Unterwegs auf alten Pilgerwegen: Von Krakau bis Aquileia
Fröhliche Gesichter bei der Ankunft im Stift St. Lambrecht. (c) privat
Von Nord nach Süd
Die Wiederentdeckung der Romea Strata ist ein visionäres europäisches Projekt, das Kulturen, Ideen und Menschen unterschiedlicher Regionen zusammenführen soll. Die Romea Strata führt auf bereits bestehenden, von Glauben und Kultur geprägten Pilgerwegen von den Baltischen Staaten bis nach Rom und bindet diese in ein großes gemeinsames europäisches Kulturprojekt ein. In Österreich sind dies der Jakobsweg Weinviertel, die Via Sancti Martini, der Jakobsweg Wien, die Via Sacra und der Wiener Wallfahrerweg, der Mariazeller Gründerweg, der Benedikt Pilgerweg, der Hemmaweg und der Kärntner Marienpilgerweg.
Pilgergruppe kam am 21. Mai an österreichische Grenze
Die Pilgertour ist als Staffel organisiert. An den Grenzen übergeben die Vertreter des jeweiligen Landes einen Pilgerstab und ein Pilgerbuch mit dem Symbol der Romea Strata an die anschließende Pilgergruppe. Das Pilgerbuch dient dazu, an ausgewählten Pilgerstationen Grußbotschaften mit auf den Weg zu geben. Diese Botschaften sollen die Vielfalt der teilnehmenden Regionen mit unterschiedlichen Kulturen und Menschen zeigen.
Eine 1. Staffelübergabe fand am 21. Mai zwischen Mikulav in Tschechien und Poysdorf in Niederösterreich statt.
Herzlicher Empfang in St. Lambrecht
Gemeinsam wurde eine heilige Messe in der Stiftskirche St. Lambrecht gefeiert. (c) privat
In Mariazell übernahm der Verein Benedikt be-WEG-t, die Gewinner des Preis-der-Orden 2020, die "Romea Strata Insignien" und brachte diese auf dem Mariazeller Gründerweg – in umgekehrte Richtung – nach 11 Etappen nach St. Lambrecht, dem Ausgangskloster der Gründung des mittlerweile internationalen Wallfahrtsortes. Ein Teilnehmer berichtet:
"Die Romea Strata Pilger*innen sind nun gut am Ende ihres Staffelteiles nach 11 Tagesetappen und 222 km in St. Lambrecht angekommen. Nach dem Abschlussgebet in der Stiftskirche mit Abt Benedikt Plank und Prior P. Gerwig Romirer begrüßte Bürgermeister Mag. Fritz Sperl die erfolgreichen Pilger*innen in seiner Gemeinde. Er sehe sehr zufriedene Gesichter, die glücklich und unfallfrei die weite Strecke gegangen sind. Er freue sich, dass mit dem Romea Strata Projekt die historische Verbindung von St. Lambrecht mit Mariazell vertieft und international bekannt gemacht wird. Man werde das Projekt gerne unterstützen."
Auf dem Hemmaweg geht es dann weiter nach Gurk, am 19. Juni überschreiten die Pilger die Grenze nach in Italien. Es geht nach Tarvis und Camporosso und auf den Monte Lussari. Finales Ziel ist am 28. Juni Aquileia mit einem großen Abschlussgottesdienst. An den einzelnen Etappenzielen findet jeweils eine Pilgermesse bzw. Andacht und/oder ein Treffen mit Gemeindevertretern statt.
Interessierte Pilger können die internationale Pilgergruppe auf ihrem Weg unter Berücksichtigung der Covid-19 Bestimmungen und nach vorheriger Anmeldung begleiten.
Verein Associazione Europea Romea Strata (AERS)
Übergabe der Romea Strata Insignien. (c) Privat
Die AERS ist ein länderübergreifender Verein, welcher zur Wiederentdeckung der Romea Strata – eines alten Kultur- und Pilgerweges von der Ostsee nach Rom – gegründet wurde. Die AERS wurde 2018 von Tourismus- und Regionsverbänden, Universitäten, Diözesen und Pilgervereinen aus Italien, der Tschechischen Republik und Österreich gegründet, mittlerweile sind auch Organisationen in Polen dazugekommen.
Die Mitglieder arbeiten über Ländergrenzen hinweg daran, das riesige kulturelle und künstlerische Erbe zu fördern, ein gemeinsames Bewusstsein dafür zu schaffen und die Orte des Glaubens und der Spiritualität, sowie die Schönheit der sie umgebenden Naturlandschaft einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Zweck des Vereins ist es, den offiziellen Status einer europäischen Kulturroute des Europarats zu erhalten. Dieser wurde bereits anderen großen Pilgerwegen wie dem Jakobsweg, der Via Francigena, dem Martinusweg und erst vor Kurzem der Via Romea Germanica verliehen.
Pilgern ist nachhaltig und umweltfreundlich
Das laufende Projekt wird auch einen starken Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit leisten. Massentourismus wirkt sich negativ auf die Umwelt aus (hoher Ressourcenverbrauch, Abfall, Luft- und Wasserverschmutzung, usw.).
Pilgerwanderungen hingegen zählen zum sanften Tourismus mit kaum negativen Auswirkungen auf die Umwelt.
Die Initiative soll daher auch das Bewusstsein für nachhaltige Reiseangebote bei Reiseveranstaltern, Beherbergungsbetrieben und Freizeitunternehmen schärfen. Besonders nachhaltige Betriebe und Regionen sollen dabei als europaweite Vorbilder fungieren. Darüber hinaus sollen geringer entwickelte Regionen von einer erhöhten Wertschöpfung profitieren.
[elisabeth mayr]