#otag19 - Br. David Steindl-Rast: Ordensgründer waren Revolutionäre
"Ordensgründer waren Revolutionäre" - Br. David Steindl-Rast am #otag19. (c) Magdalena Schauer
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Für Christen sei das Thema „einfach leben – dankbar leben“ heute ein zentrales Thema. Denn das Zentrum einer Christlichen Gemeinschaft sei die Eucharistiefeier, also die Feier des Dankes. „Dankbarkeit ist die einfachste Zusammenfassung für das, was christlich Leben heißt“, so der weltberühmte Benediktiner. Hinter der Dankbarkeit stünde aber noch etwas – die Urentscheidung unseres Lebens, nicht nur des christlichen, sondern auch des menschlichen Lebens: Die Wahl zwischen Lebensvertrauen und Lebensfurcht. Da müsse man unterscheiden zwischen Furcht und Angst. Angst ist im Leben unvermeidlich, weil Menschen immer wieder in die Enge kämen. Aber mitten im Tal der Angst, das man durchgehen müsse, dürfe man sich nie fürchten. „Der Schlüssel für Freude liegt in unserer Hand. Immer wieder gibt es eine Gelegenheit für Dankbarkeit“, bringt es Steindl-Rast auf den Punkt.
Dankbarkeit ist revolutionär
Dabei sei Dankbarkeit geradezu revolutionär. Denn richtig verstanden bedeute es, genügsam zu leben. „Wenn wir dankbar essen, trinken, dankbar sind mit dem was wir haben, ist das eine Revolution gegen die Konsumgesellschaft“, so Steindl-Rast. Und weiter: „Wir leben in einer Gesellschaft, die von Furcht getrieben ist.“ Dies werde vor allem von jenen gefördert, die ganz oben an der Spitze der Machtpyramide sitzen und die ihre Macht durch Furcht gewinnen. Dabei fürchten sie sich selbst am meisten, denn jeder könnte sie von dieser Pyramide herabstürzen. Deshalb halten sie sich dort oben, indem sie Gewalt anwenden. Doch die Geschichte habe gezeigt: Die großen Tonbilder der Furchtlosigkeit sind die Revolutionäre; und oft waren das Ordensgründer wie Franziskus oder Benedikt. Sie wollten eine andere Gesellschaft als diese von einer Machtpyramide geprägten. „Die für Christen einzige Legitimation von Macht ist die Ermächtigung von anderen“, so Steindl-Rast im O-Ton. „Setzt die Macht der Gewalttätigkeit die Liebe entgegen.“ Sein Resümee: „Viele Fragen erfordern Geduld, Innehalten, Hinhorchen. Und dann den kleinen Schritt machen, den das Leben jetzt von uns verlangt – nur so können wir die großen Probleme lösen. Durchdenken, zurückführen auf das Lebensvertrauen, das sich durch einfach Dankbarsein ausdrückt – wenn uns das ein bisschen geholfen hat, bin ich ihnen allen sehr dankbar.“
[rsonnleitner]