Sr. Christine Rod: „Ordensleben wird immer Relevanz haben“
Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, ist überzeugt: "Ordensleben wird immer Relevanz haben." (c) ÖOK/emw
Derzeit gebe es rund 4.100 Ordensleute in Österreich. Viele Jahrhunderte habe es in Österreich aber nicht mehr als vielleicht tausend Ordensleute gegeben. Erst im 19. Jahrhundert hätten die Orden mit den großen Sozial-, Gesundheits- und Bildungswerken auch personell so stark zugelegt. Das habe vor allem die Frauenorden betroffen. Rod sprach von "Flaggschiffen, die den europäischen Wohlfahrtsstaat wesentlich mit aufgebaut haben". Diese Epoche sei nun freilich vorbei, so die Ordensfrau von den "Missionarinnen Christi". Die Ordenskonferenz-Generalsekretärin sprach von einer Umbruchssituation bzw. Neuorientierung für die Orden. Die entscheidende Frage sei auch: "Was brauchen Menschen heute in einer säkularen oder post-säkularen Gesellschaft?" Auf jeden Fall "Menschen, die irgendwie mit diesem Gott leben und davon auch etwas weitergeben".
Ordensfrauen als wichtige Impulsgeberinnen
Im Blick auf die Frauenorden sagte Sr. Christine Rod, dass Ordensfrauen heute auch ein Stück gesellschaftlicher Wirklichkeit widerspiegeln würden. Junge Ordensfrauen seien hochgebildet und oftmals in führenden Positionen tätig. Rod: "Wenn heute eine Frau wie Sr. Teresa Schlackl im St. Josef Krankenhaus als Werte- und Ethikverantwortliche in der höchsten Führungsetage tätig ist, dann ist das so ein Beispiel, wo Ordensfrauen aus ihrer Spiritualität heraus mit ihren Ausbildungen, Fähigkeiten und Kompetenzen wichtige Impulsgeberinnen sind."
Freilich, die überwiegende Mehrheit der Ordensfrauen sei alt. Doch auch diese gealterten Gemeinschaften hätten ihre Bedeutung, wenn es gelte, "den Freiraum für Gott offen zu halten".
Rod verwies auf das nachsynodale Schreiben "Vita Consecrata" von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, in dem es darum geht, dass durch die Orden Gottes Wirken in der Welt spürbarer bzw. die Welt menschlicher und gerechter werden soll. "Unser Leben und Wirken als Ordensleute soll für andere einen positiven Unterschied ausmachen", so die Ordensfrau.
„wirksam und gegenwärtig“
Die Ordensgemeinschaften setzten sich auf vielfältige Weise für ein gutes Leben in Österreich ein, betonte Rod; sei es in den Bereichen Spiritualität, Bildung, Gesundheit, Pflege, Kultur, Mission, Soziales oder Schöpfungsverantwortung. Bei den Ordenstagungen von 27. bis 30. November 2023 im Wiener Kardinal-König-Haus soll dies wieder deutlich herausgearbeitet werden. Die Tagungen stehen unter dem Motto "wirksam und gegenwärtig".
Beim "Österreichischen Ordenstag" am 28. November wird zuerst der frühere Gesundheitsminister Rudolf Anschober über "Wirksamkeit in der Öffentlichkeit" sprechen. Der Psychotherapeut und Regisseur Johannes Neuhauser spricht im Anschluss über "Wirksamkeit durch Spiritualität". Die in San Salvador lehrende Theologin und Ordensfrau Martha Zechmeister beleuchtet schließlich das Thema "Wirksames Ordensleben". Wirksamkeit sei nicht immer messbar, so Rod, "aber jedenfalls erkennbar und damit öffentlich".
Institut Österreichischer Orden
Wie die Generalsekretärin der Ordenskonferenz weiter berichtete, komme aufgrund der Altersstruktur der Orden dem Institut Österreichischer Orden immer größere Bedeutung zu. Das Institut ist eine Einrichtung der Österreichischen Ordenskonferenz mit dem Zweck, Ordensvermögen zu übernehmen und dieses für die Interessen und Anliegen der Orden zu verwalten und zu entwickeln. Ziel ist die nachhaltige Verwaltung von Liegenschaften, Unternehmensanteilen, Kulturgütern und sonstigen Vermögen, um Werken der Ordensgemeinschaften eine Zukunft zu geben und neue Initiativen im Sinne der Ordensanliegen zu ermöglichen. So bleibe Ordensvermögen nachhaltig in Ordenshand, bekräftigte Rod. Das sei letztlich auch ein Beispiel für die Wirksamkeit der Orden.
Ein ganz anderer Bereich sei die Spiritualität. Derzeit läuft beispielsweise ein von der Ordenskonferenz angebotener mehrjähriger Spiritualitäts-Lehrgang unter dem Motto "glauben und leben", der zu den Spuren und Wurzeln des Christlichen hinführen soll. Ein zweiter aktueller spiritueller Lehrgang - "führen und leben" - ist vor allem an Führungskräfte gerichtet. Solche Lehrgänge wolle man künftig verstärkt anbieten, erklärte Sr. Christine.
„Bemerkenswerte neue Akzente“ bei Weltsynode
Auf die Weltsynode in Rom angesprochen, stellte Rod im Kathpress-Interview "durchaus bemerkenswerte neue Akzente" fest. Wenn das Abschlusspapier bei den angeführten Themen im Dreischritt "Konvergenzen - Zu behandelnde Themen - Vorschläge" vorgehe, dann sei das neu. Freilich: Bei allen positiven synodalen Gesprächserfahrungen sei es nun an der Zeit für Unterscheidungen und Entscheidungen. Im Blick auf die Frauenfrage bezeichnete es Rod als positiv, dass bereits 54 Frauen mit Stimmrecht mit dabei gewesen waren.
Christine Rod, geboren 1959 in Niederösterreich, studierte nach der Matura in Laa an der Thaya in Wien Theologie und Germanistik. Von 1985 an stand sie im pastoralen Dienst der Erzdiözese Wien. Zwischen 1990 und 1992 verbrachte sie dabei einen Studienaufenthalt auf den Philippinen. Im Jahr 2000 trat Rod in die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi ein. Von 2003 bis 2013 leitete sie den Bereich Ordensentwicklung im Kardinal-König-Haus. 2013 übernahm sie für sechs Jahre die Regionalleitung der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich. Nach einer Sabbatzeit in Israel kehrte Rod nach Österreich zurück. Seit Mai 2020 ist sie Generalsekretärin der Ordenskonferenz.
Quelle: kathpress