#einfach pilgern: Mit Sr. Justina Enzenhofer hinauf zum Pöstlingberg
Sr. Justina Enzenhofer im Gespräch mit Martin Gsellmann, dem Leiter des Medienbüros. (c) Schauer-Burkart
Was könnte besser zum Thema #einfach passen, als mit einer begeisterten Pilgerin, Wanderin und zugleich Ordensfrau über die Schlagworte #einfach, #gemeinsam, #wach zu philosophieren. Die Begriffe sind moderne Übersetzungen der evangelischen Räte Armut, Keuschheit und Gehorsam. Nach dem Jahr 2019, in dem die Ordensgemeinschaften das Thema #wach ins Zentrum stellten, steht heuer das #einfach 2020 im Vordergrund. Insgesamt leben in Oberösterreich ca. 900 Ordensleute in 46 Ordensgemeinschaften.
Die Reise beginnt am Fuße des Pöstlingbergs. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche und Ziel der kurzen Pilgerreise. (c) Schauer-Burkart
Parallelen zwischen Pilgern und Ordensleben
Sr. Justina Enzenhofer, gefragt nach den Aspekten einer Pilgerreise, die für Einfachheit stehen, gibt am Beginn des Weges zu bedenken, dass Wege, ob individuelle Lebenswege oder auch das Ordensleben an sich, ein und dasselbe Ziel kennen: Gott. Auch in der Bibel sei immer vom Unterwegssein die Rede. Lässt man, wie bei einer Pilgerschaft, etwas beim Eintritt in das Ordensleben hinter sich, frage ich die sympathische Ordensfrau. „Ja“, antwortet diese, „natürlich verzichtet man auf ein gewöhnliches Leben, aber man bekommt so viel mehr in der Gemeinschaft geschenkt!“.
Noch eine Parallele zwischen dem Ordensleben und dem Pilgern tut sich auf: „Auch wenn man das große Ziel kennt, der konkrete Weg und die richtigen Passagen sind immer noch zu suchen“, betont Sr. Enzenhofer und: „Diese Suchbewegung ist durchaus 'franziskanisch'. Franziskus hat sich immer wieder aufgemacht, weil er nie aufgab, nach dem richtigen Weg zu fragen.“ Nicht unwesentlich ist dabei auch das Erleben der Natur. Die Natur bietet den geeigneten Raum, um zur Ruhe zu kommen, um über den eigenen Weg nachzudenken und zu reflektieren, ob das so alles passt im Leben.
Schnecken sind langsam gehen aber beständig weiter, davon könne man sich beim Pilgern etwas mitnehmen, so Sr. Justina. (c) Schauer-Burkart
Pilgern: Schritt für Schritt zum Ziel
Der Weg, gemütliche eineinhalb Stunden vom Hauptplatz Linz hinauf bis zur Wallfahrtsbasilika zu den Sieben Schmerzen Mariä, die sogenannte "Pöstlingbergkirche", wird im mittleren Abschnitt ganz schön steil. Gerade dort quert eine Weinbergschnecke gemütlich aber stetig in ihren Bewegungen unseren Weg. Ein Bild, das stimmt für die Ordensfrau: Man kommt Schritt für Schritt ans Ziel und nicht durch eiliges Dahinhasten. Pilgern – und wohl auch das #einfache Leben – habe gerade mit diesem bewussten Gehen zu tun.
Im oberen Drittel pausieren wir kurz. Pausen sind Zäsur und ermöglichen eine Rhythmik des Weges. Wichtig für Sr. Enzenhofer ist die Wahl der Geschwindigkeit, denn im Gehen, im Pilgern, ist es wichtig Distanzen in der ureigenen Geschwindigkeit durchzuhalten. Ihr helfe, umgemünzt auf das Ordensleben, dabei auch die durch Gebet strukturierte Zeit in der Gemeinschaft.
Pausen sind wichtig und geben dem Pilgerweg Struktur. (c) Schauer-Burkart
Pilgern reduziert auf das #Einfache
Die Linzer Ordensfrau geht solche kleinere Strecken gern und bewusst allein. Größere Wege geht sie gerne in Gemeinschaft. „Beim Pilgern kommt man zum Eigenen durch die Langsamkeit, durch diese Einfachheit“, meint sie und weist einmal mehr auf die Verbindung zwischen Lebens- und Pilgerweg hin. „Wir sind alle hier nur auf Pilgerschaft auf dieser Erde.“
Eine Ordensgemeinschaft könne man parallel als große Pilgergemeinschaft verstehen, die auf ihrem Weg zu Gott sei. Die Gemeinschaft motiviere „immer ein Stückerl weiter zu gehen“.
Verdiente Rast am Ende der Pilgerreise mit Blick auf die Landeshauptstadt Linz. (c) Schauer-Burkart
Ankommen vs. Heimkommen
Auf der Aussichtsplattform knapp unterhalb der Wallfahrtskirche angelangt, zeigt Sr. Justina auf ihre Heimat das Mühlviertel. Nun lebt sie schon 50 Jahre in Linz und der Konvent ist auch ein „dahoam“ für sie geworden. So wie sich auch beim Pilgern das Ankommen und Heimkommen abwechseln dürfen.
Bei der Pöstlingbergkirche angekommen, am Ende dieser „kleinen Alltagspilgerreise“, nimmt es Sr. Justina Enzenhofer mit den Zielen pragmatisch, einfach: „Wichtig ist, dass man gesund am sich gesetzten Ziel ankommt. Zu viele Ziele erzeugen zuviel Leistungsdruck, dem man nicht standhalten kann.“ Die Ordensfrau plädiert für weniger, dafür aber erreichbare Ziele: Angekommen kann man dann aus vollem Herzen Danke sagen.
[martin gsellmann}