ordensgemeinschaften
In die gleiche Kerbe wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz schlug auch Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz. Die Ordenskrankenhäuser stünden ganz wesentlich für eine glaubwürdige Kirche, so der Erzabt von St. Peter. Und in Richtung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Spitäler sagte Birnbacher: "Bei euch ist man wirklich in guten Händen."
Der scheidende und der neue Vorsitzende der ARGE Ordensspitäler: Dir. Adolf Inzinger (links) und Dr. Christian Lagger. (c) Mayr
Adolf Inzinger, scheidender Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler unterstrich diesen Dank seiner Vorredner. Er zeigte sich in seinen Ausführungen zudem erleichtert, dass die Regierung angesichts der dramatischen Covid-Situation in den Spitälern den aktuellen Lockdown verhängte und eine Impfpflicht plant. Das biete die Chance für einen künftigen "normaleren" Betrieb, wie es Inzinger ausdrückte.
Zukunft der Pflegeberufe
Sprach über die Zukunft der Arbeit: Arbeitsminister Martin Kocher. Immerhin: Die Ordensspitäler sind mit 26.500 Mitarbeiter*innen ein bedeutender Arbeitgeber. (c) Ordensgemeinschaften
Mit dabei war auch Arbeitsminister Martin Kocher, der über die Zukunft der Arbeit im Bereich der Gesundheits- und Pflegebereiche sprach. Der Pflegebereich mache derzeit 1,8 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung aus, in zehn Jahren würden es gut 3 Prozent sein, so der Minister. Zugleich sei der Mangel an Fachkräften schon jetzt evident und werde sich noch verschlimmern, so nicht engagiert gegengesteuert wird. Aufgrund der Demografie würden künftig in vielen Bereichen Arbeitnehmer fehlen, so Kocher, der einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Branchen, aber auch Ländern prognostizierte.
Untätig sei man freilich nicht, führte Kocher weiter aus. Er sprach von einem Bündel von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegeberufe. Derzeit seien etwa 11.000 Personen in solchen Ausbildungen. Das sei aber noch nicht ausreichend. Die entsprechenden Möglichkeiten zur Qualifizierung wie auch die Förderungen seien vielfältig wie komplex, so der Minister. Wichtig war Kocher, dass die Angebote zur Qualifizierung für einen Beruf in der Pflege allen Altersgruppen offen stehen. Und es brauche auch noch viel mehr Anstrengungen für begleitende Maßnahmen. Dazu zähle etwa auch der Ausbau der Kinderbetreuung.
Um vor allem auch junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, ermutigte Kocher dazu, die Sinnhaftigkeit dieser Tätigkeit als Mehrwert in den Mittelpunkt der Werbung zu stellen.
Strikte Ablehnung des assistierten Suizids
Josef Wallner, Leiter des Bereichs Ethik der Barmherzigen Brüder Österreichs, wies auf viele Probleme im Bereich der Pflege hin. (c) Ordensgemeinschaften
Assistierter Suizid komme in katholischen Ordensspitälern bzw. kirchlichen Pflegeeinrichtungen unter keinen Umständen infrage, so der Tenor bei der Fachtagung der Ordensspitäler im Rahmen der Herbsttagung der Orden. Der Ethiker Jürgen Wallner mahnte in diesem Zusammenhang freilich umfangreiche Bemühungen ein, damit Menschen erst gar nicht den Wunsch zum assistierten Suizid äußern würden. "Wie jesuanisch ist unser Umgang mit den Sorgen der Menschen am Lebensende?", so Wallner wörtlich.
Der Leiter des Bereichs Ethik der Barmherzigen Brüder Österreich wies auf prekäre Situationen in der 24-Stunden-Pflege zu Hause, aber auch auf viele Probleme im stationären Bereich hin. Wie sich Menschen in dieser Lebensphase begleitet und versorgt fühlen, habe große Auswirkungen darauf, wie sie ihr eigenes Leben wahrnehmen und letztlich bewerten. Je mehr es gelinge, hier den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, umso mehr werde ein assistierter Suizid erst gar nicht in den Blick kommen, zeigte sich Wallner überzeugt.
Der Kommunikations- und Strategieberater Jürgen Beilein ermutigte die Verantwortlichen der Ordensspitäler, angesichts der angespannten Lage im Gesundheitssystem besonderes Augenmerk auf die Wertschätzung gegenüber den eigenen Mitarbeitern zu legen. Das müsse ein Herausstellungsmerkmal von Ordenskrankenhäusern sein.
Der Nationalratsabgeordnete und frühere Rektor der Medizinischen Universität Graz, Josef Smolle, sagte in seinen Ausführungen über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitsbereich, dass es in Österreich, verglichen mit anderen europäischen Ländern, eine sehr hohe Zahl an Ärztinnen und Ärzten wie auch an Medizinstudienplätzen gebe. Dennoch gelte es, bereichsspezifischen Mängeln entgegenzuwirken. Dazu gehöre vor allem auch eine Attraktivierung der Kassenstellen für Ärzte. Derzeit seien 300 Kassenstellen unbesetzt, dieser Zahl stünden 10.000 Wahlärzte gegenüber, hielt Smolle fest.
Kassenstellen müssen attraktiver werden, um einen Versorgungsengpass entgegenzuwirken, so der eh. Rektor der Medizinischen Universität in Graz, Dr. Josef Smolle. (c) Ordensgemeinschaften
Verbesserungspotenzial ortete der Mediziner und Politiker auch bei der Ausbildung der Fachärzte im Land. Und er fügte hinzu: "Man muss in einem Fach alles kennen, aber nicht alles können." Es brauche eine sinnvolle Aufgabenverteilung zwischen den Spitälern. "Das ist kein Sparprogramm, sondern ein Qualitätsprogramm im Sinne der Patientinnen und Patienten", plädierte Smolle für Strukturreformen.
Die Teilnehmenden des "Gesundheitstages" der Herbsttagungen verfolgten die Vorträge über Zoom. (c) Ordensgemeinschaften
1,8 Mio. Patienten pro Jahr
In Österreich gibt es 23 Ordensspitäler, damit steht bundesweit jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. Insgesamt sind es laut einer aktuellen Statistik exakt 7.808 Betten. Mehr als 1,8 Mio. Patientinnen und Patienten werden jährlich in den Ordensspitälern behandelt, 74 Prozent ambulant, 21 Prozent stationär und 5 Prozent tagesklinisch. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert.
Die Ordensspitäler sind auch ein bedeutender Arbeitgeber mit mehr als 26.500 Mitarbeitenden. Davon sind 64 Prozent Frauen und 36 Prozent Männer. Dazu sind die Ordenskrankenhäuser auch in der Ausbildung für Gesundheitsberufe ein wichtiger Player; mit u.a. 1034 Plätzen für das Klinisch-Praktische Jahr im Rahmen des Medizinstudiums, 927 Fachärztinnen und Fachärzte in Ausbildung oder 311 Turnusärztinnen und -ärzte in Basisausbildung. Dazu kommen 276 Allgemeinmediziner und -innen, 215 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pfleger in Ausbildung, 159 Fachkräfte für Pflege- und Pflegeassistenz sowie 147 Bachelorausbildungen in Kooperation mit Fachhochschulen und Privatuniversitäten.
In Kooperation mit der Kathpress.
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[elisabeth mayr]