Praxistage Archiv: Lesekurs alte Schriften & Historische Maßeinheiten
Die Teilnehmer*innen des Modul 1 "Lesekurs alter Schriften". (c) Karin Mayer
Modul 1 „Lesekurs alter Schriften“ fand am 17.09. 2021 im Club4 am Stephansplatz in Kooperation mit dem Diözesanarchiv statt. Teilgenommen haben 9 Personen aus den Bereichen Ordensgemeinschaften (Benediktinerinnenabtei Nonnberg, Kongregation der Dienerinnen des hlst. Herzens Jesu, Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, Salvatorianer, Archiv Maria am Gestade) sowie dem Kärntner Landesarchiv.
Archive: Das Gedächtnis einer Institution
Anlass der „Praxistage Archiv“ war die Tatsache, dass in den Archiven viel wertvolles Schriftgut liegt. Wertvoll, weil das Wissen um Zusammenhänge im Laufe der Zeit verloren geht. Historisches Schriftgut sichert dieses Wissen und ist das „Gedächtnis“ einer Institution, Erklärungen für das Jetzt und neue Erkenntnisse können aus historischen Schriftstücken „herausgelesen“ werden.
Die Entwicklung der Schrift
Als Referentin war Mag. Heidemarie Bachhofer vom Niederösterreichischen Landesarchiv eingeladen, die in ihrem Vortrag auf die Entwicklung der Schrift mit dem Schwerpunkt 18.-20. Jahrhundert einging. Zu Beginn stellte sie die Geschichte und Entwicklung der Schrift von der Antike bis hin zur Kurrentschrift des 20. Jahrhunderts dar. Besonderheiten, wie das Verbot der Kurrentschrift im Jahr 1941 durch die NSDAP wurden dabei erwähnt.
Anschließend las die Gruppe gemeinsam den in Kurrentschrift geschriebenen Text „Vanillebrod“, der gerade zu Beginn beim Lesen doch einigen Problemen bereitete.
Mehr und mehr kamen die Teilnehmer*innen in das Lesen hinein und schafften es mittels Lupen und viel Geduld einige Wörter gemeinsam zu lesen. Dabei gab Heidemarie Bachhofer noch wertvolle Tipps für die Herangehensweise beim Transkribieren (lesbare Buchstaben als „Lückentext“ schreiben, Vergleich mit schon transkribierten Wörtern).
Eine Teilnehmerin bei der "Detektivarbeit". (c) Iris Forster
Gemeinsam alte Schriften lesen
Nach einem gemeinsamen Austausch bei Kaffee und Kuchen wurden Beispiele aus dem Diözesanarchiv Wien (Ausschnitt Pfarrchronik Mariahilf von 1865 und ein Beispiel aus dem Bestand der Ordinariatsakten) gemeinsam erarbeitet. Zuerst versuchte jede/r Teilnehmer*in, die Texte selbst anhand der Handreichung zu lesen. Heidemarie Bachhofer, Johanna Kößler und Iris Forster unterstützten die Teilnehmer*innen bei der „Detektivarbeit“ und gaben Tipps. Final wurde aufgelöst und die Beispiele gemeinsam vorgelesen.
Zum Abschluss des ersten Moduls „Praxistage Archiv“ erhielten die Besucher*innen eine Teilnahmebestätigung und es war noch Raum für Fragen und Anregungen. Das Feedback zum Kurs war sehr positiv.
Positive Rückmeldungen: Die Teilnehmer*innen des Lesworkshops wünschen sich mehr dieser Art. (c) Karin Mayer
Modul 2: Historische Maßeinheiten
Am 24.09.2021 fand Modul 2 der Praxistage Archiv zum Thema „Historischen Maßeinheiten“ (Maße, Gewichte und Währungen) statt. 6 Teilnehmer*innen, 4 davon besuchten auch Modul 1, nahmen an dem Praxistag teil. Zu Beginn gab Johanna Kößler, Leiterin des Diözesanarchivs Wien, einen Einblick in die große Vielzahl an Maße und Gewichte, welche heutzutage kaum mehr in Gebrauch sind, jedoch beispielsweise beim Lesen von Inventaren und Rechnungen nach wie vor eine wichtige eine Rolle spielen. Dann wurde der Bogen zum österreichischen Münz- und Geldwesen gespannt. Unter Erzherzog Sigismund von Tirol und Kaiser Maximilian I. wurde das Münzwesen reformiert. Nun wurde in Dukaten, Groschen, Kreuzer und Gulden unterteilt. Im 19. Jahrhundert wurde die Wiener Währung kurzzeitig eingeführt.
Detektivarbeit in alten Schriften
Nach einer kurzen Stärkung und Austausch bei Kaffee und Kuchen begann der Workshop. Um den Einstieg in das Transkribieren zu erleichtern, gab es vor der Übung noch ein kurzes Wiederholen der wichtigsten Kennzeichen einzelner Buchstaben, da diese teilweise ein sehr ähnliches Schriftbild aufweisen. Spannende Beispiele wie eine Abrechnung eines Brunnenbaus, sowie Auszüge aus Pfarrakten und einer Pfarrchronik wurden transkribiert. Zuerst las und erarbeitete jede/r Teilnehmer*in den Text für sich, Johanna Kößler und Iris Forster standen unterstützend zur Seite, bevor im Anschluss der Text gemeinsam in der Gruppe gelesen wurde. Man konnte die großen Fortschritte zwischen beiden Modulen erkennen und auch die Begeisterung, sich in die „Detektivarbeit“ zu stürzen war geweckt.
Auch nach dem zweiten Workshop war Zeit für eine Reflexionsrunde und sämtliche Teilnehmer*innen wünschen sich mehr dieser Art der Leseworkshops.
Autorin: Iris Forster
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